"Ilias" in den Berner Vidmarhallen
08.09.2014 Konzert Theater Bern eröffnet die Schauspielsaison mit Homers "Ilias" in der Übertragung von Raoul Schrott und der Regie von Volker Hesse als Schweizer Erstaufführung.
Bild: Mona Kloos, Jonathan Loosli - Foto: © Philipp Zinniker
Da züngeln die Flammen, da wird gefestet und getanzt, Fussvolk inklusive. Denn Hesse stockt das Schauspielensemble von Konzert Theater Bern noch mit einer Handvoll Laien auf, Männer und Frauen aus Kriegsgebieten, die in die Schweiz geflüchtet sind. Doch ihr Drama wird in diesen Auftritten der theatralischen Verrenkungen und Klageschreien nicht wahrnehmbar. Wer um ihr Schicksal nicht weiss, wird sie für eine harmlose Laiengruppe halten, die sich zwar viel Mühe gibt, aber nicht in die Aufführung passt. Am eindrücklichsten wirkt ihre stumme Präsenz, wenn sie einfach dasitzen oder -liegen und ihre bleierne Müdigkeit spürbar wird.
Brigitta Niederhauser
http://www.derbund.ch/kultur/theater/Es-ist-Krieg-und-keiner-kann-weg/story/27200613
Eine verstrickte Sache, diese "Ilias". So wird das zweieinhalbstündige Schauspiel für all jene, die das Epos nur der Spur nach kennen, zu einem langen Kampf gegen den Verlust des roten Fadens. Diese Inszenierung verkäme gar zur schwerfälligen Bleiwüste, wären da nicht ab und an kraftvolle szenische Einschübe. Stark ist, wie Saskia von Winterfeld und Mona Kloos per Sprechgesang einen Kampf schildern. Weitere Elemente wie die treibend getrommelten Rhythmen vor der Schlacht oder das aufs Äusserste dramatisierte Ende entschädigen für das lange Ausharren - und für die schmerzenden Hintern der Zuschauer, die auf Sitzkissen statt Stühlen Platz genommen haben.
Michael Feller
http://www.bernerzeitung.ch/kultur/theater/Was-fuer-ein-Gemetzel/story/21924175
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