Die ungebrochene Aktualität von JJR’s Thesen
06.06.2012 SF 1, "Kulturplatz extra" vom heutigen Mittwoch, 22.20 Uhr
Bild: Tomas Espedal - Foto: srf
Zum 300. Geburtstag von Jean-Jacques Rousseau - mit Nina Mavis Brunner auf der St. Petersinsel
Zum 300. Geburtstag des Philosophen Jean-Jacques Rousseau widmet sich der «Kulturplatz» in einer Spezialausgabe ganz dem Werk und der Bedeutung des schweizerisch-französischen Freiheitsmissionars und Querdenkers. Auf der St.Petersinsel im Bielersee, wo Rousseau 1765 die «beste Zeit seines Lebens» verbrachte, unterhält sich Nina Mavis Brunner mit dem Literaturkenner und Rousseau-Übersetzer Stefan Zweifel über Rousseaus Gedankenwelt, sein Verständnis von der Natur des Menschen, und über die ungebrochene Aktualität seiner Thesen.
Jean-Jacques Rousseau - Getrieben von der Sehnsucht nach Freiheit und Natürlichkeit
Er
war der Autonome unter den Aufklärern, ein radikaler Fürsprecher der
individuellen Freiheit des Menschen. Damit polarisierte der
schweizerisch-französische Philosoph, spaltete die aufklärerische Welt in
Verehrer und Feinde. Immer wieder wurde er verfolgt und vertrieben. Dieser
stetige Kampf nützte ihn ab, steigerte seine Sehnsucht nach dem einfachen Leben
in ruhiger Natur. «Kulturplatz» ergründet den Charakter dieses Querdenkers,
besucht das Städtchen Môtiers, wo Rousseau vergeblich nach Ruhe suchte, und
spricht mit dem deutschen Schriftsteller Karl-Heinz Ott, dem Autor des
biographischen Rousseau-Romans «Wintzenried».
Autorin: Meili Dschen
«Wintzenried», von Karl-Heinz Ott, Verlag Hoffmann und Campe
Der einsame Spaziergänger - Gehen um freier zu denken und sich selber zu finden
Rousseau
liebte ausgedehnte Spaziergänge in freier Natur. In seinen «Träumereien des
einsamen Spaziergängers» beschrieb er eindrücklich, wie ihm das Gehen den Geist
für klares Denken öffnet. Der norwegische Schriftsteller Tomas Espedal hat
Rousseaus Erbe in seinem Bestseller «Gehen» aufgegriffen und weiter entwickelt.
Er beschreibt das Wandern als existentielle Suche nach dem eigenen Ich.
«Kulturplatz» hat den kauzigen Erfolgsautor im norwegischen Bergen getroffen.
Autorin: Meili Dschen
«Gehen», von Tomas Espedal, Verlag Matthes-Seitz, Berlin (vergriffen)
Fortschrittskritik - Die Computerisierung mit Rousseaus Augen betrachtet
Rousseau
verneinte den Nutzen des kulturellen, wissenschaftlichen und technischen Fortschritts.
In all diesen Entwicklungen sah er vor allem eine zunehmende Belastung und
Erschwerung des Zusammenlebens. Der Schweizer Physiker und Philosoph Eduard
Kaeser blickt ähnlich skeptisch auf die Versprechungen des heutigen
Fortschritts und übt grundlegende Kritik an der Digitalisierung und
Computerisierung des Lebens.
Autorin: Meili Dschen
«Kopf und Hand», von Eduard Kaeser, Verlag Manuscriptum
Als gäbs nur ei Mönsch - Wie der Schweizer Songpoet Kutti MC Rousseau interpretiert
Exklusiv
für «Kulturplatz» hat sich der profilierte Berner Rapper Kutti MC in die
Gedanken- und Gefühlswelt Jean-Jacques Rousseaus hinein versetzt und sie in die
heutige Zeit übertragen. Entstanden ist ein betörend melancholischer Song über
unerfüllbare Sehnsüchte und unerreichbare Träume.
Autorin: Julia Bendlin
«Als gäbs nur ei Mönsch», von Kutti MC
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