SWISS EXHIBITION AWARD 2011: Hohe Auszeichnung für das Kunstmuseum Bern, Abteilung Gegenwart
19.04.2012 Die Julius Bär Stiftung und das Bundesamt für Kultur BAK haben heute Abend in einer öffentlichen Feier im ewz-Unterwerk Selnau in Zürich den SWISS EXHIBITION AWARD an das Kunstmuseum Bern, Abteilung Gegenwart, für die Ausstellung "Dislocación" verliehen. Der SWISS EXHIBITION AWARD zeichnet jedes Jahr eine Institution für eine herausragende Ausstellung mit Schweizer Gegenwartskunst aus. Er ist mit einer Preissumme von 40'000 Franken einer der höchstdotierten Kunstpreise in der Schweiz und wurde nun zum vierten Mal vergeben.
Bild: "DISLOCACIÓN", Kunstmuseum Bern. Alfredo Jaar, La Cordillera de los Andes, 2010.
Der SWISS EXHIBITION AWARD für die
beste Ausstellung des Jahres 2011 geht an das Kunstmuseum Bern, Abteilung
Gegenwart. Die herausragende Ausstellung fand vom 18. März bis 19. Juni 2011
statt und trägt den Titel: "Dislocación. Kulturelle Verortung in Zeiten der
Globalisierung".
Die Jury belohnt das Kunstmuseum Bern, Abteilung Gegenwart, "für den Mut,
sich auf ein Experiment, welches das Risiko als einen Teil des kuratorischen
Prozesses akzeptierte, eingelassen zu haben." Es belohnt "eine Haltung, die in
der Regel Kunsthallen und Off-Spaces vorbehalten bleibt, und die Tatsache, ein
herausforderndes Projekt zur überzeugenden Reife gebracht zu haben."
Ausgangspunkt für die Gruppenausstellung "Dislocación" bietet die
Zweihundertjahrfeier der chilenischen Unabhängigkeit: Die Schweizer Botschaft
in Santiago beauftragt die chilenisch-schweizerische Künstlerin Ingrid Wildi
Merino mit einem kulturellen Austauschprojekt. Das so entstandene Projekt,
welches 2010 bereits in Santiago de Chile zu sehen war, wurde adaptiert und im
Jahr 2011 - verantwortet durch die Kuratorin Kathleen Bühler - im Kunstmuseum
Bern gezeigt.
Präsentiert wurden eigens für die Ausstellung entwickelte Werke von Kunstschaffenden aus Chile und der Schweiz, welche die allgemeinen Lebensumstände in Zeiten der Globalisierung einer künstlerischen Analyse unterzogen haben.
Zwanzig Jahre nach Ende der Diktatur Augusto Pinochets
setzten sich die Kunstschaffenden mit deren Erbe sowie den verstärkten
Auswüchsen neoliberaler Wirtschaftspolitik in ihrem Alltag auseinander.
Orientiert an der Situation in Chile thematisierten die Werke der Ausstellung
Phänomene, die sich in der ganzen Welt beobachten lassen: Entwurzelung und
Heimatlosigkeit als Folge globaler wirtschaftlicher und politischer
Entwicklungen, die Probleme mangelnder Integration, fehlende Sprachkenntnisse,
Arbeits- und Perspektivlosigkeit. Deutlich wurde aber auch, wie kreativ eine
betroffene Bevölkerung mit der Herausforderung dieser Umstände umzugehen weiss.
"Dislocación" steht für ein logistisch, technisch und künstlerisch ausserordentliches Projekt, das nicht nur zwei Kontinente und verschiedene Kulturen und Mentalitäten, sondern auch eine kollektive Autoren- und Kuratorenschaft umspannte.
Die Gruppenausstellung war das Resultat eines
Experiments mit ungewissem Ausgang. Die Überführung der Arbeiten aus dem chilenischen
Kontext in die Schweiz bedingte, dass einige davon neu produziert werden
mussten. Der in der Gegenwartskunst viel beschworene Kontextbezug blieb somit
nicht blosse theoretische Erörterung, sondern bekam eine empirische,
experimentelle Grundlage.
An der öffentlichen Feier im Zürcher ewz-Unterwerk Selnau überreichten die
Julius Bär Stiftung und das Bundesamt für Kultur das Preisgeld in der Höhe von
40'000 Franken an das Kunstmuseum Bern, Abteilung Gegenwart.
Die Julius Bär Stiftung und das Bundesamt für Kultur verleihen den SWISS EXHIBITION AWARD zum vierten Mal. Nach attitudes (Genf), Kunsthaus Glarus und Circuit (Lausanne) geht der Preis zum zweiten Mal in die Deutschschweiz.
Der
Award will einerseits zur Diskussion über Gegenwartskunst und über zeitgemässe
Formen der Kunstvermittlung anregen. Vor allem aber will er die besondere
Tätigkeit des Ausstellungsmachens würdigen. Das Augenmerk der Jury liegt dabei
auf dem vielfältigen und komplexen Wechselspiel zwischen Institution,
kuratorischer und künstlerischer Leistung, Ausstellungsobjekt, Raum, Ort und
Publikum.
Die weiteren Nominationen des SWISS EXHIBITION AWARD 2011
-Fotomuseum Winterthur - Shirana Shahbazi. Much like Zero
-Kunstmuseum Thun - Davide Cascio und Peter Stämpfli. James Bond &
Pin-Ups
-Museo Cantonale d'Arte, Lugano - Christian Gonzenbach. Oligoneoptera
-PhotoforumPasquArt, Biel/Bienne - Nils Nova. Inversion
Jury SWISS EXHIBITION AWARD 2011
Die Jury aus unabhängigen Expertinnen und Experten der zeitgenössischen Schweizer Kunstszene hat den Preisträger 2011 an der Sitzung vom 9. Januar 2012 in Zürich erkoren.
Die Jury bestand aus: Véronique Bacchetta, Centre d'édition
contemporaine, Genève; Mariapia Borgnini, Künstlerin, Lugano; Andreas Fiedler,
Freier Kurator und Kunstkritiker, Bern; Françoise Jaunin, journaliste,
Lausanne; Claudia Jolles, Chefredaktorin Kunstbulletin, Zürich; Hans Rudolf
Reust, Präsident Eidg. Kunst-kommission, Bern; Noah Stolz, La Rada edizione
& spazio culturale, Locarno; Max Wechsler, Kunstpublizist & Übersetzer,
Luzern, sowie Christian Zingg, Geschäftsführer Julius Bär Stiftung, Zürich.
Publikation als Beilage im Kunstbulletin Nr. 05, Mai 2012
Zur Preisverleihung erscheint eine Publikation, herausgegeben vom Bundesamt für Kultur und der Julius Bär Stiftung. Diese umfasst ein Essay, den Jurybericht sowie Interviews und Porträts der nominierten Institutionen. Redaktion: Sascha Renner und Andreas Münch. Gestaltung: Gavillet & Rust, Genf. Die Publikation wird dem Kunstbulletin Nr. 05, Mai 2012, beigelegt.
bak
Kontakt:
Andreas Münch, Kunstförderung, Sektion Kulturschaffen, Bundesamt für Kultur, Tel. +41 (0) 31 322 92 89
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