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Ornamenta - Textile Bildkunst des Mittelalters

Ornamenta - Textile Bildkunst des Mittelalters

06.05.2012 Sonderausstellung 2012 der Abegg-Stiftung in Riggisberg (BE), geöffnet bis am 11. November 2012 täglich von 14.00 bis 17.30 Uhr


Bild oben: Mit dem Pinsel farbig bemalte und mit Modeln bedruckte Fahnen wurden frei im Kirchenraum aufgehängt. Die Stifter werden hier durch Wappen von drei Hansestädten im Deutschordensland repräsentiert. Sie hoffen auf die Fürbitte der Gottesmutter bei ihrem Sohn, der als Schmerzensmann erscheint.

Bild unten: Feine Seidengewebe sind durch ihren Rapport gekennzeichnet. Die webtechnische Umsetzung bestimmt die Erscheinung des Bildes. Tapisserien erlauben eine freiere Gestaltung, sie wirken vor allem durch ihre Grösse und Materialität.

abeggstiftung

Fotos: http://www.abegg-stiftung.ch/d/museum/sonderaus/2012/bilder.html

Im Mittelalter waren die Kirchen reich mit Textilien geschmückt. Es gab Wandbehänge, Fahnen, Teppiche, Altarbehänge und - nicht zu vergessen - die Kleidung der Geistlichen.

All dies gehörte zu den so genannten Ornamenta, den schmückenden Ausstattungselementen.

Die Sonderausstellung präsentiert die Vielfalt des textilen Kirchenschmucks und erläutert seine Bildthemen und Funktionen.

Nachdem die Abegg-Stiftung vergangenen Herbst ihr umgebautes Museum mit einer neuen Dauerausstellung wieder eröffnete, präsentiert sie nun ihre erste Sonderausstellung in den neuen Räumlichkeiten.

Im 200 m2 grossen Bereich, der nahtlos an die Dauerausstellung anschliesst, werden Textilien des 13. bis 16. Jahrhunderts gezeigt, die einst in Kirchen oder Kapellen zum Einsatz kamen.

Diese Textilien dienten nicht nur der Zierde. Mit ihren Farben und vor allem mit ihren figürlichen Darstellungen nahmen sie Bezug auf die Ereignisse, die im Verlauf eines Kirchenjahres gefeiert wurden. Dabei haben die gewebten oder gestickten Bilder erzählerischen Charakter und sie sind oft sehr anschaulich und szenisch umgesetzt.

Während man heutzutage unter Ornament nur noch sich wiederholende, oft abstrakte oder abstrahierte Muster versteht, umfasste der lateinische Begriff Ornamenta im Mittelalter viel mehr. Gemeint waren sämtliche schmückenden Ausstattungselemente der Liturgie und des Kirchenraumes. Dazu gehörten auch sakrale Geräte wie Kelch, Hostiengefäss oder Kerzenleuchter und vor allem Textilien. Ihnen ist die Sonderausstellung gewidmet.

IM WECHSEL DER FESTZEITEN

Anders als Gemälde und Skulpturen, die in der Regel permanent zu sehen waren, konnte der textile Schmuck ohne grossen Aufwand ausgewechselt werden. So wurde die Dekoration im Verlauf eines Jahres denn auch mehrmals den jeweiligen Festzeiten angepasst. Sei es Weihnachten, Ostern, Pfingsten oder ein anderes Fest: für fast jeden Feiertag gab es eine entsprechende textile Ausstattung und Priesterkleidung, genauso wie es auch Gewänder und Raumschmuck für die Zeit dazwischen gab. Es war üblich, dass das Aussehen des Kirchenraumes immer wieder verändert wurde.

TEXTILE BILDER UND IHRE FUNKTION

Die textilen Bilder erzählen aus dem Leben Jesu Christi, und zwar von seinen Vorfahren über seine Kindheits- und Passionsgeschichte bis hin zu seinen Nachfolgern, den Aposteln und Heiligen.

Sogar theologische Konzepte wie die Wandlung von Brot und Wein in Jesu Christi Leib und Blut wurden mit textilen Techniken bildlich umgesetzt. Diese Darstellungen standen unmittelbar mit der Funktion der Textilien in Zusammenhang. In Erinnerung an den Opfertod Christi beispielsweise sind Messgewänder mit einer Kreuzigungsdarstellung versehen, wo Engel das Blut des Gekreuzigten in einem Kelch auffangen. Messgewänder mit Darstellungen der Auferstehung spielen demgegenüber konkret auf das Ostergeschehen und das damit verbundene Heilsversprechen an. Anhand der ausgestellten Objekte lassen sich somit die zentralen Themen des Christentums nachvollziehen.

Ein wichtiges und sehr häufig verwendetes Motiv sakraler Textilkunst ist die Verkündigung an Maria. Sie ist in der Sonderausstellung als grossformatige Tapisserie, als rapportmässig gewebte Darstellung sowie als Stickerei in verschiedenen Formaten zu sehen. Der Besucher wird eingeladen, Vergleiche zwischen den verschiedenen Techniken und deren gestalterischen Möglichkeiten anzustellen. Es wird auch deutlich, dass Materialaufwand, technische Finesse und die Bildprogramme stets mit Bedacht und mit Blick auf die Funktion eines Textils ausgewählt wurden.

BEHÄNGE UND BESÄTZE

Eine um 1500 entstandene flämische Tapisserie zeigt eine bildgewaltige Darstellung der Verkündigung. Sie wirkt vor allem durch die monumentalen Figuren und die perspektivische Raumdarstellung und dürfte einst einen Kirchenraum oder eine Kapelle dominiert haben.

Während solche grossformatigen Textilien für alle Kirchgänger sichtbar waren, erschlossen sich die eher kleinteiligen Darstellungen auf den Besätzen liturgischer Gewänder damals wie heute nur aus der Nähe. Die gestickten Szenen sind oft äusserst fein und detailliert ausgearbeitet.

Die Stickerei ist eine textile Technik, die viel Freiraum lässt für individuell gestaltete Gesichter oder für die Anreicherung der Szenen mit zusätzlichen Details, zum Beispiel mit einem Mäuschen in der Kindheitsgeschichte Jesu. Auch Spezialeffekte wie ein in Wirbeln angelegter Goldgrund können erzeugt werden.

Auf den kirchlichen Gewändern finden sich aber auch Schmuckbesätze mit gewebten Darstellungen. Diese wurden mehrfach repetiert als Stoff gewebt, der sich zu Streifen zerschneiden liess. Sie sind durch sich wiederholende Motive charakterisiert. Ihre Qualitäten liegen vor allem in ihrer grafischen und oft auch rhythmisierenden Wirkung.

EINE KOSTBARKEIT AUS PERLEN

Sämtliche Ausstellungsstücke stammen aus der Sammlung der Abegg-Stiftung, mit einer Ausnahme: Ein Ziborium aus dem Museum Schnütgen in Köln. Es wurde der Abegg-Stiftung zur Konservierung und Restaurierung anvertraut. Bevor es wieder zurück nach Köln geht, wird es nun im Rahmen der Sonderausstellung in Riggisberg gezeigt. Das Gefäss diente zur Aufbewahrung der Hostie. Vollflächig bedeckt mit aufgestickten Korallen-, Fluss-, Glas- und Goldperlen sowie Metallappliken, handelt es sich um ein einzigartiges Objekt der mittelalterlichen Schatzkunst.

mgt

Kontakt:

http://www.abegg-stiftung.ch/d/information.html

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