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Daniel Leutenegger, Rathausgasse 18, CH-3011 Bern, www.ch-cultura.ch

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"(NO) RETURNS. SURVIVED BUILDINGS AND LOST LIVES"

"(NO) RETURNS. SURVIVED BUILDINGS AND LOST LIVES"

14.04.2024 gta Ausstellung, Foyer ETH Zürich, Hönggerberg, bis am 17. Mai 2024


Bild: Bürogebäude Jonasz Sprecher von Ferdynand Kassler, Lviv - © https://www.ausstellungen.gta.arch.ethz.ch/de/exhibitions/no-return-survived-buildings-and-lost-lives

Eine Ausstellung von Myroslava Liakhovych in Zusammenarbeit mit Pan Hu und Meghan Rolvien

Die Architektur der Zwischenkriegsmoderne verkörperte Vorstellungen von einem besseren Leben, das man nach dem Ersten Weltkrieg erwartet hatte, vor allem in den neugeborenen Staaten in Mittelosteuropa wie der 1918 gegründeten Zweiten Polnischen Republik. Lwów, eine Stadt im östlichen polnischen Grenzgebiet (die heutige ukrainische Stadt Lwiw, auch Lemberg genannt), war das Zentrum avantgardistischer Experimente, die internationalen Stil und lokale architektonische Ansätze miteinander verbanden.

In den 1920er- und 1930er-Jahren suchte die multiethnische Gemeinschaft der Stadt nach Ausdrucksmöglichkeiten und versuchte, durch moderne Architektur zu einer Einheit zu finden und traditionelle Lebensweisen hinter sich zu lassen. Zahlreiche architektonische Projekte – Bürogebäude, Schulen, Krankenhäuser und Wohnungsbau – nahmen dabei nacheinander in der Stadt Gestalt an.

In der zweiten Hälfte der 1930er-Jahre änderte sich die Lage jedoch dramatisch, als Europa in den Abgrund von Faschismus, Totalitarismus und Antisemitismus abrutschte und ein weiterer Weltkrieg drohte.

Die Menschen gingen zur Arbeit und kehrten in ihre komfortablen modernen Häuser zurück, in Befürchtung einer Katastrophe, die im September 1939 ausbrach, als nach dem Überfall Deutschlands auf Polen die Sowjetunion Lemberg besetzte. Fast alle, die in den modernen Häusern lebten, wurden gezwungen, diese zu verlassen, und in den schlimmsten Fällen nach Sibirien deportiert.

Der Traum von einer komfortablen und glücklichen Zukunft fand ein jähes Ende. Nach dem Krieg hatte die Stadt 90 Prozent ihrer Bevölkerung verloren: Die polnische Bevölkerung war umgesiedelt, die jüdische Bevölkerung von den Nationalsozialisten umgebracht und die ukrainische Bevölkerung deportiert oder von den Sowjets getötet worden. Nur die Gebäude blieben unangetastet und verbargen in ihren Mauern die Namen und Geschichten der verlorenen Menschen.

Neben tragischen Ereignissen haben auch der Wandel vom Kommerziellen zum Kommunalen, vom Privaten zum Öffentlichen sowie die Änderungen der politischen Systeme und der Eigentumsverhältnisse ihre Spuren in dieser Architektur hinterlassen.

Als ich die modernen Bauten von Lwiw erforschte, fragte ich mich, wie sich all diese Menschen fühlten, die ihr Zuhause verlassen mussten und nie wieder zurückkamen; ich fragte mich, wie es ist, in der eigenen Wohnung oder im eigenen Büro getötet zu werden. Im Februar 2022 habe ich es verstanden. Die Geschichte wiederholte sich: Bombenalarm, Angriffe, Todesangst und Vertreibung brachen nach fast einem Jahrhundert wieder über Lwiw herein. Die Geschichten von Tod, Deportation und Flucht sind nun die Geschichten meiner Mitmenschen und meine.

Die Ausstellung zeigt 3D-Modelle von drei Gebäuden: einem Bürohochhaus, einem Wohnkomplex und einer Villa, die zugleich Orte des Wohnens und des Verlustes sind. Jedes von ihnen birgt schöne moderne Formen, Schichten der Zeiten und Geschichten über Vergangenheit und Gegenwart. Filme ermöglichen es uns, durch die Gebäude zu gehen, Details zu betrachten und sogar die Geräusche der Gebäude und ihrer Umgebung zu hören. Diese virtuellen Räume können wir so oft besuchen, wie wir wollen, und können doch nie wirklich nach Hause zurückkehren. Die Geschichte mag sich im Kreis drehen, und Namen und Erzählungen mögen aus der Vergessenheit zurückkehren, doch unser vorheriges Leben wurde gestohlen, selbst wenn die Gebäude noch stehen.

Myroslava Liakhovych

Kontakt:

https://www.ausstellungen.gta.arch.ethz.ch/de/exhibitions/no-return-survived-buildings-and-lost-lives

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