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Der Kanton St.Gallen vergibt Werkbeiträge und Rom-Aufenthalte

Der Kanton St.Gallen vergibt Werkbeiträge und Rom-Aufenthalte

31.08.2013 Zehn Werkbeiträge und vier symbolische Hausschlüssel für die Atelierwohnung in Rom des Kantons St.Gallen konnte Regierungsrat Martin Klöti am Donnerstagabend im Theater Parfin de Siècle in St.Gallen an Kunstschaffende übergeben. Zuvor wurden 96 Bewerbungen für Werkbeiträge in fünf Kunstsparten und zehn Bewerbungen für einen Aufenthalt in Rom in einem zweistufigen Verfahren juriert.


Bei der Vergabe der Werkbeiträge und Rom-Aufenthalte zeigt sich immer wieder neu, wie vielfältig und qualitativ hochstehend das kulturelle Schaffen im Kanton St.Gallen in den verschiedensten Sparten ist. Diese Vielfalt wird aber auch ausserhalb des Kantons St.Gallen produziert, geschrieben, komponiert oder auf die Bühne gebracht, kommen doch einige der Ausgezeichneten aus allen Himmelsrichtungen angereist.

Allen gemeinsam ist neben dem klaren Bezug zum Kanton St.Gallen und dem künstlerischen Schaffen das professionelle Niveau, die immerwährende Recherche, das unablässige Entwickeln und Umsetzen und schlussendlich der Dialog mit dem Publikum.

Die Unterstützung in Form eines Werkbeitrags oder einem Aufenthalt in Rom soll somit allen den nötigen Raum und die spezielle Zeit geben, Ideen, Projekte und Werke auszuarbeiten und die eigene künstlerische Tätigkeit weiterzuentwickeln.

Angewandte Kunst: Handarbeit und Computer

Im Projekt "Pezzo" des Möbeldesigners und Schreiners Heinz Baumann geht es um das Material Holz. Er möchte sich einerseits der Herausforderung stellen, die Dinge des täglichen Lebens neu zu interpretieren, andererseits "sich von der Diktatur der Holzrichtung befreien". Resultieren sollen richtungsfreie Bodenbeläge und Wandverkleidungen.

Salome Schmuki widmet sich als forschende Grafikdesignerin der Dyslexie, einer Sprachstörung. Ihre gestalterische Stärke ist es, unter Beachtung von neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen neue Schriften zu entwickeln, die durch leicht abweichende Rundungen, Linienstärken oder Winkel und durch die visuelle Betonung von Silben sowie unterschiedlich eingefärbte Papiere helfen, die Lesefähigkeit zu verbessern.

Vier Facetten der bildenden Kunst

Die bildende Künstlerin Anastasia Katsidis ist in den letzten Jahren vor allem durch ihr unablässiges Schaffen von poetischen Objekten aufgefallen. Ihr aktuelles Werk befasst sich mit dem öffentlichen Raum; dies, wie sie sagt, weil sich dort das normale Leben abspielt. Ihr Projekt "Frau 1 + 1" bezieht sich auf die Skulptur "Frau I" von Alis Guggenheim, welche am Zürcher Stauffacherplatz steht.

Franziska Messner-Rast hat schon unzählige bekannte Kulturschaffende meist im Umfeld der St.Galler Erker-Galerie fotografiert: Eugene Ionesco, Friedrich Dürrenmatt, Antoni Tàpies, Chillida und viele mehr. Nun wagt sie sich aus dem Raster der Kulturschaffenden hinaus in die Welt, in die Welt der Asylzentren und Durchgangsheime. Was aber immer gleich bleibt, das ist ihr grundlegendes Interesse am Menschen, den sie ins Zentrum stellt.

Miro Schawalder forscht mit grosser Sorgfalt allein, zu zweit oder im Kollektiv, geht geschichtspolitischen Spuren nach, überlagert mehrere Geschichtsbilder zur Geschichte der Schweiz und verwandelt Räume mittels künstlerischer Strategien in einen anregenden Kosmos aus Zeichnungen, Fotos, Text, Videos und verschiedenen anderen Materialien. Er möchte nun sein Recherchefeld ausweiten und weitere Geschichtsbilder in einem filmischen Archiv sammeln.

Katja Schenkers Kunst lässt vor allem an zahlreiche präzise und aufwändige Arbeiten im öffentlichen Raum denken. Ihr performatives Werk ist jedoch genauso zu gewichten und zeigt ihre unmittelbare Auseinandersetzung mit dem Körper als Teil des Gestaltungsprozesses. So verwundert es nicht, dass sie sich in ihrem Projektvorschlag intensiv mit dem Tastsinn auseinandersetzen und noch tiefer in die Welt des Fühlens eintauchen will.

Schwätzen und Schlachten

Mit "Schwätzen und Schlachten" setzt Verena Rossbacher ihr literarisches Programm fort, das mit dem Roman "Verlangen nach Drachen" sehr vielversprechend begann. Das aktuelle Romanprojekt ist im heutigen Berlin angesiedelt und nimmt mehrfach Bezug auf St.Gallen und die Schweiz. Der Text erscheint als ein ewiges Schwadronieren mit enormer Sogwirkung und pendelt fliessend zwischen Traum und Wirklichkeit.

Dem Tier und der Volksmusik abgeschaut

Die in Istanbul geborene Sängerin Saadet Türköz mit kasachischen Wurzeln besticht seit Jahren durch ihre einzigartige Stimme. Ihr archaisch-lyrischer Gesang, den sie zum Teil improvisativ, zum Teil ganz traditionell einsetzt, lässt niemanden unberührt. Sie möchte sich mit Ostschweizer Volksmusik auseinandersetzen, sich die ihr eigentlich fremde Musik aneignen, sich mit der Fremde, die bereits schon so lange ihre Heimat ist, verbinden.

Der Klangkünstler Fa Ventilato startet sein Projekt mit dem Arbeitstitel "Der Mensch im Vogel". Dabei nimmt er sich sprechende Vögel mit ihrer Fähigkeit, Menschen zu imitieren, vor. Eine Idee so witzig wie unheimlich, denn was Beos und Papageien von sich geben, ist sinnentleert, sie tun es des Klanges wegen. Es soll eine Opera Buffa entstehen, uns Menschen dabei einen Spiegel vorhalten - orchestriert, verfremdet, choreographiert, im Chor oder ab Computer.

Heutige und zukünftige Menschen

Der Theaterschaffende Jonas Knechts möchte mit seinem aktuellen Vorhaben "mensch!" den heutigen Menschen auf seine existenziellen Fragen hin ausloten. In dieser längerfristigen Auseinandersetzung werden er und seine Crew mit den Mitteln des Theaters versuchen, das heutige Individuum in eine wünschenswerte Zukunft weiter zu denken. Daraus können künstlerische Projekte unterschiedlichster Art entstehen. Und dass daraus Ernsthaftes und Unterhaltsames, Albernes und Grüblerisches entstehen wird, ist erklärtes Ziel von "mensch!".

Vier zukünftige Römer

Ist jeder Zerfall gleichzeitig eine Entstehung? Und wo endet das eine, wo beginnt das andere? Gibt es die Auflösung ins Nichts, in etwas Endliches oder ist der Prozess nur eine Abfolge stetiger Verwandlung und Verformung? All diesen Fragen möchte Nino Christen während seinem dreimonatigen Aufenthalt in der kantonalen Atelierwohnung in Rom nachgehen, welche dafür geradezu prädestiniert ist.

Der Musiker Simon Winiger hat nun mehr als 15 Jahre mit andern Musikern Musik gelebt und erschaffen. Nun soll es endlich darum gehen, für einen Streckenabschnitt nach Rom zu reisen, um den ganz persönlichen musikalischen Weg allein und kompromisslos verfolgen zu können. Sein Projekt "Self Portrait" ist die Suche nach der eigenen musikalischen Identität, aber auch nach dem eigenen Weg durch die Ewige Stadt Rom.

Seit Jahren ist der bildende Künstler Roland Frei unterwegs ins Ungewisse, ohne festes Zuhause, ohne infrastrukturelle Stütze und fast ohne materiellen Ballast. Immer wieder taucht er ein in fremde Welten. Er sieht das Reisen als Methode, um sich als Künstler mit dem Moment und den Orten zu verbinden und um seinen Blick zu schärfen. Dies wird er auch in Rom mit der Fotokamera tun, sich einzelnen Objekten annähern, Objektsammlungen herausfiltern, kommentieren, umwandeln und verändern.

Und schliesslich ist da Beni Bischof und das seit Jahren von ihm herausgebrachte "LaserMagazin". Das "LaserMagazin" ist eine Künstleredition mit Zeichnungen, Collagen und Fotografien in unterschiedlichen Formaten und Papieren im Eigenverlag gedruckt beziehungsweise simpel kopiert. Mit dem Projekt "Ein LaserMagazin aus Rom" wird er seinen ganz persönlichen Blick auf und aus Rom aufs Papier bringen. Und vielleicht wird es zugleich ein gewiss gleichermassen lustiger wie melancholischer und galgenhumoresker Abschluss des weggesparten Rom-Ateliers sein.

mgt

Kontakt:

http://www.sg.ch/news/1/2013/08/der-kanton-st-gallen-vergibt-werkbeitraege-und-romaufenthalte.html

 

 

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