BÜRO DLB - IDEE-REALISATION-KOMMUNIKATION
Daniel Leutenegger, Rathausgasse 18, CH-3011 Bern, www.ch-cultura.ch

BÜRO DLB - IDEE-REALISATION-KOMMUNIKATION
Daniel Leutenegger
Rathausgasse 18
CH-3011 Bern
E-Mail
www.ch-cultura.ch.ch

"Geld wird eher für eine Art Dot-com-Bingo ausgegeben"

"Geld wird eher für eine Art Dot-com-Bingo ausgegeben"

05.01.2013 "Der Sonntag" von morgen: "Ex-'20 Minuten-Online'-Chef Hansi Voigt (Bild) redet erstmals offen über die Gründe seines Abgangs bei Tamedia."


Foto: maz

Hansi Voigt, Ex-Chefredaktor von "20 Minuten-Online", kritisiert in einem Interview mit der Zeitung "Der Sonntag" seinen ehemaligen Arbeitgeber Tamedia.

"Auch Verlagsmanager sind in der heutigen Umbruchzeit dazu verdammt, Kontrollverlust hinzunehmen, wenn Journalisten Innovation, Kreativität und Erneuerung anstreben sollen. Leider widerspricht dies diametral dem derzeitigen Organisationsverständnis eines erfolgreich geführten Verlagshauses. Das definiert sich heute vor allem über Kosteneffizienz. Es dominiert die print-geprägte Controller-Mentalität, mit der man jahrelang hervorragend gefahren ist", sagt Hansi Voigt.

Dass inzwischen sogar von hochrentablen Produkten wie "20 Minuten" erwartet werde, 15 Prozent der Kosten einzusparen, habe "etwas Obszönes": "Es scheint, als solle die Rendite in einer rasant umbrechenden Zeit die einzige Konstante sein. Leider wird das erwirtschaftete Geld nicht in bessere Inhalte oder neue Medienmodelle gesteckt, sondern eher für eine Art Dot-com-Bingo ausgegeben."

Grund dafür sei eine ausgeprägte Controlling-Mentalität, die journalistische Innovationen verhindern würden: "In den letzten Jahren hiess Geld verdienen Kosten sparen. Etwas Neues wagen gehörte nicht zu den Aufgaben. In dieser Situation fehlt es an Innovationskraft und Offenheit für Neues."

Stattdessen würde immer weiter bei den Redaktionen gespart: "Aus der Sicht des Kosten-Controllings sind Journalisten nicht mehr als ein Kostenfaktor. Und sie sind inmitten von Fixkosten wie der Druckerei oder dem Vertrieb der variable Teil. Also spart man hier. Zumal gute Inhalte, die den journalistischen Markenwert steigern, für das Controlling nicht messbar sind und in keiner Jahresrechnung auftauchen."

Voigt weiter: "Die Verlage und vor allem ihre Besitzer müssen sich überlegen, ob sie mit geringeren Renditen zurechtkommen wollen oder nicht." Mit den 19 Prozent Umsatzrendite, die der Medienkonzern Tamedia in seiner Jahresrechnung ausweise, "könnte man dem Journalismus ganz gut aus der angeblichen Krise helfen."

Würden die Verlage so weitermachen wie bisher, werde es ihnen ergehen wie der Musikindustrie, warnt Voigt: "Die Musiklabels sind heute entweder den Künstlern wirklich zu Diensten oder überflüssig. Verlage sollten das Musikbusiness gründlich studieren. Sonst braucht es sie irgendwann nicht mehr."

Quelle / Kontakt:

http://www.sonntagonline.ch/inhalt/184/

Mehr:

http://www.sonntagonline.ch/ressort/medien/2708/

 

 

 

Zurück zur Übersicht