"Spirituelle Dimensionen des Bauens"
28.10.2011 Peter Zumthor (Bild) erhält den "Kunst- und Kulturpreis der deutschen Katholiken".
Foto: dbk.de
Der Schweizer Architekt Peter Zumthor (68) hat am Freitag in
Frankfurt am Main den mit 25'000 Euro dotierten "Kunst- und Kulturpreis der
deutschen Katholiken" entgegengenommen. Bei der Festveranstaltung im
Architekturdenkmal "Alter Zollamtssaal" würdigte der Vorsitzende der Deutschen
Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, vor rund 300 Gästen Peter
Zumthor als Preisträger, der ein "herausragendes Gesamtwerk im Bereich humanen,
nachhaltigen, metaphysisch sensiblen Entwerfens und Bauens" vorweise.
In ihrer Begründung argumentierte die Jury, Zumthor sei es "in besonderem Masse gelungen, den spirituellen Dimensionen des Bauens Ausdruck zu verleihen." Sein Werk sei in seiner Gesamtheit auf Sinnerfahrung durch Architektur angelegt und "in beispielhafter Weise architektonischen Denkfiguren verpflichtet, die in der christlichen Metaphorik ihren eigentlichen Ursprung haben."
Zumthor gilt als kompromissloser, auf konsequent humanes Bauen bedachter
Architekt und geniesst hierfür internationale Anerkennung. Mit dem Kölner
Diözesanmuseum Kolumba oder seinen Berg- und Feldkapellen in Sumvitg/Schweiz
und Wachendorf/Eifel schuf Zumthor geistliche Stätten von seltener
Eindringlichkeit.
Die Schriftstellerin Ulla Hahn schilderte in ihrer Laudatio
persönliche Eindrücke bei ihren Besuchen von Gebäuden Zumthors. Über die
Bruder-Klaus-Kapelle in Wachendorf sagte sie: "Grosser Gott wir loben dich - wie
leicht kommt uns das in diesem Raum über die Lippen. In diesem Raum, der uns
unseren Herzensraum geöffnet hat, nicht anders als ein Gedicht, ein Gebet, dem
wir uns anvertraut haben, dem wir uns geöffnet haben. Indem wir uns gefangen
nehmen lassen von dem, was besser, grösser, beständiger ist als wir selbst,
werden wir frei. Der gebaute Raum wird zum Seelenraum."
Erzbischof Zollitsch wies auch darauf hin, dass trotz
vereinzelter Umwidmungen von Kirchen nicht übersehen werden dürfe, dass seit
1995 in Deutschland mehr als 50 katholische Gotteshäuser und mehr als 600 sonstige
öffentliche Gebäude der katholischen Kirche neu erbaut wurden. "Mithin bleibt
die katholische Kirche weiterhin Bauherrin mit einem hohen Ethos", so der
Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.
Bei der Übergabe der Preisurkunde betonte der Präsident des
Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, Peter Zumthor
schaffe exzeptionelle Bauwerke voller Respekt für die vorgegebene Landschaft
und Kultur. Eine solche Inkulturation eröffne auch neue Perspektiven religiöser
Erfahrungen. "Dies trifft insbesondere auf die Kapellbauten Peter Zumthors zu,
in denen aufscheint, was christliche Spiritualität an den jeweiligen Orten
heute ausmachen kann", so Glück wörtlich.
Der "Kunst- und Kulturpreis der deutschen Katholiken" wird seit 1990 gemeinsam von Deutscher Bischofskonferenz und ZdK für herausragende künstlerische und kulturelle Leistungen vergeben. Er soll dazu beitragen, das kulturelle Bewusstsein in der Kirche zu schärfen und die religiöse Dimension in der pluralistischen Kultur der Gegenwart zu stärken. Vorangegangene PreisträgerInnen waren etwa das Ehepaar Tankred Dorst und Ursula Ehler-Dorst, Gerhard Richter und Theo Angelopoulos.
dbk
Quelle / Kontakt:
http://www.zdk.de/pressemeldungen/meldung.php?id=685