Käthe-Kollwitz-Preis 2013 der Akademie der Künste Berlin an Eran Schaerf
18.12.2012 Eran Schaerf (Bild) erhält den mit 12'000 Euro dotierten Käthe-Kollwitz-Preis 2013. Mit dem Preis würdigt die Akademie der Künste "ein international herausragendes Werk, das in stets neuartigen Werkprozessen mit unterschiedlichen Materialien und Medien die Grenzen sozio-kultureller Systeme auslotet". Das Wissen um die Rolle medialer Kommunikationssysteme in einer globalisierten Welt sowie deren Raum- und Zeitbezüge sind die relevanten Faktoren in Eran Schaerfs künstlerischem Koordinatensystem. Schaerf lehrt derzeit an der Zürcher Hochschule der Künste.
Foto: wnw
Der Jury gehörten die Mitglieder der Sektion Bildende Kunst Heinz Emigholz, Hubertus von Amelunxen und Ulrich Erben an.
Der Preis wird am 20. September 2013 verliehen.
Eine auf den Ausstellungsort fokussierte Auswahl von aktuellen Werken des
Künstlers in der Akademie der Künste, Hanseatenweg, schliesst daran an.
Eran Schaerf wurde 1962
in Tel Aviv-Jaffa geboren. Er lebt und arbeitet seit 1985 in Berlin. Nach
seinem Studium der Architektur an O.R.T. in Givatayim (IL) und an der
Hochschule der Künste, Berlin, übernahm er eine Professur an der Hochschule der
Bildenden Künste in Hamburg und lehrt derzeit an der Zürcher Hochschule der
Künste. Der Künstler erhielt u.a. Auszeichnungen und Stipendien der Akademie
der Künste, Berlin (1999), des Landes Baden-Württemberg (1999) und der
Deutschen Akademie der darstellenden Künste für das Hörspiel des Jahres 2002.
Seine Arbeiten wurden u.a. auf der 54. Venedig Biennale (2011), den Skulptur
Projekte Münster (2007) und auf der Manifesta 2 in Luxemburg (1998) gezeigt.
Schaerf begann in den 1990er-Jahren als Vertreter einer jüngeren Künstlergeneration, Ansätze aus der Konzeptkunst der 1970er-Jahre aufzunehmen. Dabei beschäftigt er sich vor allem auch mit der durch Marcel Duchamp angestossenen "Auseinandersetzung mit dem Standort der Kunst im gesellschaftlichen Kontext".
Der Preisträger lässt sich mittels Zeichnung, Sprache, Film (u.a. mit Eva Meyer) und Fotografie, Rauminstallation und Hörspiel auf künstlerisch einzigartige, komplexe Werkprozesse ein, die politische und historische Themen sowie individuelle und kollektive Wirklichkeiten analysieren.
1996 installierte er im Bahnwärterhaus der Galerie der Stadt Esslingen sein "Re-enactment" mit verschiedenen Stoffen, Modeschmuck, Textfragmenten, Fotos und Displays aus seinem Objekt-Fundus, begehbar im Raum über einen "Laufsteg" aus Paletten. Diese Installationen sind an jedem Ort anders; Schaerf lässt Interpretationsmöglichkeiten in alle Richtungen offen.
2002 realisierte er mit "Die Stimme des Hörers" eines seiner intermedialen
Projekte. Das Nachrichtenhörspiel besteht aus einem fiktiven Radiosender, der
Höreranrufe annimmt. Die Anrufe werden von einem Softwareprogramm eingearbeitet
und beantwortet. Auf fm-scenario.net können Nutzer aus Fragmenten der "Stimme
des Hörers" eigene Geschichten zusammenstellen. Eine dieser Montagen bildete
dann auch den Ausgangspunkt für eine Installation, die Schaerf 2012 im Haus der
Kulturen der Welt in Berlin realisierte: In den Dolmetscherkabinen des
Auditoriums - in einer Architektur, die Übersetzungsprozesse widerspiegelt -
verwischte er die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fiktion, Sender und
Empfänger, Nutzer und Autor.
Der Käthe-Kollwitz-Preis
wird jährlich an einen bildenden Künstler vergeben. Der Preis wie auch die
dazugehörige Ausstellung und der Katalog werden mitfinanziert von der
Kreissparkasse Köln, Trägerin des Käthe Kollwitz Museums Köln. Preisträger der
letzten Jahre waren Douglas Gordon (2012), Janet Cardiff & George Bures
Miller (2011), Mona Hatoum (2010).
adk
Kontakt:
http://www.adk.de/de/akademie/preise-stiftungen/Kollwitz_Preis.htm
http://www.adk.de/de/aktuell/pressemitteilungen/index.htm?we_objectID=31757