BÜRO DLB - IDEE-REALISATION-KOMMUNIKATION
Daniel Leutenegger, Rathausgasse 18, CH-3011 Bern, www.ch-cultura.ch

BÜRO DLB - IDEE-REALISATION-KOMMUNIKATION
Daniel Leutenegger
Rathausgasse 18
CH-3011 Bern
E-Mail
www.ch-cultura.ch.ch

Elsa Bloch-Diener ist gestorben

11.01.2013 Wie wir erst jetzt erfahren, ist am 31. Dezember 2012 in Bern die weitherum bekannte und geschätzte feinsinnige Kunsthändlerin und Kunstsammlerin Elsa Bloch-Diener gestorben. Sie war am 02. Januar 1922 geboren worden und zwischen 1965 und 1999 von Bern aus im Kunsthandel, vor allem im internationalen Antikenhandel aktiv.


Im Nachfolgenden ein wunderschöner, kunstbewegter und bewegender Text von Elsa Bloch-Diener, veröffentlicht auf der Webseite des Verbands Schweizerischer Antiquare & Kunsthändler (VSAK)

"

Wie ich Kunsthändlerin wurde

Die Frage, wie hat alles begonnen, ist in Kürze kaum zu beantworten.

Meine Eltern besassen in der Ostschweiz ein grosses Haus voller Jugendstilmöbel. In unserem geräumigen Estrich dagegen stand ein alter stattlicher Frühbarockschrank. Das war mein Lieblingsstück, ich fühlte mich zu ihm hingezogen. Die schönen ruhigen und ausgewogenen Formen dieses Schrankes faszinierten mich bereits als kleines Mädchen.

Der prächtige Nussbaumschrank, der vor über fünfzig Jahren vom Fachmann restauriert wurde, steht noch heute in meinem Schlafzimmer. Er hat mich durch den grössten Teil meines Lebens begleitet und mich bewogen, weitere zu ihm passende antike Möbelstücke zu erwerben. Im Laufe der Jahre ist er noch schöner geworden.

Vor mehr als sechzig Jahren heiratete ich und begann mein geerbtes und gepflegtes Jugendstilmobiliar gegen antike, unrenovierte Möbel auszutauschen. Mein Ehemann (er war damals noch Assistent an der ETH in Zürich) und ich besuchten Landleute im Thurgau. Oft wurden wir belächelt: "so junge Leute suchen so alte Sachen." Diverse Besitzer von alten Thurgauerhäusern, mit denen wir Tauschgeschäfte tätigten, sahen unseren jugendlichen Enthusiasmus, zweifelten aber an unserem Verstand und fürchteten, sie würden uns übervorteilen. Dies, obwohl wir es waren, welche die Tauschgeschäfte vorschlugen. Nie habe ich bei Objekten, die mir gefielen, meine Begeisterung zurück gehalten, um den Kaufpreis zu drücken. Das hat sich schliesslich sogar bewährt: man vertraute mir und empfahl mich als Käufer weiter.

Ein Antiquitätenschreiner wirkte Wunder: aus den alten, unansehnlichen Möbeln zauberte er Prachtstücke hervor. Die restaurierten Möbel waren so perfekt und betörend, dass ich es ganz einfach nicht lassen konnte, weiter zu suchen, selbst dann nicht, als ich keine Jugendstilmöbel mehr besass und wir unseren eigenen Hausrat vollständig antik eingerichtet hatten.

Aus meinem Hobby entstand schliesslich ein Beruf, der sich im Laufe der Jahre ausweitete. Unter anderem gehörte meine Sammelleidenschaft der Schweizer Keramik. Es wurde aber immer schwieriger, gute alte Schweizerkeramik zu finden.

Da entdeckte ich meine Liebe für weit ältere irdene Gefässe. Anfänglich konnte ich es kaum fassen, dass eine grossgriechische Vase aus dem 5. Jh. v. Chr. billiger sein konnte als eine Langnauer-Platte aus dem 18. Jh.

Mein Sammelgebiet erweiterte sich, aber nicht nur auf griechische, grossgriechische und etruskische Vasen, sondern auch auf etruskische, griechische und römische Bronzen.

Während vieler Jahre besuchte ich wöchentlich archäologische Vorlesungen an der hiesigen Universität. Dank erworbenem Wissen und dank sehr guter Fachleute, die unsere Freunde geworden sind, wurde ich vor Fälschungen bewahrt.

Vor 36 Jahren lernte ich durch einen glücklichen Zufall einen älteren Ägypter kennen, der während vieler Jahre mit der Museumsdirektion in Kairo zusammen gearbeitet hatte. Während der Nasserzeit musste er, da er zur ehemaligen Herrscherklasse gehörte, Ägypten verlassen. Prof. Waley el dine Sameh, das war sein Name, verbrachte jedes Jahr einige Wochen bei uns in Bern. In unserem grossen Haus in Bern war ein spezielles Zimmer für ihn reserviert. Ihm verdanke ich meine zwar etwas späte, aber umso leidenschaftlichere Freude an ägyptischer Kunst.

Auf meine erste Ägyptenreise begleitete mich der Ägyptenführer von Prof. Dr. Emma Brunner-Traut. Ich war dankbar überrascht von diesem ausführlichen Werk, und sobald ich nach Hause kam, sandte ich der Autorin einen Dankesbrief. Damit begann ein Briefwechsel. Es dauerte einige Jahre, bis wir uns persönlich begegneten und, es war Liebe auf den ersten Blick. Eine innige Freundschaft entstand.

Mit den Eheleuten Brunner-Traut - auch der Ehemann Hellmut Brunner, war Ägyptologe und Ordinarius für dieses Fach an der Universität Tübingen - verbrachten mein Ehemann und ich wunderschöne Tage und Wochen in Berlin, im Schwarzwald und im Tessin. Oft besuchten mein Ehemann und ich das Ägyptologenehepaar in Tübingen. Museumsbesuche mit dem Ehepaar Brunner-Traut habe ich stets ganz besonders genossen. Leider ist Hellmut Brunner vor zehn Jahren im Alter von 84 Jahren gestorben. Emma Brunner kann diesen Verlust nicht verschmerzen; zu innig waren die Eheleute verbunden.

Vor ca. 25 Jahren habe ich mich als Buchhändler einschreiben lassen, um direkt Bücher bedeutender Ägyptologen/Archäologen (z.B. Proff. Emma und Hellmut Brunner-Traut) beziehen zu können. Damit versuchte ich, meinen Kunden fundierte Literatur zu verschaffen. Vom Buchhändlerverband habe ich mich allerdings später wieder getrennt, weil ich dessen Verkaufspreisvorschriften-Revers, dessen Existenz jetzt das Bundesgericht als nicht gerechtfertigt befunden hat, nicht unterzeichnen wollte.

Vor ca. 36 Jahren begann ich Antikenauktionen in London zu besuchen, damals ungefähr sechs- bis achtmal pro Jahr. Während diesen Aufenthalten in London blieb mir viel freie Zeit, die ich ausschliesslich im Britischen Museum und im Victoria-und-Albert Museum verbrachte.

Zwischendurch besuchte ich auch New Yorker Auktionen. Sehr wichtig ist die intensive Auseinandersetzung mit einem antiken Objekt. Bei Auktions-Vorschauen ist es heute noch möglich, die zu versteigernden Objekte zu betasten. Nicht von ungefähr wurde das Wort "Fingerspitzengefühl" geprägt. Wenn mir eine Keramik, eine Bronze oder eine Holzskulptur vorgezeigt wird, muss ich sie in die Hand nehmen. Natürlich nicht eine plumpe Fälschung, die ich dank meiner langen Erfahrung sofort erkenne.

Meine Galerie in der Berner Altstadt leitete ich zwar, war aber selten persönlich anwesend. Ich hatte das grosse Glück, dass ich während all den vergangenen Jahren von liebenswürdigen, zuverlässigen und wissensdurstigen Mitarbeiterinnen begleitet wurde.

Vor ca. 40 Jahren besuchten mich in unserer Galerie, damals noch an der Gerechtigkeitsgasse, Studenten aus Paris und verkauften mir russische Ikonen. Das war lange vor dem späteren "Ikonen-Boom". Inzwischen gehörten Ikonen zum Hauptzweig des Angebots meiner Galerie. Der Grossteil meines Ikonenbestandes stammt aus England. Während und vor der russischen Revolution sind viele Russen nach Frankreich und England ausgewandert und haben ihre Ikonen mitgenommen.

Die spätere Generation fand sehr oft keinen tieferen Sinn mehr an diesen "Heiligenbildern" und brachte sie in die Auktionshäuser. Aus Freude und zu unserer eigenen Befriedigung haben sich meine langjährigen Mitarbeiterinnen und ich viel mit Ikonen beschäftigt und dabei auch sehr viel gelernt. Jede einzelne Ikone wurde bei uns ausführlich beschrieben und erhielt ein Echtheitszertifikat. Auch jedes andere antike Objekt wurde mit voller Echtheitsgarantie verkauft.

1965 bin ich als Einzelfirma im Handelsregister eingetragen worden, und etwa zur selben Zeit wurde ich Mitglied des Verbandes der Schweiz. Kunsthändler und Antiquare. Ich stellte an zwei Messen im Kunstmuseum Bern und in den nachfolgenden zehn Jahren an der Schweiz. Kunst- und Antiquitätenmesse in Basel (KAM) aus.

Vor rund 40 Jahren habe ich meine Galerie an die Kramgasse 60 verlegt.

Aus Altersgründen habe ich diese mir ans Herz gewachsene Galerie im April 1999 liquidiert, ohne eine Nachfolge - unsere Söhne sind praktizierende Ärzte - gefunden zu haben. Was von der Liquidation noch übrig war, habe ich in unsere persönliche Sammlung integriert. Viele Objekte unserer Sammlung sind als Leihgaben in Museen.

"

Quelle:

http://www.vsak.org/members/bloch/index.html

 

Zurück zur Übersicht