DER URNER VOLKSMUSIKPIONIER JONNY (ERNST) GISLER ERHÄLT "GOLDENEN URISTIER"
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07.10.2017 Der Regierungsrat des Kantons Uri verleiht den "Goldenen Uristier" an den Bürgler Jonny (Ernst) Gisler, Volksmusikant und Komponist, "für seine ausserordentlichen Leistungen zugunsten der Urner und Schweizer Volksmusik". Die Feier findet am Samstag, 6. Januar 2018, 17 Uhr, im Haus für Kunst Uri in Altdorf statt.
Foto: http://www.ur.ch/de/aktuelles/aktuellesinformationen/mmdirektionen/?action=showinfo&info_id=37313
Der Regierungsrat schlägt jeweils eine Persönlichkeit oder eine Institution vor, die sich in ausserordentlicher Weise für den Kulturraum Uri eingesetzt hat. Dieses Jahr geht die Auszeichnung «Goldener Uristier» an einen Exponenten der Volks- und konzertanten Ländlermusik, an Ernst (Jonny) Gisler, wohnhaft in Bürglen: "Eine Persönlichkeit, die sich mit der virtuosen Spielweise und grossem kompositorischen Geschick weit über den Kanton Uri einen Namen gemacht hat."
Die
Verleihung erfolgt - wie in den letzten Jahren - im Rahmen der Urner Werk- und
Förderungsausstellung der Kunst- und Kulturstiftung Uri im Haus für Kunst Uri.
Jonny Gisler, geboren am 24. Mai 1930 in der Langmatt Bürglen, als sechstes von
neun Geschwistern, verspürte schon in den mittleren Schuljahren den
unwiderstehlichen Drang, auf der Schwyzerorgel seines früh verstorbenen Vaters
zu spielen. Noch als Schulbub trat er mit den Geschwistern Fred, Julius, Alois
und Marieli als «Gislerbuäbä» auf. Später spielte er mit den im gleichen Haus
wohnenden Kollegen Franz und Kari Gisler als Trio Gisler auf. Man sprach vom
«Volksmusiknest in der Langmatt». Es folgten zahlreiche Auftritte, nicht nur, aber
immer auch im Restaurant Schützenhaus ("chez Bibi").
Bedeutende Stellung in der Innerschweizer Volksmusik
Jonny Gisler nimmt seit Jahrzehnten eine bedeutende Stellung in der
Innerschweizer Volksmusikszene ein: Vergleichbar mit dem verstorbenen Otto Truttmann,
dessen virtuoses Blockflötenspiel in der ganzen Schweiz bekannt wurde. Jonny
Gislers harmonische, an sein Vorbild Albert Hagen erinnernde Kompositionen
finden weit über das Urnerland hinaus eine grosse Zuhörerschar. Sein
humorvoller Charakter, seine Bescheidenheit und das grosse musikalische Können
erklären den Erfolg. Die Karriere begann mit den Handorgelduetten Gisler-Bissig
und Gisler-Schmidig (Franz Schmidig sen.). Schon bald bestritt er unzählige
Auftritte mit Koryphäen der Schweizer Volksmusik wie Köbi Buser, Werner
Lustenberger, Fredy Zwympfer oder Franz Nauer. Während eines halben
Jahrhunderts spielte er mit dem Trio Gisler. Immer wieder wurde er für Radio-
und Fernsehauftritte eingeladen, und zahlreiche Schallplatten und
CD-Produktionen kamen in den Verkauf. Ein spezielles Erlebnis war im Jahr 1979
die Herausgabe des Tonträgers «Ürnergmüet» mit seinem Sohn Paul. Auf Drängen
der Volksmusikfreunde entstand 1996 schliesslich auch die CD «Chum
guet hei», mit wiederum unveröffentlichten Kompositionen. Diese widmete er
seinen Grosskindern, zu denen er eine besondere Beziehung pflegte, insbesondere
in Verbindung mit den Hobbys Fischen und Holzhandwerk. Unter den rund 300
Stücken wurden die Titel «Blaue Äugli» und «Schwarze Katzen» besonders bekannt.
Jonny Gisler war nie ein Notenleser, er hatte keine Stunde Musikunterricht.
Stets spielte auf seiner «Hohner» aus dem Stegreif. Seine Kompositionen, die er
auf Band aufnahm, wurden von Musikkameraden wie Peter Gisler, Willi Vallotti
oder Markus Flückiger aufs Notenpapier gebracht. Es war auch der Bassist Peter
Gisler, der in seinem Müliradverlag in Altdorf zwei Notenhefte «Ganz gmiätlich»
und «Typisch Jonny», mit je einer CD zu 20 Stücken herausgab. Zum 85.
Geburtstag würdigte SRF Musikwelle mit einem längeren Beitrag das Lebenswerk
Gislers. Unlängst kündigte der 87jährige Jonny Gisler im Schützenhaus Altdorf
seinen Rücktritt an. «Die Finger wollen nicht mehr so recht», meinte der
Volksmusiker schmunzelnd. Doch zusammen mit Franz Schmidig, Ruedi Zurfluh und
Roger Schmidig sorgte das Quartett noch einmal für einen konzertanten
öffentlichen Musikantenabend. Moderator Sepp Inderkum lüftete den rund 150
Anwesenden das Geheimnis, woher der Name Jonny kommt. Der Musiker habe in
jungen Jahren eine Boxerkarriere in Angriff genommen, habe dann aber lieber mit
Musik weitergemacht.
Volksmusik wird erstmals ausgezeichnet
Jonny Gisler unterstützte seit der Gründung die Initiativen des Hauses der
Volksmusik in Altdorf. Er trat prominent an den Alpentönen und am Volksmusikfestival
Altdorf auf. Mit anspruchsvollen Stücken und mit seiner melodiös-filigranen
Spielweise prägte er die neuere Dynamik in der Schweizer Volksmusik.
Die Ehrennadel «Goldener Uristier» wurde erstmals anlässlich des 30jährigen
Bestehens der Kunst- und Kulturstiftung Uri im Jahr 2011 vergeben (100 Stück,
gestaltet durch Fredy Burkart). Sie wird an Persönlichkeiten oder Institutionen
verliehen, die ein nachhaltiges Werk geschaffen und sich für das Urner
Kulturleben ausserordentlich verdient gemacht haben. Ehrenurkunde und Nadel
werden anlässlich der Urner Jahresausstellung im Rahmen einer würdigen Feier
überreicht. Ausgezeichnet wurden bisher folgende Persönlichkeiten: Peter Baumann, Altdorf,
Kurt Zurfluh, Altdorf, Franz Pfister, Luzern/Altdorf, Dr. Max Dätwyler,
Altdorf, Josef Herger-Kaufmann, Altdorf, Hans Danioth, Altdorf, Kari Danioth,
Andermatt, Dr. Hans Stadler, Attinghausen und letztes Jahr Lory Schranz,
Altdorf.
Erstmals geht die Auszeichnung an einen Musikvertreter. Der "Goldene Uristier" wird zum Abschluss der 36. Werk- und Förderungsausstellung der Kunst- und Kulturstiftung am Samstag, 6. Januar 2018, 17 Uhr, im Haus für Kunst Uri in Altdorf vergeben. Landammann Beat Jörg hält die Laudatio. Die Bevölkerung ist herzlich eingeladen.
cp
Kontakt:
http://www.ur.ch/de/aktuelles/aktuellesinformationen/mmdirektionen/?action=showinfo&info_id=37313