1'400 NATURJODEL IM ZENTRUM EINER STUDIE
h(96)c(1)q(70)/3f242cda1d134d2062dfd2bde1fe9ea9.jpg)
23.05.2018 Das Roothuus Gonten und die Hochschule Luzern führen gemeinsam eine musikkognitive Studie zum Appenzeller und Toggenburger Naturjodel durch. Im Zentrum stehen die Analyse einer Sammlung von 1'400 Naturjodel sowie eine Umfrage unter aktiven Jodlerinnen und Jodlern.
Bild: Das Roothuus Gonten und die Hochschule Luzern (Foto v.l.n.r.: Prof. Dr. Raymond Ammann, Andrea Kammermann, Yannick Wey) führen gemeinsam eine musikkognitive Studie zum Appenzeller und Toggenburger Naturjodel durch, https://www.roothuus-gonten.ch/cms/index.php/de/310-kick-off
Die Untersuchung hat zum Ziel, Naturjodel aus der Region rund um den Alpstein musikkognitiv und musikethnologisch zu beleuchten.
Raymond Ammann, der das Projekt seitens der Hochschule Luzern leitet, sagt: «Erfahrene Jodlerinnen und Jodler aus dem Appenzellerland und Toggenburg verfügen über ein enorm grosses Repertoire an Naturjodel, also textlosen, auf Silben gesungenen Melodien». Das Forschungsteam möchte Aufschlüsse dafür liefern, wie diese grosse Anzahl von Naturjodel wahrgenommen, unterschieden, verinnerlicht und von einer Person zur nächsten weitervermittelt wird.
«Dies ist angesichts der grossen Menge an Jodelmelodien sowie der fast ausschliesslich mündlichen Überlieferung bislang nicht zu erklären», so Raymond Ammann. Daher gehen die Forscherinnen und Forscher unter anderem der Frage nach, welche musikalischen Eigenschaften - Melodielinien, rhythmische Strukturen, Harmonien, Klangfarben etc. - dafür verantwortlich sind, dass sich Jodlerinnen und Jodler an eine bestimmte Melodie erinnern können. Ebenso soll untersucht werden, unter welchen Umständen ein Naturjodel als Variante einer bereits bekannten Melodie oder als eine eigenständige Form im Gedächtnis gespeichert wird.
Basis des dreijährigen, vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützten Forschungsprojekts ist die Sammlung von rund 1'400 notierten Naturjodel und Tondokumenten des Roothuus Gonten. Diese Sammlung ist in einer Datenbank erfasst, die der Appenzeller Volksmusiker und Lehrer Erwin Sager zusammengestellt hat.
Die nun stattfindende Musikanalyse der Hochschule Luzern wird durch Literaturrecherchen sowie zahlreiche individuell geführte Gespräche mit aktiven Jodlerinnen und Jodlern ergänzt. Die Ergebnisse der Forschung werden im Sommer 2021 in Form eines Buches und eines Dokumentarfilms publiziert.
Weitere Informationen zum Projekt gibt es unter:
Wie können sich Jodler die Melodien merken?
Beitrag im "Echo der Zeit" von Radio SRF, 23. Mai 2018
Die Hochschule Luzern und das Zentrum für Appenzeller und Toggenburger Volksmusik untersuchen 1'400 Varianten des Naturjodels. Aussergewöhnlich sind die Ostschweizer Melodien aus der Alpstein-Region, weil sie nicht aufgeschrieben, sondern von Mund zu Ohr weitergegeben werden.
Jonathan Fisch
Hören:
https://www.srf.ch/play/radio/popupaudioplayer?id=36ac4245-a76a-4eef-a7d6-d0936624d05f