ZUM TOD DER SCHWEIZER SCHRIFTSTELLERIN RUTH SCHWEIKERT

06.06.2023 Die am 15. Juli 1964 in Lörrach (D) geborene Schweizer Schriftstellerin und Theaterautorin Ruth Schweikert (Bild) ist am 4. Juni 2023 in Zürich gestorben. 1994 gewann sie beim Ingeborg-Bachmann-Preis mit der Erzählung "50 Franken" das Bertelsmann-Stipendium. Im selben Jahr erschien der Erzählband "Erdnüsse. Totschlagen", der von der Kritik sehr gelobt wurde. 1998 veröffentlichte sie ihren ersten Roman "Augen zu". 2016 erkrankte Schweikert zum ersten Mal an Krebs. Sie schrieb über diese Krankheit im 2019 erschienenen Band "Tage wie Hunde". Immer wieder mischte sich Schweikert auch in politische Debatten ein und kandidierte 2015 auf einer Liste von Kulturschaffenden für den Nationalrat. Sie war von 2008 bis Ende 2012 Präsidentin von Suisseculture, dem Dachverband der schweizerischen Kulturschaffenden-Organisationen. Ausserdem war sie seit 2012 Dozentin am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel. Schweikert gewann u.a. einen Schweizer Literaturpreis, den Preis der Schweizerischen Schillerstiftung und den Solothurner Literaturpreis.

Bild: Ruth Schweikert - Foto: BAK © Mario del Curto, https://www.schweizerkulturpreise.ch/awards/de/home/literatur/literatur-archiv/literatur-2016/ruth-schweikert.html

Recherche statt Autobiografie

Ruth Schweikerts gnadenlos genauer Blick und ihr Drang, ihre Stoffe bis in die feinsten Verästelungen zu erforschen, prägten (…) alle ihre (…) Bücher. Sie könne nur über etwas schreiben, was sie angehe, und gleichzeitig nur über etwas, was sie nicht schon kenne. Ihre Texte seien daher weniger Autobiografie als Recherche.

Franziska Hirsbrunner

https://www.srf.ch/kultur/literatur/mit-57-jahren-gestorben-ruth-schweikert-war-eine-unermuedliche-forscherin

Sie hatte 1994 die literarische Bühne mit einem Fanfarenstoss betreten

Im Alter von 57 Jahren ist die Schriftstellerin in Zürich an Krebs gestorben. Sie hat ein singuläres Werk geschaffen und war vielen jüngeren Autoren eine wichtige Mentorin.

Sie reden zu hören, war ein Abenteuer. Man litt mit ihr, man feuerte sie innerlich an, und am Ende jedes Satzes war es wie eine Erlösung, weil einem ein Licht aufging. Kaum einmal konnte man eindringlicher miterleben, was Heinrich von Kleist mit der «allmählichen Verfertigung der Gedanken beim Reden» meinte, als wenn Ruth Schweikert sprach. Man konnte ihr zuschauen, wie sie aus dem Gewirr der Gedanken Wörter und Sätze herausschälte, ohne genaue Vorstellung, wohin sie das erste Wort führen würde. Mit den Händen rudernd fand sie immer an ein Ziel. Doch nie war es der direkte Weg.

Roman Bucheli

https://www.nzz.ch/feuilleton/ruth-schweikert-ist-im-alter-von-57-jahren-gestorben-ld.1737481?reduced=true

Sie schrieb ohne sentimentale Umwege

Die Schweizer Schriftstellerin ist 57-jährig gestorben. Ihre Bücher erzählen in gewaltiger Sprache von Alltäglichem. Und Schweikert war wegweisend für den schreibenden Nachwuchs des Landes.

In ihren Büchern steht immer etwas auf dem Spiel. Eine Ehe, eine Beziehung zur Mutter, ein Liebhaber oder ein Kind. Im Erzählband «Erdnüsse. Totschlagen» und in den drei Romanen «Augen zu», «Ohio» und «Wie wir älter werden» sind die Figuren vom Leben angeschlagen, suchen Halt in der Welt, aber Geborgenheit bleibt ihnen versagt. Im Zentrum stehen die Frauen, die Männer eher daneben, oder sie sind abwesend. Ruth Schweikerts Texte verhandeln immer das Alltägliche und erzählen von verhindertem Glück.

Nora Zukker

https://www.tagesanzeiger.ch/sie-schrieb-ohne-sentimentale-umwege-801946869824

Schon ihr Debüt 1994 war ein wuchtiger Aufschrei

Ihre Brustkrebserkrankung hat Ruth Schweikert im letzten Roman «Tage wie Hunde» 2019 in atemberaubender Gefasstheit verarbeitet. Nun ist die Schriftstellerin an der Krankheit gestorben.

Sich nicht unterkriegen lassen, sich die Freiheit nehmen, sich nicht nur als Opfer sehen – in dieser Spannung lässt sich ihr Leben wie ihre Literatur eindrücklich fassen. Was heisst: weltoffen zu bleiben, sich für andere Menschen zu interessieren, die ihre eigene Zerrissenheit in der Gegenwart aushalten müssen.

Hansruedi Kugler

https://www.aargauerzeitung.ch/kultur/todesfall-schweizer-schriftstellerin-ruth-schweikert-mit-57-jahren-gestorben-ld.2468947

Der Tod war ihr ständiger Begleiter

Die Schweizer Schriftstellerin Ruth Schweikert (†57) ist am Sonntag in Zürich an Krebs gestorben. Mit ihrem Werk hat sie die deutschsprachige Literatur in den letzten 30 Jahren geprägt.

«Mir wird Ruth nicht nur ihrer kraftvollen und eigenwilligen Literatur wegen in Erinnerung sein, sondern ebenso sehr als unglaublich hingebungsvolle Schreibdozentin, die ihre Studierenden wie eine Mutter umsorgt und unterstützt hat», sagt der Schweizer Schriftsteller Tim Krohn (58), der sieben Jahre mit ihr am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel BE unterrichtete. «Sie war ein Mensch, der fast unerschöpflich Liebe verschenkte.»

Daniel Arnet

https://www.blick.ch/people-tv/schweiz/ruth-schweikert-58-der-tod-war-ihr-staendiger-begleiter-id18643399.html

Autorin Ruth Schweikert ist tot

Die Schweizer Schriftstellerin und Theaterautorin Ruth Schweikert (57) ist tot. Sie sei am Sonntag nach einer Krebserkrankung in Zürich gestorben, sagte ihr Ehemann Eric Bergkraut am Dienstag der Schweizer Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Schweikert wurde 1965 in Lörrach geboren. Sie wuchs in der Schweiz auf und lebte mit ihrer Familie in Zürich.

https://www.badische-zeitung.de/autorin-ruth-schweikert-ist-tot--266463330.html

Ruth Schweikert war eine ganz grosse Autorin. Die Bedeutung ihres literarischen Werks reicht zu Recht weit über die Stadt Zürich und die Landesgrenzen hinaus. Ihr nimmermüdes Engagement, auch in kultur- und sozialpolitischen Belangen, war beispielhaft.

Die Nachricht von ihrem viel zu frühen Tod macht mich sehr traurig. Ich werde Ruth Schweikert in Erinnerung behalten als eine tiefgründige Seele, die stets die Sache und nicht sich selbst ins Licht gerückt hat. Eine intellektuelle und bodenständige Frau, die mit vielen anderen ihr grosses Talent geteilt hat – besonders auch mit jüngeren Literat*innen.

Meine Gedanken sind bei Ruth Schweikerts Familie und allen, die ihr nahestanden.

Corine Mauch

Stadtpräsidentin von Zürich

https://www.facebook.com/photo/?fbid=743441351114937&set=a.337080051751071

Es ist ungeheuer schmerzlich, vom Tod einer Autorin erfahren zu müssen, die so viel jünger als ich selbst war und von deren mutigem, wildem, immer sehr persönlichem und nicht eine Sekunde langweiligem Schreiben ich noch so viel erwartet hätte.

Charles Linsmayer

https://www.facebook.com/photo/?fbid=10223255864493536&set=a.1073106596525

Ruhe wohl, liebe Ruth. Das ist unfassbar, ungerecht und unzeitig. Ich hätte gerne noch viele Bücher von dir gelesen.

Simone Meier

https://www.facebook.com/simone.meier.75

Ruth Schweikert ist gestorben. Ruth war nicht nur eine sprachkräftige Autorin, sie war einer der engagiertesten, solidarischsten, verbindlichsten Menschen im Literaturbetrieb. Sie fehlt in Biel, sie fehlt in Zürich, sie fehlt überall.

Guy Krneta

https://www.facebook.com/profile.php?id=100010617048929

Audios / Videos:

Interview Ruth Schweikert und Urs Richle, Autorengruppe NETZ

Fernsehen SRF, "NeXt", 08.05.1994

https://www.srf.ch/play/tv/next/video/interview-ruth-schweikert-und-urs-richle-autorengruppe-netz?urn=urn:srf:video:3cc16beb-b8a1-4062-864f-8f1b01597172

Schweikert in Klagenfurt

Fernsehen SRF, "10 vor 10", 24.06.1994

https://www.srf.ch/play/tv/10-vor-10/video/schweikert-in-klagenfurt?urn=urn:srf:video:0d40a506-4d85-467d-be38-fb65be880295

Ruth Schweikert über Arbeit, Werk und den Prozess des Schreibens

Aus "Sternstunde Philosophie" vom 29.04.2007

https://www.srf.ch/play/tv/-/video/-?urn=urn:srf:video:1e9b5301-e1ac-4d06-bfd1-0f8a950eaf4d