ZUM TOD DER ÖSTERREICHISCHEN SCHRIFTSTELLERIN ILSE AICHINGER
11.11.2016 Die am 1. November 1921 in Wien geborene österreichische Schriftstellerin Ilse Aichinger (Bild) ist am 11. November 2016 ebenda gestorben.
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Im Laufe ihres Lebens erhielt Aichinger zahlreiche Auszeichnungen, darunter auch der Große Österreichische Staatspreis für Literatur und der Große Kunstpreis des Landes Salzburg. Die Autorin selbst blieb aber stets selbstkritisch. In einem im Jahr 2003 erschienenen Interview mit dem Magazin "profil" sagte Aichinger: "Ich halte meine Existenz für völlig unnötig. Egal, wie sie verlaufen ist, egal, was ich an Gutem und Schlechtem erlebt habe - ich habe es schon als Kind als eine absurde Zumutung empfunden, dass man plötzlich vorhanden ist. Da müsste man zumindest gefragt werden, ob man nicht einfach wegbleiben will. Dann wäre ich weggeblieben."
http://wien.orf.at/news/stories/2808399/
Die österreichische Dichterin stammte aus einer jüdischen Familie und überlebte die Nazi-Zeit gemeinsam mit ihrer Mutter in einem Versteck in ihrer Geburtsstadt Wien. 1948 wurde sie mit dem Roman "Die grössere Hoffnung" schlagartig bekannt.
sda/hesa;schl
http://www.srf.ch/news/panorama/autorin-ilse-aichinger-ist-tot
Ilse Aichinger, eine der wichtigsten und widerständigsten Stimmen der deutschsprachigen Literatur nach 1945, hat immer unterschieden zwischen «leben» und «existieren»: «Die meisten Menschen leben und gehen ihren Geschäften nach, aber sie existieren nicht. Umgekehrt gibt es Präsenzen, die nicht vergehen, sich nach dem Tod sogar noch verstärken.» Das ist weder abstrakte Spekulation noch wohlfeiler Trost. Es ist trotzige Erfahrung eines Menschen, der den Tod vor dem Leben kennen lernte.
Simone Fässler
http://www.derbund.ch/kultur/buecher/zwischen-leben-und-existieren/story/24552319
Die Subversion des Schreibens
Ilse Aichinger, die im Alter von 95Jahren in Wien gestorben ist, verkörperte exemplarisch die Tugenden der literarischen Nachkriegsmoderne: Konzentration und Sprachskepsis, Subversion und Witz.
Andreas Breitenstein
In ihrer eigenwilligen, geheimnisvoll verrätselten Sprache verband Aichinger analytische Beobachtung mit poetischer Kraft und prägte mit ihren Werken die Nachkriegsliteratur.
http://www.sueddeutsche.de/kultur/literatur-schriftstellerin-ilse-aichinger-ist-tot-1.3246307
Aichingers Texte wurden im Laufe der Zeit immer kürzer. Die Wartezeiten bis zum nächsten länger. 2015 erhielt sie noch den Großen Kunstpreis des Landes Salzburg. "Ihr zeitloses, von allen literarischen Moden unbeeindrucktes Gesamtwerk mag schmal sein - und doch ist es gewaltig", hieß es in der Begründung der Jury.
gia / dpa
Audios / Videos:
Audioaufnahme: Ilse Aichinger liest aus Die größere Hoffnung (1965)
http://www.mediathek.at/atom/139370CC-135-001AB-00000424-139287B8/
Mehr:
https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=118501232
https://archive.is/20130619081616/https://lic.ned.univie.ac.at/de/node/21851
http://literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=22717
http://www.buecher-wiki.de/index.php/BuecherWiki/AichingerIlse