ZUM TOD DER DEUTSCHEN SCHRIFTSTELLERIN SIBYLLE LEWITSCHAROFF
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14.05.2023 Die am 16. April 1954 in Stuttgart geborene deutsche Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff (Bild) ist am 13. Mai 2023 in Berlin gestorben. Die vielfach Ausgezeichnete wurde 1998 mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis, 2009 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse (für ihren Romann "Apostoloff") und 2013 mit dem Georg-Büchner-Preis geehrt. Im Jahr 2009 erhielt sie den Schweizer "Spycher: Literaturpreis Leuk". Lewitscharoff war seit 2007 Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung sowie seit 2010 der Akademie der Künste in Berlin.
Bild: Sibylle Lewitscharoff, 2009 - Foto: Amrei-Marie at German Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Benutzerin:Amrei-Marie (Ausschnitt) - Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en - Datei: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Sibylle_Lewitscharoff.JPG
Sie erkannte uns aus dem ff
Sibylle Lewitscharoff gebrach es nicht an Selbstachtung: "Der eigene Nachname war mir immer lieb und teuer", erklärte sie gleich in der ersten ihrer Frankfurter Poetikvorlesungen des Jahres 2011, "besonders das flotte Doppel-f zum Schluß, durch das der Name eine Lüpfung erfährt." Damit lüpfte sie auch die Stimmung ihres Publikums: Sybille Lewitscharoff gebrach es nicht an Witz, und so nannte sie den Titelhelden (der indes eine Nebenfigur ist) des burleskesten ihrer Romane Apostoloff.
Andreas Platthaus
Geschichten vom flüchtigen Ich
Die Schriftstellerin und Büchnerpreisträgerin Sibylle Lewitscharoff war eine lebenskluge Menschenerfinderin.
Thomas Steinfeld
https://www.sueddeutsche.de/kultur/sibylle-lewitscharoff-nachruf-1.5858908?reduced=true
Botschafterin zwischen Oben und Unten
Wann immer sie erfuhr, dass sich der Tod an ihre Fersen geheftet hatte – in ihrem Schreiben war sie darauf vorbereitet. Denn Sibylle Lewitscharoff, die nun im Alter von 69 Jahren gestorben ist, war seit jeher eine fröhliche Spezialistin für die letzten Dinge. Bewandert im kleinen Grenzverkehr zwischen dem Diesseits und dem Jenseits, führte sie Geistergespräche mit fremden und mit eigenen Ahnen. Als studierte Religionswissenschaftlerin verstand sie sich auf eine theologisch durchdrungene Literatur, die alle tyrannischen Glaubenswahrheiten ironisch abzufedern wusste.
Gregor Dotzauer
Abschied von einer streitlustigen Schriftstellerin
Auch wenn "Pong" und "Apostoloff" ihre berühmtesten Bücher sind, ist "Blumenberg" gewiss ihr beeindruckendstes. Mit "Pong" – nicht ihrem Debüt, aber ihrer ersten großen Chance auf einem Markt, den zu bedienen weiß Gott nicht in ihrem Interesse lag – betrat sie mit Mitte vierzig 1998 die ganz große Literaturbühne und gewann im Eiltempo den Ingeborg-Bachmann-Preis. So durchgeknallt wie in "Pong" war in der deutschsprachigen Literatur länger keine Figur eines „Verrückten“ mehr aufgetreten. Jubel für eine nicht besonders bekannte Berliner Autorin, hieß es damals, einer Berlinerin, die 1954 aber in Stuttgart geboren worden war. Das gab ihr artikulatorische Möglichkeiten, die sie gerne ausspielte.
Judith von Sternburg
Angriffe auf die Langeweile
Sie war unüberhörbar Schwäbin, aber von unerhörter Großzügigkeit. Mit anderen, aber auch mit sich selbst. Mit Geld, aber auch mit Witz, mit Kenntnissen, mit Herzlichkeit und Dankbarkeit. Ihre gedankliche Schärfe war legendär, doch ohne jede Beckmesserei – und auch das für andere wie für sich selbst.
Dies half bei dem Skandal, der sich, bis heute, mit ihrem Namen verbindet – räumen wir das gleich ein und ab –, ihrer "Dresdner Rede" 2014, in der sie sich polemisch zur künstlichen Befruchtung äußerte ("meine Abscheu ist in solchen Fällen stärker als die Vernunft"): Sie bat um Entschuldigung, und zwar offen, mehrfach und begründet. Auch die Unerschrockenheit gehörte zu ihrem bemerkenswerten Charakter.
Elke Schmitter
https://taz.de/Nachruf-auf-Sibylle-Lewitscharoff/!5934324/
Die Geisterseherin
Sibylle Lewitscharoff war eine einzigartige Schriftstellerin. Sie betrieb die Wiederverzauberung der Welt und nahm dem Tod seinen Schrecken.
Björn Hayer
https://www.zeit.de/kultur/literatur/2023-05/sibylle-lewitscharoff-schriftstellerin-nachruf
Eine Urenkelin E.T.A. Hoffmanns
Hof hielt sie bis fast ganz zuletzt. Durch ihre seit Jahren auf ihr lastende schwere MS-Erkrankung am Ende ans Bett gefesselt, hat sie noch als Moribunde bis zu 14 Freundinnen und Freunde pro Tag empfangen, sich erfreut an den Leckereien, welche diese brachten und alsbald genussvoll, um ihre Lagerstatt herum versammelt, verspeisten.
Tilman Krause
Sie gehörte zu den bekanntesten deutschen Autorinnen der Gegenwart
In ihrem späten, durchaus selig versponnenen Roman "Von oben" (2019) schlug sie dem Tod, diesem zudringlichsten aller Fallensteller, ein endgültiges Schnippchen. Aus reinem Übermut schlüpfte Sibylle Lewitscharoff, die Stuttgarter Meistererzählerin, in die Rolle eines Philosophieprofessors. Dieser ist zwar verstorben, will und kann aber von der Welt, wie er sie gekannt hat, noch nicht lassen. Wie ein Ballon, dem nicht laue Luft, sondern wirbelige Prosa entströmt, schwebt dieser Kauz über das Berliner Regierungsviertel.
Ronald Pohl
https://www.derstandard.at/story/2000146422286/deutsche-autorin-sibylle-lewitscharoff-gestorben
Hoch gelobt und tief gefallen
Sibylle Lewitscharoff war eine eigenwillige Stimme: schweifend, irrlichternd in Stil und Haltung. Eine Autorin, die sich und andere nicht schonte. Sie wollte es so. Das Aufsehen, das sie erregte, konnte sie geniessen. Nachruf auf eine Nonkonformistin.
Rainer Schaper
Der Tod und das Jenseits gehörten zum Werk der Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff
Groteske Totentänze und wunderliche Geistergespräche gehören zum Schönsten und Bewegendsten, was Sibylle Lewitscharoff hervorgebracht hat.
Roman Bucheli
Audios / Videos:
Dichterlesen.net - Literatur zum Nachhören - 10 Veranstaltungen
https://www.dichterlesen.net/personen/detail/sibylle-lewitscharoff/
"Sibylle Lewitscharoff: Das Wunder der Sprache". Aus "Sternstunde Philosophie" vom 22.01.2017, 15:12 Uhr
https://www.srf.ch/play/tv/-/video/-?urn=urn:srf:video:93d437bf-1779-4d31-9422-1670589a2fb9
"Sibylle Lewitscharoff über Gott, LSD und das Jenseits“. Aus "Sternstunde Religion" vom 24.05.2020
10 FRAGEN an Sibylle Lewitscharoff
https://www.youtube.com/watch?v=7OvHWFnpdpU
Sibylle Lewitscharoff "Killmousky" (Lesung im Rahmen der Frankfurter Buchmesse 2013)
https://www.youtube.com/watch?v=7JMzd-vycLM
DW KULTUR INTENSIV: Der Büchnerpreis für Sibylle Lewitscharoff
https://www.dw.com/de/der-b%C3%BCchnerpreis-f%C3%BCr-sibylle-lewitscharoff/av-17169882
Mehr:
https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=120360721
https://www.literaturport.de/lexikon/sibylle-lewitscharoff/
https://www.perlentaucher.de/autor/sibylle-lewitscharoff.html
https://www.munzinger.de/search/portrait/Sibylle+Lewitscharoff/0/22812.html
https://www.suhrkamp.de/person/sibylle-lewitscharoff-p-7665
http://archiv.bachmannpreis.orf.at/bp98/s_lewitscharoff_txt.html
https://www.imdb.com/name/nm2365701/
https://de.wikipedia.org/wiki/Sibylle_Lewitscharoff
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