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ZEIT DER KRISEN - WAS TREIBT DIE LITERATUR?

ZEIT DER KRISEN - WAS TREIBT DIE LITERATUR?

04.10.2022 Am Samstag, 2. Oktober 2022, nahm der Berufsverband A*dS Autorinnen und Autoren der Schweiz an einer Tagung in Olten sein 20-jähriges Jubiläum zum Anlass, angesichts der eskalierenden Krisen der Gegenwart sein politisches Selbstverständnis und die Möglichkeiten literarischer Arbeit zu reflektieren. Mit drei Keynote-SpeakerInnen, einer Podiumsdiskussion und acht Ateliers suchten rund 75 AutorInnen einen Umgang mit aktuellen Krisen – von emotionalisierten Diskursen über Propaganda und Zensur bis zu biodiversem Schreiben wurde die Rolle und Verantwortung der Literatur hinterfragt.


Den Auftakt machte der Autor und Soziologe Juan S. Guse, welcher mit älteren und neuen, anerkannten und zweifelbaren Prognosen und Berechnungen zu Klimafragen ins Thema einstieg. Die Probleme scheinen bekannt: "Ich werde am 11. Oktober 33 Jahre alt, und seit ich einigermassen denken kann, höre und weiss ich, dass die Art und Weise wie wir produzieren und konsumieren, wie wir uns fortbewegen, wie wir uns gegenseitig behandeln, dass all dieser Horror dazu führt, dass das Leben auf diesem Planeten Schritt für Schritt ärmer wird. Die Ausbeutung, der Extraktivismus, der Niedergang der Artenvielfalt, die Bleiche der Korallen. Jeden Tag höre ich von diesen Dingen, jeden Tag und schon seit Jahren. Und dann heisst es: Wie schnell die Zeit vergeht. Aber das stimmt ja überhaupt nicht, das ist überhaupt nicht wahr. Ich bin doch schon eine gefühlte Ewigkeit hier und wundere mich, wie lange das noch gehen soll."

Tiphaine Samoyault, Studienleiterin der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris, forderte ein konkretes Umdenken: "Durch die Beschleunigung der Klimakrise können wir Flüsse oder Bäume nicht weiter einfach nur als Ressourcen, Kulisse oder Reserven betrachten, die wir ungestraft ausbeuten können. Aber wie verleiht man ihnen eine Stimme?" Sie zitierte Beispiele aus der Literatur, aber auch aus der Rechtsprechung, wo dies bereits passiert. "Sprechen, um das Verstandene wiederzugeben, selbst wenn es unvollkommen ist, erinnert uns daran, dass wir, bevor wir das Wort erteilen, zuerst den diversen Stimmen zuhören müssen; das nenne ich die Infrapolitik der Literatur und der Übersetzung."

Für Nicoletta Bortolotti ist nicht zuletzt mit der Invasion der Ukraine die Energiefrage in den Vordergrund gerückt. Auch sie forderte Verantwortung des Menschen im Umgang mit dem Ökosystem und dem Planeten Erde, aber sie hielt auch fest: "Wir sollten jedoch mit dem Vorurteil aufräumen, dass Bücher die Welt besser machen. Ich habe Orte gesehen, an denen Bücher Ungerechtigkeit, Opportunismus und Ausbeutung schaffen. Eine Geschichte nimmt immer eine einfühlsame Haltung zum Menschen ein. Emotional. Ein Einzelschicksal. Literatur bewegt, die Wissenschaft findet."

Ob AutorInnen immer politische Subjekte sein müssen, wurde auch am Nachmittag in den acht Ateliers immer wieder hinterfragt und teils heftig diskutiert. "Darf ich denn überhaupt noch schreiben, ohne Writer for Future zu sein? Verachtet ihr mich? Haltet ihr mich für naiv? Erfülle ich meine Pflicht als AutorIn?», fragte auch die Beobachterin des Tages, die Performerin Sandra Künzi.

Die AutorInnen hätten ihre Autorität verloren, was im zeitgenössischen sozialen Raum aber auch eine Chance sein kann: als "Diskurs ohne Autorität". Der Präsident des A*dS, Nicolas Couchepin, erlebte die Tagung schliesslich als wichtigen Reflexionsraum für Schreibende. "Wir brauchen mehr denn je Austausch, damit wir uns den Herausforderungen des Schreibens stellen können. Dieser Tag war in diesem Sinne ein wichtiger Auftakt."

Quelle:

https://www.a-d-s.ch/?article=medienmitteilung_klima_und_krisen_was_treibt_die_literatur

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