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DER SCHWEIZER GRAND PRIX LITERATUR 2023 GEHT AN LETA SEMADENI AUS DEM KANTON GRAUBÜNDEN

DER SCHWEIZER GRAND PRIX LITERATUR 2023 GEHT AN LETA SEMADENI AUS DEM KANTON GRAUBÜNDEN

16.02.2023 Als Persönlichkeit, die in der rätoromanischen Literatur ihren festen Platz hat, erhält Leta Semadeni den mit 40'000 Franken dotierten Schweizer Grand Prix Literatur 2023 für ihr Gesamtwerk. Der ebenfalls mit 40'000 Franken dotierte Spezialpreis Vermittlung geht in diesem Jahr an das Projekt "Schulhausroman", das Jugendlichen die Gelegenheit bietet, sich beim Schreiben eines Romans begleiten zu lassen. Sieben Autorinnen und Autoren erhalten einen mit einer Gabe von je 25'000 Franken verbundenen Schweizer Literaturpreis für ein im vergangenen Jahr erschienenes Werk. Die Preisverleihung findet am Freitag, 19. Mai 2023, im Rahmen der Solothurner Literaturtage in Anwesenheit von Nationalratspräsident Martin Candinas statt, wie das Bundesamt für Kultur (BAK) mitteilt.


Bild oben: Schulhausroman - Foto: © BAK / Julien Chavaillaz

Leta Semadeni

Bild: Leta Semadeni - Foto: © BAK / Julien Chavaillaz

Der Schweizer Grand Prix Literatur 2023 geht an Leta Semadeni

Leta Semadeni wurde 1944 in Scuol geboren und studierte Germanistik an der Universität Zürich. Sie arbeitete anschliessend als Lehrerin, später folgten Arbeitsaufenthalte als Schriftstellerin in Ecuador, Paris, Berlin und New York. Seit 2005 lebt sie in Lavin (GR).

Sie schreibt Lyrik, Kurzprosa, Romane und Kinderbücher und verfasst fast alle ihrer Texte sowohl auf Rätoromanisch als auch auf Deutsch. Dabei überträgt sie einen Text nicht einfach in die andere Sprache, sondern schreibt ihn neu und spielt dabei mit den Besonderheiten der jeweiligen Sprache.

Eine fabelhafte und poetische Tierwelt belebt ihr Schaffen: "Immer wieder schleicht ein Tier durch meine Texte", ein Fuchs, eine Katze, ein Hund, Wildtiere im Wald und überall Vögel. Der Mensch scheint zuweilen mit dem Tier zu verschmelzen.

"Leta Semadenis Werk ist von schroffer Schönheit, an der wir uns ebenso reiben wie die Protagonistinnen und Protagonisten ihrer Romane an der oftmals schmerzvollen Welt. Sie fordert uns dazu auf, gegenüber dieser Welt, die uns umgibt, wachsam und offen zu bleiben und dort zu sein, 'wo die Pfote die Erde berührt'", schreibt das BAK.

Die Texte von Leta Semadeni wurden auf Französisch, Italienisch, Spanisch, Tschechisch, Englisch und Russisch übersetzt und erreichen ein grosses Publikum. 2011 erhielt sie den Schillerpreis für ihren Gedichtband "In mia vita da vuolp/In meinem Leben als Fuchs", 2016 den Schweizer Literaturpreis für den Roman "Tamangur" und 2020 den Josef Guggenmos-Preis für ihre Kinderlyrik. Ihr neustes Buch "Amur, grosser Fluss" erschien 2022 im Atlantis Verlag. Im selben Jahr übergab sie ihr Archiv dem Schweizerischen Literaturarchiv in Bern.

Spezialpreis Vermittlung 2023 für das Projekt "Schulhausroman"

Der Spezialpreis Vermittlung geht an ein Projekt, das 2005 durch den Gründer des Zürcher Literaturhauses Richard Reich und die Kulturvermittlerin Gerda Wurzenberger ins Leben gerufen wurde: 13- bis 15-jährige Schülerinnen und Schüler werden durch erfahrene Schriftstellerinnen und Schriftsteller beim gemeinsamen Schreiben eines Romans begleitet. Anschliessend wird der Roman herausgegeben und ausserhalb der Schule an einer öffentlichen Lesung vorgestellt. Dank diesem neuen und originellen Ansatz gewinnen Jugendliche, denen Lesen oder Schreiben Schwierigkeiten bereitet, mehr Selbstvertrauen. Nach dem Erfolg in der deutschsprachigen Schweiz wurde das Projekt 2009 in der französischsprachigen Schweiz und 2017 im Tessin und in Graubünden eingeführt. Heute können auf der Website https://schulhausroman.ch/ rund 200 "Schulhausromane" bestellt werden.

Schweizer Literaturpreise 2023

Neben dem Schweizer Grand Prix Literatur und dem Spezialpreis Vermittlung hat die Eidgenössische Jury für Literatur die folgenden 2022 erschienenen Werke mit einem Schweizer Literaturpreis ausgezeichnet:

  • Prisca Agustoni (1975 in Lugano geboren, lebt im Tessin und in Brasilien), "Verso la ruggine", Interlinea
  • Jachen Andry (1957 in Zürich geboren, lebt in Barcelona und Scuol), "be cun rispli", editionmevinapuorger
  • Fanny Desarzens (1993 in Lausanne geboren, lebt in Lausanne), "Galel", Editions Slatkine
  • Eugène (1969 in Bukarest, Rumänien, geboren, lebt in Lausanne), "Lettre à mon dictateur", Editions Slatkine
  • Lioba Happel (1957 in Aschaffenburg, Deutschland, geboren, lebt in Lausanne und Berlin), "POMMFRITZ aus der Hölle", edition pudelundpinscher
  • Lika Nüssli (1973 in Gossau geboren, lebt in St. Gallen), "Starkes Ding", Edition Moderne
  • Anne-Sophie Subilia (1982 in Lausanne geboren, lebt in Lausanne), "L’Epouse", Editions Zoé

Das BAK vergibt jedes Jahr die Schweizer Literaturpreise. Der Schweizer Grand Prix Literatur zeichnet das Gesamtwerk einer Autorin oder eines Autors aus. Der Spezialpreis Vermittlung wird im Wechsel mit dem Spezialpreis Übersetzung alle zwei Jahre vergeben. Zusätzlich zu diesen mit je 40'000 Franken dotierten Auszeichnungen werden jährlich Preise für im vergangenen Jahr erschienene Einzelwerke ausgeschrieben. Diese sind mit je 25'000 Franken dotiert. Ab dem 16. Februar 2023 erscheint jeden Monat eine Ausgabe des Podcasts, in dem die Preisträgerinnen und Preisträger im Gespräch vorgestellt werden. Ihr Schaffen wird ausserdem an den Solothurner Literaturtagen gezeigt.

Verleihung der Schweizer Literaturpreise: Freitag, 19. Mai 2023, im Rahmen der Solothurner Literaturtage

Prisca Agustoni

Bild: Prisca Agustoni - Foto: © BAK / Julien Chavaillaz

Biografien der Preisträgerinnen und Preisträger sowie die Laudationes der Jurymitglieder

Prisca Agustoni, "Verso la ruggine", Interlinea

Prisca Agustoni wurde 1975 in Lugano geboren. Seit 2003 lebt sie abwechselnd in der Schweiz und in Brasilien, wo sie an der Universität Juiz de Fora italienische und vergleichende Literatur unterrichtet. Sie ist Autorin, Lyrikerin und Übersetzerin. Sie schreibt auf Italienisch und übersetzt ihre Texte selbst ins Französische und Portugiesische.

Laudatio

Prisca Agustoni vereint ihre poetischen und persönlichen Wurzeln, die in der italienischen Schweiz liegen, mit internationaler Inspiration und Erfahrung. In "Verso la ruggine", ihrem bisher reifsten und originellsten Gedichtband, kommt diese Eigenschaft zum Tragen. Das Buch verarbeitet die Bezüge zu realen Begebenheiten in einer intensiven Suche des Ausdrucks und ist damit eines der besten Beispiele für Ökolyrik in italienischer Sprache. In Agustonis Gedichten klingt Episches und Rituelles an, was ihre Texte zum Verbindungselement zwischen der Urform der poetischen Sprache und den drängenden Themen unserer Zeit werden lässt.

Jachen Andry

Bild: Jachen Andry - Foto: © BAK / Julien Chavaillaz

Jachen Andry, "be cun rispli", editionmevinapuorger

Jachen Andry wurde 1957 in Zürich geboren. Er studierte Romanistik an der Universität Zürich (Italienisch, Spanisch, Rätoromanisch). Er ist als freischaffender Verlagsmitarbeiter tätig. "be cun rispli" ist sein erster Gedichtband. Jachen Andry lebt mit seinem Ehemann zwischen Scuol und Barcelona.

Laudatio

"be cun rispli" "nur mit Bleistift", mit Zurückhaltung und Diskretion, jedoch mit dem Gewicht und der Dichte des Reissbleis, des Grafits, notiert Jachen Andry seine Gedichte über zerbrechliche, vergängliche, verborgene, verhöhnte Identitäten. Sprachkonzentration, Feinsinnigkeit, Musikalität und Dringlichkeit zeichnen diese in konzise Verse gefassten Erinnerungen, Eindrücke und Reflexionen über Sein und Schein aus. Ein in zartrosa Leinen gebundenes und in leichtgrauer Farbe gedrucktes Herantasten an die Freiheit, jenseits von Konventionen und Konformität die eigenen Gedanken zu denken, das eigene Leben zu leben.

Fanny Desarzens

Bild: Fanny Desarzens - Foto: © BAK / Julien Chavaillaz

Fanny Desarzens, "Galel", Éditions Slatkine

Fanny Desarzens wurde 1993 geboren. Sie hat an der HEAD in Genf den Studiengang Bildende Kunst abgeschlossen. 2020 wurde ihre Erzählung "Lignine" am Literaturwettbewerb zum 60-jährigen Bestehen der Zeitschrift "choisir" ausgezeichnet. Ihr zweiter Roman, "Chesa Seraina", erschien im Januar 2023.

Laudatio

Es ist die Geschichte von einer Freundschaft, von Stille und von Blicken zwischen drei Männern, die die Liebe zu den Bergen teilen. Eine zeitlose Erzählung, die langsam dahinzieht, wie die Seilschaften, die der Bergführer auf den Gipfel bringt. Das Tempo und die sparsame Sprache des Romans entsprechen dem stetigen Schritt, der beim Bergsteigen auf das Atmen abgestimmt ist. Die Worte erzählen klar und poetisch vom Leben der Männer, die im Tal arbeiten, um im Sommer den Bergen ganz nahe zu sein. Von ihren Augen, die "aus der Umgebung schöpfen". Fanny Desarzens hat ein leuchtendes Gleichnis geschrieben, das Ramuz mit der heutigen Zeit verbindet.

Eugène

Bild: Eugène - Foto: © BAK / Julien Chavaillaz

Eugène, "Lettre à mon dictateur", éditions Slatkine

Eugène wurde 1969 in Bukarest geboren und kam mit sechs Jahren in die Schweiz. Er schreibt Romane, Kurzgeschichten, Erzählungen, Geschichten für Kinder, Theaterstücke, Kolumnen sowie Bilderbücher für Kleinkinder. Er leitet Schreibateliers und unterrichtet seit 2006 am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel.

Laudatio

In deinem Schreiben an Nicolae mit dem Titel "Lettre à mon dictateur" schenkst du uns eine wunderbare literarische Gratwanderung. Du bewegst dich zwischen der grossen Geschichte, die mächtig ist, formen und zerdrücken kann, und der kleinen, der einzelnen Geschichte eines rumänischen Jungen, der mit sechs Jahren in die Schweiz kommt. Dein Text bleibt immer auf der Grenze zwischen Lachen und Wut, Angst und Freude, Ironie und Ernsthaftigkeit.

Richtet sich dein Brief tatsächlich an deinen Diktator? Ja. Aber nicht nur: Er richtet sich an dich und an uns, die ihn lesen. Er erweckt den Dämon nicht zum Leben, sondern versiegelt vielmehr sein Grab. Entgegen denjenigen, die die Geschichte als Abbild ihres Grössenwahns formen wollen, feiert dein Text unsere Missgeschicke und Schicksale, unser Lächeln und unseren Spott oder einfach das Leben. Dem Despoten zum Trotz bringt dein Brief die Geschichten, die kleinen und wertvollen, als grosse poetische Widerstände ans Licht. Dafür danken wir dir, lieber Eugène.

Lioba Happel

Bild: Lioba Happel - Foto: © BAK / Julien Chavaillaz

Lioba Happel, "POMMFRITZ aus der Hölle", edition pudelundpinscher

Lioba Happel ist 1957 in Aschaffenburg (D) geboren. Sie studierte zuerst Sozialpädagogik in Bamberg und später Germanistik und Spanische Literatur in Berlin. Für ihre Veröffentlichungen, Lyrik und Prosa, erhielt sie zahlreiche Stipendien und Preise, zuletzt 2021 den Alice Salomon Poetik Preis. Sie lebt zwischen Lausanne und Berlin.

Laudatio

Was für eine Stimme, dieser Pommfritz, was für ein Mordskerl im wahrsten Sinn des Wortes! Ob vernachlässigt, verlassen oder verraten ein Opfer will diese Figur jedenfalls nicht sein. Als verlorener Sohn und Möchtegern-Kannibale, als Verehrer von Rimbaud und ungestümer Liebhaber schlägt sich "Pommi" durch eine Welt, die ihm kaum Chancen zugesteht. Lioba Happel gelingt mit diesem Roman eine sprachmächtige und zutiefst menschliche Groteske. Den Zumutungen seiner Existenz begegnet Pommi mit Wucht und Witz und einem ungeheuren Willen zur Selbstbehauptung. Sein Hunger nach Literatur, nach Anerkennung, nach Leben entfaltet einen Sound, der lange nachhallt. Monster oder Gott wer mag das entscheiden?

Lika Nüssli

Bild: Lika Nüssli - Foto: © BAK / Julien Chavaillaz

Lika Nüssli, "Starkes Ding", Edition Moderne

Lika Nüssli ist 1973 geboren und in Gossau aufgewachsen. Nach einer Ausbildung als Textildesignerin in Herisau studierte sie Illustration an der Hochschule für Design und Kunst in Luzern. Sie ist Mitherausgeberin des Comic-Magazins "Strapazin" und hat mehrere Bilderbücher und Graphic Novels veröffentlicht.

Laudatio

Dringlich und mit einer grossen Sogwirkung die sprachlich vielschichtige und bildstarke Graphic Novel von Lika Nüssli zieht die Lesenden mitten hinein in ein düsteres Kapitel der Schweizer Sozialgeschichte: die Verdingkinder. Es ist die Geschichte ihres eigenen Vaters, der 1949 als 12-Jähriger vom elterlichen Hof in Toggenburg weggeschickt wurde und für einen Franken pro Tag bei einem fremden Bauern schuften musste. Eine Geschichte von Gewalt und Missbrauch, aber auch leisem Humor und aufblitzendem Glück. Lika Nüssli gelingt es, mit Anleihen bei der Senntumsmalerei, eine vergangene bäuerliche Welt mit ihrem Brauchtum und ihrer Sprache ins Jetzt zu holen. Virtuos verwebt sie Text und Bild zu einer Erzählung mit starkem Nachklang: Die Geschichte der Verdingkinder ist längst nicht fertig erzählt.

Erscheint in französischer Sprache am 5. Mai 2023 im Éditions Atrabile, in der Übersetzung von Camille Logoz.

Anne-Sophie Subilia

Bild: Anne-Sophie Subilia - Foto: © BAK / Julien Chavaillaz

Anne-Sophie Subilia, "L’Épouse", Éditions Zoé

Anne-Sophie Subilia lebt in Lausanne, wo sie 1982 geboren wurde. Sie studierte an der Universität in Genf französische Literatur und Geschichte und schloss an der Berner Hochschule der Künste den Studiengang in literarischem Schreiben ab.

Laudatio

"L’Épouse" von Anne-Sophie Subilia erzählt vom Leben in einer eigenen Welt: ein Leben neben dem Ehemann, der Delegierter des IKRK in Palästina ist, mit Beziehungen, in denen sie als Fremde im Grenzgebiet Gaza immer auf der Schwelle bleibt "ein leichter Hauch von Untätigkeit liegt in der Luft". Anne-Sophie Subilia schreibt vorsichtig und versucht nicht, uns einen bestimmten Blick auf die Gattin aufzudrängen, die eher umschrieben als ergründet wird. Wir lesen die Geschichte einer Frau auf der Suche nach ihrem Platz. Der Roman schreibt ihr weder die Rolle noch den Sinn zu, nach denen sie sucht, sondern verfolgt ihre Entwicklung aus einer leicht distanzierten Perspektive im unscharfen Halbdunkel. Damit schenkt uns Anne-Sophie Subilia das Wertvollste, was die Literatur zu bieten hat: eine
klare und rücksichtsvolle Ausdrucksweise, die der Geschichte, die sie festhält, angemessen ist. Für ihre Protagonistin schafft sie eine zerbrechliche Sprache aus Sand, in den die Linien eines noch zu erfindenden Lebens gezeichnet werden.

bak

Kontakt:

http://www.bak.admin.ch                         

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