RADIO-TIPP: "GEFANGEN IN DER PARANOIA – DIE SCHWEIZ IM KALTEN KRIEG"
16.06.2017 Radio SRF 2 Kultur, "Kontext" vom heutigen Freitag, 9.02 Uhr / Wiederholung um 18.03 Uhr
Bild: "Trinkt abends gerne ein Bier!": Staatschutzfiche der Schweizer Nationalrätin Menga
Danuser. 1977. Bundesarchiv-Signatur: CH-BAR#E4320-01C#1996/203#115*
weitere Personennamen und -kürzel wurden gemäss Auflagen des Bundesarchivs
durch den Uploader verdeckt. Public Domain - Datei: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:CH-BAR_-_Staatschutzfiche_Menga_Danuser.tif (zur Vergrösserung anklicken).
Sowjetunion, Atombombe, Unterwanderung durch den Kommunismus: Zur Zeit des Kalten Kriegs war die Angst in der neutralen Schweiz allgegenwärtig. Die Paranoia bewirkte einen äusserst rabiaten Antikommunismus. Wie war dies möglich in der freiheitlichen und demokratischen Schweiz?
Aus heutiger Sicht relativieren sich zwar die
Bedrohungsszenarien, welche die Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur
Wende 1990 geprägt haben. Im damaligen bleiernen Klima hatte jedoch der Feind
einen klaren Namen: Moskau. Ihm galt es mit allen Mitteln entgegenzutreten -
militärisch und propagandistisch.
Wer damals an dieser Sicht Kritik übte, galt als Nestbeschmutzer, und die
Überwachung und Fichierung durch den Schweizer Staatsschutz war nicht mehr
weit. Das Land entfernte sich in besorgniserregendem Ausmass von vermeintlich
typisch schweizerischen Grundwerten. Ein Einzelfall in der Schweizer Geschichte
- oder doch mehr?
Es diskutieren:
- Thomas Buomberger, freischaffender Historiker in Winterthur, Autor des aktuellen Sachbuchs «Die Schweiz im Kalten Krieg, 1945 bis 1990»
- Monika Gisler, freischaffende Historikerin, Leiterin der Forschungsstelle «Unternehmen Geschichte» in Zürich
- Rudolf Jaun, emeritierter Geschichtsprofessor an der Universität Zürich
Hören:
https://www.srf.ch/play/radio/popupaudioplayer?id=54013e58-0b4e-409b-9921-62517964b0bd
Radio-Link:
http://www.srf.ch/sendungen/kontext/debatte-gefangen-in-der-paranoia-die-schweiz-im-kalten-krieg
Buchhinweis:
Thomas Buomberger: Die Schweiz im Kalten Krieg, 1945-1990. Hier und Jetzt, Baden 2017.
Ausstellung:
Strauhof Zürich, bis am 20. August 2017:
Frischs Fiche
und andere Geschichten aus dem Kalten Krieg
«Ich bekenne, dass ich dieser Regierung kein Vertrauen mehr schenke», schreibt Max Frisch in seinem letzten Typoskript. Wie hunderttausende andere Personen wurde er jahrzehntelang vom Schweizer Staat observiert und fichiert. Empört zerschneidet und kommentiert der Schriftsteller seine Fiche - und produziert daraus die Collage «Ignoranz als Staatsschutz?». Auch in den weiteren «Geschichten aus dem Kalten Krieg» hinterfragen Autorinnen und Autoren die herrschenden Verhältnisse in der Schweiz der 1980er-Jahre.
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