Ludwig Hirsch ist gestorben
24.11.2011 Der österreichische Liedermacher und Schauspieler Ludwig Hirsch wurde heute Donnerstag morgen in Wien tot aufgefunden. Der 1946 im steirischen Hartberg geborene Künstler mit seinen oft morbid makabern Texten war einer der wichtigsten Vertreter des Austropop und eine der bedeutendsten kritischen Stimmen Österreichs der letzten Jahrzehnte.
Bilder: http://www.ludwighirsch.at/
Der
"typische" Wiener - geboren in der Steiermark - hat mit dem
Kennenlernen seines Entdeckers Karl Scheibmaier, der seine künstlerische
Laufbahn bis zuletzt leitete, schon mit seiner ersten LP 1978 "Dunkelgraue
Lieder" nicht nur seine Plattenfirma mit seinem enormen Verkaufserfolg
verblüfft, sondern auch ein Publikum, das solches seit Nestroys Zeiten nicht
mehr von einem Wiener gewohnt war.
Ludwig Hirsch hat sich dann nicht nur als einer der erfolgreichsten
deutschsprachigen Liederschreiber manifestiert, sondern ist auch seinem Beruf
als Schauspieler treu geblieben, sei es, dass er seit vielen Jahren immer
wieder auf den verschiedensten Theaterbühnen zu finden war (zuletzt:
Salzburger Festspiele im "Jedermann", Wiener Volkstheater
"Einen Jux will er sich machen", "Der Drang" von Franz
Xaver Kroetz, "Irma la Douce", Theater Kobersdorf "Was Ihr wollt" von Shakespeare), sei es in diversen
Fernsehspielen und Serien (wie "Lieben wie gedruckt", "In
Zeiten wie diesen"), sei es als Filmschauspieler ("Trokadero", "Tot oder lebendig"), sei es als Moderator von Fernsehdokumentationen (zum Thema "Friedhöfe" und "Glück"), sei es als Sendungsgestalter
einer Radiosendung (Siesta ORF Ö3).
Über 20 Alben sind erschienen, wovon eine ein Konzertmitschnitt
seines Erfolgsprogrammes "Gottlieb" ist, das Ludwig Hirsch in den
Jahren 1993/94 vor über 200'000 Menschen in Österreich, der Schweiz und
Deutschland spielte. 2008 wurde davon auch eine DVD veröffentlicht.
Ludwig Hirsch war ein Geschichtenerzähler; seine Geschichten handeln von
"dunkelgrauen" Begebenheiten in und um Wien, von "Grossen
schwarzen Vögeln", "Zartbitteren Geschichten", er flog "Bis
zum Himmel hoch" und "Bis ins Herz", er erzählte Geschichten von
"Traurigen Indianern und unfreundlichen Kellnern", umgab sich mit
"Landluft"; eine kurze "Liebestolle" Phase folgte, "In
meiner Sprache" begab er sich dann auf eine besonders erfolgreiche Tournee,
"Gottlieb" führte ihn an die Wurzeln seiner Kindheit, mit
"Tierisch" konnte er seine Liebe nicht nur zu Wölfen, sondern auch zu
anderem Getier zum Ausdruck bringen, und "Perlen" sind eben ganz
einfach Perlen ...
Zusammen nur mit seinem langjährigen Begleiter an
der Gitarre, Johann Bertl, präsentierte Ludwig Hirsch ein Programm seiner wichtigsten,
sehr dunkelgrauen Lieder, er erzählte Geschichten und sang Lieder, die
teilweise nie auf Platten erschienen sind. "Dunkelgrau" nannte er
dieses Programm - in Anlehnung an seinen ersten Plattenerfolg. Aufgrund
des sensationellen Publikumserfolges mit dieser Produktion ist im Oktober 1999
eine Live CD herausgekommen.
Im Februar 2001 spielte Ludwig Hirsch auch in einer deutschen Produktion -
"COLOMBINE und der Stimmendieb", ein Stück für Kinder, nach dem Buch
von Herman van Veen - u.a. im Wiener Ronacher.
Die CD "Perlen" erschien am 19. November 2002 und hat innerhalb kürzester Zeit
GOLD erreicht. Am 7. Mai 2003 wurde Ludwig Hirsch mit dem "AMADEUS" für die
beste CD des Jahres 2002 in der Sparte Pop National ausgezeichnet.
Im Jahr 2003 und 2004 ging Ludwig Hirsch mit seiner bewährten Band auf eine
äusserst erfolgreiche Österreich- und Deutschlandtournee mit seinem Programm "Perlen". Im Herbst 2004 war der Künstler wieder mit seinem "Dunkelgrauen
Kultprogramm" auf Tour.
Am 2. Dezember 2004 erschien die CD "Ausgewählte Lieder", ein Sampler,
erstmals mit Texten zu jedem Lied, so wie Ludwig Hirsch sich auch in seinen
Konzerten präsentiert.
Im Herbst 2005 gab es einige Konzerte anlässlich "25 Jahre Dunkelgraue Lieder"
in Deutschland und Österreich.
Die CD "In Ewigkeit Damen" wurde im Frühjahr 2006 veröffentlicht - die Tournee dazu führte den Künstler im Herbst 2006 und Frühjahr 2007 durch Österreich, Deutschland und die Schweiz.
Mit dem neuen Programm
"Von Dunkelgrau bis Himmelblau" tourten Ludwig Hirsch & Johnny
Bertl im Frühjahr 2008 erfolgreich durch Österreich und Deutschland. Im
Sommer 2008 gab es aufgrund des 30jährigen Jubiläums der "Dunkelgrauen Lieder"
ausgewählte Open Air Termine von Ludwig Hirsch & Band.
Im Jahr 2009 präsentierte der Künstler "Ludwig Hirsch liest
Weihnachtsgeschichten".
2010 gingen Ludwig Hirsch & Band auf Tournee: "VIELLEICHT - zum letzten Mal". Das Programm: Hits aus dem Schaffen des Ludwig Hirsch von 1980 bis 2010 oder wie Ludwig sagte: "das, was die Leut' gern hören wollen".
Quelle (heute leicht bearbeitet durch dlb): http://www.ludwighirsch.at/Bioindex.htm
Der ORF schreibt HEUTE:
"Vielleicht zum letzten Mal" hat die letzte Konzerttour von Ludwig Hirsch geheissen. Ein Mal konnte er sie wiederholen, jetzt ist der Musiker mit Liedern urwienerischen Inhalts tot. Hirsch nahm sich heute in einem Wiener Spital das Leben.
"Die letzte Wiederholung. Und damit ist es ja vielleicht wirklich das letzte Mal, dass es passiert. Schau ma mal. Vielleicht ist ja schliesslich nicht sicher", sagte Hirsch im September 2010 in einem Interview über die Wiederholung seiner Tournee. Danach veröffentlichte Hirsch noch das Buch „Ich weiss es nicht wohin die Engel fliegen" mit allen seinen Liedtexten. Noch im Juli gab der Chansonnier Konzerte in ganz Österreich.
Dabei dürfte es ihm jedoch schlechter gegangen sein, als es den Anschein hatte. Zuletzt wurde er wegen einer Lungenentzündung im Wilhelminenspital behandelt. Heute Früh setzte er seinem Leben ein Ende, wie sein Management gegenüber Radio Wien bestätigte.
Auch das Wilhelminenspital bestätigte zuletzt, dass Hirsch in der Früh im Haus verstorben war. Genauere Auskünfte könne man auf ausdrücklichen Wunsch der Familie jedoch nicht geben, hiess es seitens des Krankenanstaltenverbunds (KAV).
"Urwiener" in der Steiermark geboren
Geboren wurde Ludwig Hirsch am 28. Februar 1946 im steirischen Hartberg. "Ich bin eigentlich Wiener, ich wurde nur zufällig dort geboren", betonte er. Sein Vater, ein Arzt, sei ein Jahr in der Steiermark tätig gewesen. Genau in dieser Zeit kam Hirsch zur Welt. Danach zog die Familie nach Wien. Bekannt wurde Hirsch mit Liedern urwienerischen Zuschnitts - zumindest was deren inhaltliche Morbidität und Hintergründigkeit betrifft. Sein Debütalbum erschien 1978 und hiess "Dunkelgraue Lieder".
Bevor Hirsch sich hauptberuflich der Musik zuwandte, absolvierte er ein Grafikstudium an der Universität für angewandte Kunst in Wien und besuchte die Schauspielschule Krauss. Als Theaterschauspieler war er zuerst auf deutschen Bühnen tätig, bevor er 1975 Ensemblemitglied im Wiener Theater in der Josefstadt wurde. Zu dieser Zeit kam auch der Durchbruch mit seiner ersten LP, der bis dato mehr als 20 Platten folgen sollten.
"Goldener Rathausmann" als Versöhnung
Im Juli wurde Hirsch mit dem "Goldenen Rathausmann" ausgezeichnet. "Es ist eine kleine Liebeserklärung der Stadt Wien", freute sich Hirsch über die Anerkennung. "Das finde ich gut, weil ich dieser Stadt in manchen Liedern so wehgetan habe", erläuterte der 65jährige mit einem Verweis auf manch "bösen" Liedtext über Wien.
"Träumen, Staunen, Lächeln" als Ziel
Pläne hatte Hirsch jedenfalls noch viele. Sein grosser Traum war es nach eigenen Angaben, ein Drehbuch zu schreiben. Zudem wollte er diesen Herbst mit der Arbeit an einem neuen Album beginnen.
Egal ob Musik, Theater oder Lesung, bei Hirsch ging es immer um die Geschichte: "Träumen, Staunen, Lächeln, bissl Gänsehaut immer wieder, und das Zwicken in die Wadeln. Das hab ich immer gern gemacht, die Leute einzulullen, dass sie sich wohl fühlen und zum Schluss ein bissl zwicken", so Hirsch in einem seiner letzten Interviews.
Ludwig Hirsch war seit 1977 mit der Schauspielerin Cornelia Köndgen verheiratet, mit der er einen Sohn hatte.
Kulturszene zeigt sich erschüttert
Erschüttert zeigte sich die heimische Kulturpolitik über den Tod von Hirsch. Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) würdigte ihn in einer Aussendung als "Teil der österreichischen Seele" - mehr dazu in wien.ORF.at.
Quelle: http://wien.orf.at/news/stories/2510521/
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Komm großer schwarzer Vogel
Komm
großer schwarzer Vogel, komm jetzt!
Schau, das Fenster ist weit offen,
Schau, ich hab' Dir Zucker aufs Fensterbrett g'straht.
Komm
großer schwarzer Vogel, komm zu mir!
Spann' Deine weiten, sanften Flügel aus
und leg's auf meine Fieberaugen!
Bitte, hol' mich weg von da!
Und
dann fliegen wir rauf, mitten in Himmel rein,
in a neue Zeit, in a neue Welt.
Und ich werd' singen, ich werd' lachen,
ich werd' "das gibt's net", schrei'n,
weil ich werd' auf einmal kapieren
worum sich alles dreht.
Komm
großer schwarzer Vogel, hilf mir doch!
Press' Deinen feuchten, kalten Schnabel auf
meine Wunde, auf meine heiße Stirn!
Komm
großer schwarzer Vogel,
jetzt wär's grad günstig!
Die anderen da im Zimmer schlafen fest
und wenn wir ganz leise sind,
hört uns die Schwester nicht?
Bitte, hol mich weg von da!
Und
dann fliegen wir rauf, mitten in Himmel rein,
in a neue Zeit, in a neue Welt.
Und ich werd' singen, ich werd' lachen,
ich werd' "das gibt's net", schrei'n,
weil ich werd' auf einmal kapieren
worum sich alles dreht.
Ja,
großer schwarzer Vogel, endlich!
Ich hab' Dich gar nicht reinkommen g'hört,
wie lautlos Du fliegst mein Gott,
wie schön Du bist!
Auf
geht's, großer schwarzer Vogel, auf geht's!
Baba, ihr meine Lieben daham!
Du, mein Mädel, und du, Mama, baba!
Bitte, vergesst's mich nicht!
Auf
geht's, mitten in den Himmel eine,
nicht traurig sein, na, na, na ist kein Grund zum Traurigsein!
Ich werd' singen, ich werd' lachen, ich werd' "das gibt's net"
schrei'n.
Ich werd' endlich kapieren, ich werd' glücklich sein!
Ich werd' singen, ich werd' lachen, ich werd' "des gibt's net"
schrei'n.
Ich werd' endlich kapieren, ich werd' glücklich sein!
Ich werd' singen, ich werd' lachen, ich werd' endlich glücklich sein!
Ludwig Hirsch
© edition karl scheibmaier wien
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Mehr:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Hirsch
Videos:
"Komm grosser schwarzer Vogel" 1993 live
-> http://www.youtube.com/watch?v=3MPgn7Rm9no&feature=related
"I Lieg Am Ruckn"
-> http://www.youtube.com/watch?v=Ey2fDxvwr0c&feature=related
"Gel du mogst mi" live 1993
-> http://www.youtube.com/watch?v=h0Q175EtEP4&feature=related