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Franz Josef Degenhardt ist gestorben

Franz Josef Degenhardt ist gestorben

14.11.2011 Franz Josef Degenhardt (Bild), der am 3. Dezember 1931 in Schwelm, Provinz Westfalen, geboren wurde, ist heute Montag in Quickborn, Schleswig-Holstein, im Kreis seiner Familie gestorben. Er war ein deutscher, mächtig in den gesamten deutschsprachigen Raum einwirkender Liedermacher, Schriftsteller und promovierter Rechtsanwalt.


Foto oben: © Thomas Range (zur Vergrösserung anklickbar)

Franz Josef Degenhardt wurde am 3.12.1931 in Schwelm/Westfalen geboren. Aus militant-katholischer und antifaschistischer Familie stammend, studierte er nach dem Abitur (1952) Rechtswissenschaft in Freiburg und Köln bis 1956.

Nach dem Zweiten Staatsexamen 1960 ging Degenhardt 1961 als Wissenschaftlicher Assistent an das Institut für Europäisches Recht der Uni Saarbrücken und promovierte 1966 mit der Dissertation "Die Auslegung und Berichtigung von Urteilen des Gerichtshofs der Europäischen Gemeinschaft".

Als Liedermacher (1963 Debüt Radio Bremen) wie als Jurist zunehmend politisch engagiert, verzichtete er auf eine Habilitation und liess sich 1969 als Anwalt in Hamburg nieder, war in Antidemonstrationsprozessen für die APO tätig, verteidigte Mitglieder der RAF und wurde 1971 aufgrund des Unvereinbarkeitsbeschlusses des SPD-Parteivorstandes vom November 1970 wegen eines Wahlkampfaufrufes zugunsten der neugegründeten DKP bei der Landtagswahl von Schleswig-Holstein aus der SPD ausgeschlossen.

1978 trat Degenhardt schliesslich der DKP bei, wo er bis zuletzt organisiert war. Seit 1983 war Degenhardt als korrespondierendes Mitglied der Akademie der Künste der DDR tätig.

Franz Josef Degenhardt zählt bis heute zu den bekanntesten Liedermachern Deutschlands mit internationalem Ruf und er war auch als Romanautor erfolgreich.

Seine ersten Auftritte hatte er auf den legendären Burg-Waldeck-Festivals. 1965 erschien sein Album "Spiel nicht mit den Schmuddelkindern", dessen Titellied ihn berühmt machte.

Degenhardt gilt als eine der Stimmen der 1968er-Bewegung. Viele seiner Lieder wurden zu Klassikern des politischen Liedes und wirkten "stilbildend auf eine ganze Generation deutscher Liedermacher" (Meyers Taschenlexikon Musik).

1970 erhielt Degenhardt den Deutschen Schallplattenpreis, 1980 den Preis der deutschen Schallplattenkritik, 1983 den deutschen Kleinkunstpreis und 1986, 1988 sowie 1995 den SWF-Liederpreis.

"Er gehört in die sehr deutsche Linie einer politischen Kunst, die markiert ist durch Künstler wie Bertolt Brecht, Hanns Eisler, Ernst Busch. Dort hat er seinen Platz." (Thomas Rothschild)

Degenhardts Romane sind Appelle an die Solidarität der "Linksdenker", geschrieben zum Teil aus autobiographischer Perspektive. Sein Roman-Erstling "Zündschnüre" (1973) hielt sich mehrere Monate in der SPIEGEL-Bestsellerliste und wurde fürs Fernsehen vom WDR verfilmt (Regie: Reinhard Hauff). Sein zweiter Roman "Brandstellen" wurde 1977 von der DEFA (DDR) verfilmt (Drehbuch: Gerhard Bengsch, Regie: Horst E. Brandt).

Degenhardt lebte in Quickborn bei Hamburg.

Quelle:

http://www.franz-josef-degenhardt.de/fjd.php?MenuPage=self/self01.php&SelfPageNr=0001&MenuNr=72&MnGr=1&HeadFoto=img/nix.gif&MenuNavi=menunavi-li.php

degenhardt

Bild: http://www.melodieundrhythmus.com/mr-6-2011/der-realistische-traeumer/ - Foto: Reinhard Kaufhold

Mehr:

http://www.franz-josef-degenhardt.de/fjd.php?resh=1920&resv=1200&index=j

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http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Josef_Degenhardt

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http://www.welt.de/kultur/article13717237/Liedermacher-Franz-Josef-Degenhardt-ist-tot.html

http://www.spiegel.de/kultur/musik/0,1518,797768,00.html

http://www.zeit.de/news/2011-11/14/musik-liedermacher-franz-josef-degenhardt-gestorben-14195802

http://www.faz.net/aktuell/im-alter-von-79-jahren-liedermacher-franz-josef-degenhardt-gestorben-11529165.html

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http://www.youtube.com/watch?v=bGhJbr7DMmg

http://www.youtube.com/watch?v=TKF-BKZAdVM&feature=related

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Für den 19. Dezember 2011 war (ist?!) in Berlin vorgesehen:

80 Jahre Franz Josef Degenhardt - Gedenkkonzert zu Ehren eines grossen Künstlers

Berliner Ensemble, Bertolt-Brecht-Platz 1, 10117 Berlin

Mit:

Carmen-Maja Antoni • Jan Degenhardt mit Christian Renz • Kai Degenhardt • Dota Kehr - Die Kleingeldprinzessin • Wiglaf Droste • JOANA mit Arnim Töpel • Daniel Kahn (The Painted Birds) • Manfred Karge • Goetz Steeger • Barbara Thalheim • Frank Viehweg • Hannes Wader und Götz Widmann

Moderation: Konstantin Wecker | Prinz Chaos II.

Der Kartenverkauf für dieses einmalige und einzigartige Konzert beginnt am 15.11.2011 unter www.berliner-ensemble.de

Veranstaltet von junge Welt, Berliner Ensemble und melodie&rhythmus

Mehr:

http://www.melodieundrhythmus.com/mr-6-2011/der-realistische-traeumer/

Dazu folgender Text von Ingar Solty

Um Franz Josef Degenhardt gerecht zu werden, müsste sein belletristisches, politisches und wissenschaftliches Lebenswerk gewürdigt werden. An dieser Stelle steht der Liedermacher Degenhardt im Mittelpunkt, der auf 26 Originaltonträgern eine Chronik der BRD hinterlassen hat, die dieser nicht schmeichelt.

Zu den herrschenden Verhältnissen stand der 1931 in Schwelm geborene "Karratsch" in kompromissloser Gegnerschaft. Als junger Mann hatte er miterlebt, wie die alten Eigentumsstrukturen restauriert wurden, aus denen der Faschismus einst entstanden war.

Dass der 1971 aus der SPD ausgeschlossene Degenhardt sich mit Liedern wie "Ja, dieses Deutschland meine ich" oder "Kommt an den Tisch unter Pflaumenbäumen" klar zu jenem Staatenblock zwischen Elbe und Stillem Ozean bekannte, der den Anspruch erhob, eine Alternativgesellschaft zum Kapitalismus aufzubauen, darauf reagierten die westdeutschen Medien mit Boykott. Dem grossen Erfolg des lebenslangen DKP-Mitglieds tat dies nur zum Teil Abbruch.

Stilistisch war Degenhardt so internationalistisch wie in politischen Dingen. Er stellte den Brückenschlag her zwischen Deutschland und Frankreich, Vorfaschismus und Nachfaschismus, West und Ost. Er integrierte Bänkelgesang und französisches Chanson, Weimarer Kabarett und Arbeiter-Kampflied, "singenden Proletarierjournalismus" à la Woody Guthrie u.v.m. So begründete Degenhardt einen Liedermacherstil mit, der seit einem halben Jahrhundert nicht mehr aus der populären Kultur wegzudenken ist.

Kompletter Beitrag in der melodie&rhythmus 6/2011

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