"Delle vite strappate" - Italienische Emigranten und der Tango
10.05.2013 Radio SRF 2 Kultur, "Musik der Welt" vom heutigen Freitag, 21 Uhr / Wiederholung am Sonntag, 12. Mai 2013, 18.03 Uhr
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Eine grosse Auswanderungswelle erhob sich in Italien im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts. Hunderttausende suchten ihr Glück in "America" und schifften sich vom Auswanderungshafen Genua nach Buenos Aires ein. Die "Italianisierung" des Tango ist ein noch kaum untersuchtes Kapitel seiner Geschichte.
Nach dem Zensus von 1887 waren 51% der Arbeiter und 56% der Unternehmer in Argentinien Italiener. Der Einfluss italienischer Emigranten als Handwerker, Landarbeiter, Lebensmittelproduzenten, Restaurant- und Barbesitzer schlug sich natürlich im Alltag nieder.
Aber auch mit ihren Liedern, ihrer Musik, ihren Instrumenten prägten sie das Leben in den engen "conventillos", den Wohnheimen, in den Hafenkneipen und Bordellen, in denen der Tango entstehen sollte.
Im "Lunfardo", dem typischen Slang von Buenos Aires, wie auch in den Tangotexten gibt es viele Wendungen aus dem "Genovese", "Napoletano" oder "Siciliano". Der im Tango häufig zitierte "Tano", die "Tana" oder "Tanita" stand synonym für die Figur des Italieners oder der Italienerin und leitet sich von "Napole-tano" ab.
In vielen Tango-Canciones spiegeln sich Heimweh und die "vite strappate" wider, das zwischen Heimat und Fremde zerissene Leben der Emigranten.
Autor: Wolfgang Hamm
srf
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