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"WIDERSTÄNDE. VOM UMGANG MIT RASSISMUS IN BERN"

"WIDERSTÄNDE. VOM UMGANG MIT RASSISMUS IN BERN"

24.04.2024 Ausstellung des Vereins "Das Wandbild muss weg!" im Bernischen Historischen Museum Bern, vom 25. April 2024 bis am 1. Juni 2025


Bild oben: Die Idee eines Weltbilds in neuer Perspektive: Seit diesem Frühling ist es Teil der Sammlung des Bernischen Historischen Museums - © Bernisches Historisches Museum, Bern - Foto: Stefan Wermuth

Bild: Rassismus besprechbar machen am Beispiel des Wandbilds: Ein Reflexionsraum mit Bibliothek lädt zur Vertiefung und zum gemeinsamen Diskurs ein © Bernisches Historisches Museum, Bern - Foto: Stefan Wermuth

Bild: Rassismus besprechbar machen am Beispiel des Wandbilds: Ein Reflexionsraum mit Bibliothek lädt zur Vertiefung und zum gemeinsamen Diskurs ein © Bernisches Historisches Museum, Bern - Foto: Stefan Wermuth

Das Wandbild aus dem Berner Schulhaus Wylergut ist seit Ende März 2024 Teil der Sammlung des Bernischen Historischen Museums. Im Zuge dieser Schenkung zeigt das Museum eine vielstimmige Ausstellung, die der Verein "Das Wandbild muss weg!" im Rahmen eines Gastkuratoriums konzipiert hat.

"Widerstände. Vom Umgang mit Rassismus in Bern" soll dazu animieren, sich "kritisch mit der Geschichte und Aktualität von Rassismus und Kolonialismus in Bern auseinanderzusetzen, vorhandene Geschichtsbilder zu hinterfragen und zukünftige Erzählungen mitzugestalten.", schreibt das Museum. Gleichzeitig mache die Ausstellung "auf gesellschaftliche Widerstände aufmerksam, welche die Auseinandersetzung mit Kolonialismus seit Anbeginn begleiten".

Ein Wandbild in einem Berner Quartierschulhaus löst 2019 eine Kontroverse über Rassismus und das koloniale Erbe der Stadt Bern aus. Die Debatte intensiviert sich im Sommer 2020 angesichts der weltweiten Proteste der Black-Lives-Matter-Bewegung: Behörden, Medien, Bildungs- und Kultureinrichtungen sowie Privatpersonen ringen um Deutungsmacht und um den geeigneten Umgang mit den rassistischen Motiven des Wandbilds. Die Stadt Bern schreibt einen Wettbewerb zur Kontextualisierung des Wandbilds aus und erklärt die Eingabe des Vereins "Das Wandbild muss weg!" zum Siegerprojekt.

Das Projekt schlägt die Abnahme des Wandbilds und die Überführung in das Bernische Historische Museum vor, damit dieses die Debatte über Berns koloniales Erbe mit einer breiten Öffentlichkeit vertiefen kann. Seit Ende März 2024 gehört das Wandbild zur Museumssammlung – und damit sind das Werk und seine Geschichte nun Teil des bernischen Erinnerungsspeichers.

Im Zuge der Schenkung eröffnet die Ausstellung "Widerstände. Vom Umgang mit Rassismus in Bern", die der Verein "Das Wandbild muss weg!" für das Museum kuratiert hat. "Das Museum bietet Hand für eine Übernahme, damit das Kunstwerk als Zeugnis einer gesellschaftlichen Debatte langfristig erhalten bleibt und im Rahmen einer vielstimmigen Ausstellung der Diskurs über die Geschichte und Gegenwart von Rassismus in Bern weitergeführt werden kann", erklärt Museumsdirektor Thomas Pauli-Gabi.

Die Ausstellung durchbricht gewohnte Blickrichtungen und zeigt fragmentarische Beiträge mit Text, Audio und Video, die das Kurationsteam in Zusammenarbeit mit eingeladenen ExpertInnen, AktivistInnen, Medien- und Kulturschaffenden erarbeitet hat © Bernisches Historisches Museum, Bern - Foto: Stefan Wermuth

Bild: Die Ausstellung durchbricht gewohnte Blickrichtungen und zeigt fragmentarische Beiträge mit Text, Audio und Video, die das Kurationsteam in Zusammenarbeit mit eingeladenen ExpertInnen, AktivistInnen, Medien- und Kulturschaffenden erarbeitet hat © Bernisches Historisches Museum, Bern - Foto: Stefan Wermuth

"Rassismus ist keine Meinung"

Mit dem Gastkuratorium will das Museum Raum für neue Perspektiven und Stimmen bieten. Die Zusammenarbeit bedeute für das Museum ebenfalls, die eigenen Kompetenzen in Bezug auf rassismus-sensible Vermittlung und kolonialismus-kritische Sammlungsarbeit kontinuierlich zu erweitern. "Als Fundament der Kooperation dient die gemeinsame Haltung: Rassismus ist keine Meinung", erklärt Anna-Pierina Godenzi, Projektleiterin und Vermittlerin am Bernischen Historischen Museum. Ziel sei nicht die Darstellung möglichst polarisierender Haltungen. Die Ausstellung biete vielmehr eine Plattform, um sich eine informierte Meinung in aktuellen Debatten zu bilden.

Die Ausstellung erzähle keine abgerundete Geschichte, sondern offeriere verschiedene narrative Fragmente, die das Kurationsteam in Zusammenarbeit mit eingeladenen ExpertInnen, AktivistInnen, Medien- und Kulturschaffenden erarbeitet habe.

So erläutere die Ausstellung zum einen den kolonialgeschichtlichen Kontext des Welt- und Menschenbilds auf dem Wandbild, ebenso wie historischen Hintergründe, vor welchen die beiden Künstler das Wandbild 1949 erschaffen haben. Zum anderen werde vermittelt, wie sich Menschen weltweit, aber auch in der Schweiz und in Bern immer schon gegen ihre Kolonisierung sowie gegen rassistische Menschenbilder gewehrt haben und wie sich diese Kritik auch bereits seit mindestens den 1980er-Jahren gegen das Wandbild im Wylergutschulhaus gerichtet hat.

Ein weiterer Schwerpunkt fokussiert auf die Kontinuität von kolonialen und rassistischen Vorstellungen in Schule und Gesellschaft in der Schweiz und wie von Rassismus betroffene Menschen in Bern sich dagegen zu schützen versuchen. Ebenfalls wird thematisiert, wie der antirassistische Widerstand, der im Sommer 2020 eine breitere mediale Öffentlichkeit erreichte, gegensätzliche Reaktionen hervorrief: Solidarität und Neugierde einerseits, aber auch eine neue Form von Widerstand gegen die antirassistische Kritik andererseits.

"Mit gemeinsamer Sprache über Rassismus sprechen"

"Die Ausstellung möchte antrainierte Sprech-, Hör- und Sehweisen unterbrechen und Perspektiven vervielfachen. So zeigt sie Wege auf, wie über rassistisches Kulturgut gesprochen werden kann, ohne verletzende Darstellungen und Benennungen zu reproduzieren und in Umlauf zu halten", ist in der Mitteilung des Museum zu lesen. "Nur wenn wir als Gesellschaft Rassismus und die Auswirkungen von Kolonialismus diskutierbar machen, öffnen sich uns neue Wege für eine gerechtere Zukunft", so der Verein zur Relevanz der Ausstellung. "So dient auch ein für die Ausstellung erstelltes Glossar als Werkzeug, um sich über Begriffe und deren Verwendung zu informieren. MuseumsvermittlerInnen, die ständig vor Ort sind, stehen den Besuchenden zudem für Fragen und Gespräche zur Verfügung. Sie entwickeln und führen zudem während der Ausstellungslaufzeit diverse Vermittlungsformate durch. Gemeinsam mit dem Verein erweitern sie in der Ausstellung auch den Zeitstrahl, der sich den Auseinandersetzungen mit dem Wandbild widmet, mit prägenden Ereignissen aus der gesellschaftlichen Debatte rund um die Themen Rassismus und Kolonialismus."

Vermittlungsformate zu den Themen Rassismus und Kolonialismus

Die von der Künstlerin Giuliana Beya Dridi kuratierte Veranstaltungsreihe "Ein Abend im Museum – Widerstände" vertieft in Form von Gesprächsformaten und Performances Themen der Ausstellung. Das Format findet vom 21. August bis 25. September 2024 mittwochs statt. Während der Ausstellungslaufzeit werden zudem Führungen sowie diverse Formate für Schulklassen angeboten.

Über den Verein

"Das Wandbild muss weg!" wurde 2020 als Verein gegründet, um die konservatorische Abnahme des rassistischen Wandbilds im Schulhaus Wylergut und dessen Schenkung an das Bernische Historische Museum zu ermöglichen. Dem Verein gehören oder gehörten folgende Personen an: Ashkira Darman (bis 2021), Izabel Barros (seit 2021), Fatima Moumouni, Vera Ryser, Bernhard C. Schär, Esther Poppe (seit 2021), Angela Wittwer.

-> www.daswandbildmussweg.ch

Über das Wandbild

1949 malten Eugen Jordi und Emil Zbinden im Auftrag der Stadt Bern ein Wandbild im Schulhaus Wylergut: Auf 24 Bildfeldern ist je ein Buchstabe des Alphabets mit einer Darstellung kombiniert. Die Kombination ruft einen Begriff mit dem jeweiligen Anfangsbuchstaben auf: A wie Affe, B wie Blume, Z wie Ziege. Im Kontext des Schulhauses Wylergut war das Wandbild eine Hilfe zum Erlernen des Alphabets, ein Lehrmittel. Eingereiht in eine Abfolge von gemalten Pflanzen, Tieren und Gegenständen zeigen C, I und N Darstellungen nicht-weisser Menschen. Weil im Wandbild nicht-weisse Menschen mit Pflanzen, Tieren und Gegenständen gleichgestellt sind, vermittelt es ein explizit rassistisches Weltbild. Dieses Weltbild reicht in das 19. Jahrhundert und in die Kolonialzeit zurück. Es ist keine Erfindung der beiden Künstler, die sich zeitlebens antifaschistisch und sozialkritisch engagierten.

bhm

Kontakt:

https://www.bhm.ch/de

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Auf www.ch-cultura.ch u.a. erschienen:

https://www.ch-cultura.ch/de/archiv/kulturfoerderung-kulturvermittlung-kultur-und-medienpolitik/stadt-bern-das-wandbild-im-schulhaus-wylergut-wird-ins-historische-museum-verlegt

Das Publikum wird eingeladen, sich kritisch mit der Geschichte und Aktualität von Rassismus und Kolonialismus in Bern auseinanderzusetzen und vorhandene Geschichtsbilder zu hinterfragen © Bernisches Historisches Museum, Bern - Foto: Stefan Wermuth

Bild: Das Publikum wird eingeladen, sich kritisch mit der Geschichte und Aktualität von Rassismus und Kolonialismus in Bern auseinanderzusetzen und vorhandene Geschichtsbilder zu hinterfragen © Bernisches Historisches Museum, Bern - Foto: Stefan Wermuth

 

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