BÜRO DLB - IDEE-REALISATION-KOMMUNIKATION
Daniel Leutenegger, Rathausgasse 18, CH-3011 Bern, www.ch-cultura.ch

BÜRO DLB - IDEE-REALISATION-KOMMUNIKATION
Daniel Leutenegger
Rathausgasse 18
CH-3011 Bern
E-Mail
www.ch-cultura.ch.ch

"NUR DU! EINMALIGES IN DER STIFTSBIBLIOTHEK ST.GALLEN"

"NUR DU! EINMALIGES IN DER STIFTSBIBLIOTHEK ST.GALLEN"

31.12.2023 Winterausstellung im Barocksaal der Stiftsbibliothek St.Gallen, bis am 21. April 2024


Bild oben: Zentralbibliothek Zürich, Ms. C 78, Bl. 114r, Dauerleihgabe in der Stiftsbibliothek St.Gallen. - Das Aachener Karlsepos gehört zu den wichtigen Quellen der europäischen Geschichte. Es schildert die Begegnung Papst Leos III. mit Karl dem Grossen in Paderborn im Sommer 799. Hier wurde vermutlich der Grundstein für die Kaiserkrönung Karls an Weihnachten 800 gelegt. Karl der Grosse wird erstmals "Vater Europas" genannt. Die Handschrift der Zentralbibliothek befindet sich als Dauerleihgabe seit 2006 wieder in ihrer Bibliotheksheimat in St.Gallen. Die im Kloster St.Gallen im 9. Jahrhundert geschriebene Handschrift ist der einzige erhaltene Zeuge des Epos. - https://www.e-codices.unifr.ch/en/zbz/C0078/114r

Was ist einzigartig?

Die Stiftsbibliothek St.Gallen ist in vielerlei Hinsicht einmalig. Nirgends sonst ist ein Handschriftenbestand aus dem ersten Jahrtausend so vollständig am Ort erhalten geblieben wie hier. Nirgends sonst wurde eine Bibliothek über mehr als tausend Jahre kontinuierlich entwickelt und ergänzt. Kaum eine ist so schön wie sie. Dem Phänomen der Einzigartigkeit widmet die Stiftsbibliothek ihre Winterausstellung 2023/24.

Originale lassen sich heute innert Sekunden kopieren. Das war nicht immer so. "In unserer Gegenwart lohnt es sich, darüber nachzudenken, was ein Original ist und was einmalig ist", sagt Cornel Dora, Stiftsbibliothekar. Die Ausstellung wirft deshalb ein Licht auf verschiedene Handschriften- und Texttypen, angefangen mit persönlichen Kritzeleien auf einem Vorsatzblatt eines Buchs bis zu europaweit bedeutenden, nur einmal überlieferten Textzeugen.

Besonders wertvoll sind Handschriften, wenn sie die älteste, die beste oder sogar die einzige Überlieferung eines wichtigen Werks enthalten.

Europaweit einmalige Texte

Zu Letzteren gehört das Aachener Karlsepos, überliefert in einer Handschrift der Zentralbibliothek Zürich, die seit 2006 wieder in ihrer Bibliotheksheimat in St.Gallen liegt. Dieses Epos überliefert singulär wesentliche Aspekte der Vorgeschichte zur Kaiserkrönung Karls des Grossen an Weihnachten 800, die zu den prägendsten Ereignissen der europäischen Geschichte zählt. "Hier wird Karl der Grosse erstmals als Vater Europas bezeichnet", sagt Dora. Eine ebenso wichtige Einzigüberlieferung ist die älteste Lebensbeschreibung Papst Gregors des Grossen, die zu Beginn des 8. Jahrhunderts im Kloster Whitby in Nordengland zusammengestellt wurde. Es ist die erste Biografie, die in England je geschrieben wurde.

Von St.Gallen durchdrungen

Wie keine andere ist die Sammlung der Stiftsbibliothek vom Skriptorium und dem kulturellen Schaffen der eigenen Mönche durchdrungen, das zeitweise europaweit ausstrahlte. Naturgemäss sind die weit verbreiteten Texte vielfach überliefert, aber es gibt auch Trouvaillen, zum Beispiel eine Rede vom St.Galler Mönch Winithar, die er wohl um 760 an den Konvent richtete. Winithar ist der erste namentlich bekannte Autor aus dem Bodenseeraum.

Berührendes Zeugnis der Frauengeschichte

Berührend und einzigartig ist eine in den 1430er-Jahren entstandene Zeichnung einer unbekannten Inklusin in St.Georgen mit ihren beiden Helferinnen Klara und Agnes. Sie wurde von unbeholfener Hand auf einem Buchdeckel angebracht, zusammen mit erklärenden, aber kaum leserlichen Erläuterungen. Solche Zeugnisse aus der einfachen Bevölkerung, insbesondere auch von Frauen, sind sehr selten und entsprechend wertvoll.

"Nur Du!" nimmt schliesslich auch Bezug auf das einzigartige Ambiente des Barocksaals mit seinen zwei Globen – dem St.Galler Globus aus dem 16. Jahrhundert und der Replik des Notkerglobus aus der Zeit um das Jahr 1000. Beide sind Replik und Original zugleich.

Stiftsbibliothek St.Gallen, Cod. Sang. 931, innerer Hinterdeckel - Unbeholfene Zeichnung einer Klausnerin mit den sie umgebenden Mauern und ihrer zwei Helferinnen Klara und Agnes und Erläuterungen in kaum leserlicher Schrift. Es dürfte sich um die damalige Klausnerin in St.Georgen-St.Gallen handeln. Zeugnisse wie diese, welche Frauen aus der einfachen Bevölkerung darstellen, sind sehr selten und deshalb ausserordentlich bedeutend. - https://www.e-codices.unifr.ch/en/csg/0931/bindingF

Bild: Stiftsbibliothek St.Gallen, Cod. Sang. 931, innerer Hinterdeckel - Unbeholfene Zeichnung einer Klausnerin mit den sie umgebenden Mauern und ihrer zwei Helferinnen Klara und Agnes und Erläuterungen in kaum leserlicher Schrift. Es dürfte sich um die damalige Klausnerin in St.Georgen-St.Gallen handeln. Zeugnisse wie diese, welche Frauen aus der einfachen Bevölkerung darstellen, sind sehr selten und deshalb ausserordentlich bedeutend.
- https://www.e-codices.unifr.ch/en/csg/0931/bindingF

Ausserdem entdecken lassen sich in der Ausstellung

... wichtige Zeugen der Rechtsgeschichte: darunter eine einmalige Frühfassung des Decretum Gratiani aus dem 12. Jahrhundert. Dieses Rechtsbuch bewahrte in der Katholischen Kirche seine Gültigkeit bis 1918.

... eines der ältesten deutschsprachigen Theaterstücke: Das "St.Galler Weihnachtsspiel" aus dem 15. Jahrhundert ist das früheste erhaltene deutschsprachige Weihnachtsspiel und damit der erste Zeuge einer Tradition, die bis in unsere Tage fortbesteht.

... das genuin st.gallische Galluslied: Es wurde im 9. Jahrhundert vom St.Galler Schulmeister Ratpert in deutscher Sprache geschaffen. Zwar ging diese Originalfassung verloren, sein Inhalt ist aber immerhin in einer lateinischen Fassung aus dem 11. Jahrhundert erhalten geblieben.

... zwei nur in St.Gallen erhaltene Briefe zwischen Frauen aus der Spätantike: Die Korrespondentinnen tauschen sich in zwei Briefen über den Wunsch aus, einen geistlichen Lebensweg einzuschlagen, und über die Probleme innerhalb der Familie, die für sie damit verbunden sind. Diese zwei Dokumente haben grossen Zeugniswert für die Geschichte der Frauen.

... einmalige Drucke: Wir begegnen gedruckten Werken, die im 15. oder 16. Jahrhundert mehr- oder vielfach hergestellt wurden und trotzdem nur noch in einem Exemplar vorhanden sind. Ein Beispiel dafür ist der Ablassbrief für eine Frau namens Margreta Geucherin aus Kaufbeuren, der einzige erhaltene einer sicher grossen Anzahl Ablassbriefe, die in den 1460er-Jahren für die Kreuzkirche in Stuttgart ausgestellt wurden.

... ein Paar Schuhe und ein Reisebericht aus Indonesien: Aus der Kuriositätensammlung sind 350-jährige Schuhe aus dem heutigen Indonesien ausgestellt, zusammen mit dem Bericht des Söldners Georg Franz Müller, der sie dem Kloster im 17. Jahrhundert vermacht hatte. Müllers Porträt, das ihn mit ausgestrecktem Arm und Finger zeigt, bildet das Sujet des aktuellen Ausstellungsplakats. Sein Reisebericht ist mit wunderschönen Zeichnungen ausgestattet.

cp

Kontakt:

https://www.stiftsbezirk.ch/de/aktuelle-ausstellungen/stiftsbibliothek

#StiftsbibliothekStGallen #StiftsbibliothekStGallenAusstellung #NurDu #EinmaligesStiftsbibliothekStGallen #CornelDora #CHcultura @CHculturaCH ∆cultura cultura+

Stiftsbibliothek St.Gallen, Cod. Sang. 1311, S. 319 - Ein Kokosbaum mit Kokosnuss, gezeichnet von Georg Franz Müller in seinem Reissbuech von um 1680 - https://www.e-codices.unifr.ch/en/csg/1311/319

Bild: Stiftsbibliothek St.Gallen, Cod. Sang. 1311, S. 319 - Ein Kokosbaum mit Kokosnuss, gezeichnet von Georg Franz Müller in seinem Reissbuech von um 1680 - https://www.e-codices.unifr.ch/en/csg/1311/319

Zurück zur Übersicht