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"MARKUS RAETZ - OUI NON SI NO YES NO"

"MARKUS RAETZ - OUI NON SI NO YES NO"

06.09.2023 Ausstellung im Kunstmuseum Bern, vom 8. September 2023 bis am 25. Februar 2024, Eröffnung am Donnerstag, 7. September 2023, 18.30 Uhr


Bild oben: Markus Raetz in seinem Atelier an der Laubeggstrasse in Bern, 2011 - Foto: © Alexander Jaquemet 

Ambigramme OUI NON sculpture anamorphosique de Markus Raetz, Genève 2002 - Foto: Fjmustak, https://commons.wikimedia.org/wiki/User:Fjmustak, Montage: Basile Morin - Public domain - Datei: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ambigramme_OUI_NON_sculpture_anamorphosique_de_Markus_Raetz_2002.jpg 

Bild: Ambigramme OUI NON sculpture anamorphosique de Markus Raetz, Genève 2002 - Foto: Fjmustak, https://commons.wikimedia.org/wiki/User:Fjmustak, Montage: Basile Morin - Public domain - Datei: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ambigramme_OUI_NON_sculpture_anamorphosique_de_Markus_Raetz_2002.jpg 

Mit "MARKUS RAETZ. oui non si no yes no" widmet das Kunstmuseum Bern dem 2020 verstorbenen Künstler die erste umfangreiche posthume Retrospektive. Die Ausstellung konzentriert sich auf seine dreidimensionalen Arbeiten und Mobiles.

Markus Raetz (1941–2020) gehörte mit seinem feinen, poetischen und verspielten Werk zu den wichtigsten VertreterInnen der Schweizer Gegenwartskunst. Ab den späten 1980er-Jahren bestimmte das Thema der Metamorphose seine dreidimensionalen Arbeiten. Es handelt sich dabei mehrheitlich um Plastiken. Sie erschliessen sich erst beim Rundgang um das Werk und fordern so eine dynamische, prozesshafte Betrachtung. Von jedem Standpunkt aus zeigen sich andere Bilder. Ab Mitte der 1990er-Jahre schuf Raetz Bewegungsmodelle und Mobiles. Letztere wurden bisher noch nie oder nur vereinzelt ausgestellt.

Die Ausstellung in Bern, wo Raetz einen Grossteil seines Lebens verbracht hat, beleuchtet sein Gesamtwerk aus der Perspektive der dreidimensionalen Arbeiten neu. Gezeigt werden verschiedene Stationen in Raetz’ künstlerischer Entwicklung: von seinen frühen Zeichnungen und Reliefarbeiten über die berühmten metamorphischen Objekte bis hin zu den Installationen und Mobiles der letzten Jahre. Der thematische Aufbau der Ausstellung eröffnet zugleich zahlreiche Querbezüge, die das vielschichtige Werk des Künstlers seit den 1960er-Jahren prägten.

Von der Zeichnung in den Raum

Markus Raetz begann seine Karriere in den 1960er-Jahren im Medium der Zeichnung. Es sollte über seine ganze Karriere hinweg Fundament für seinen künstlerischen Gedankenprozess bleiben. In einem Interview (2007) sagte er dazu: "In jedem Fall ist Zeichnen fast immer der erste Schritt – auch bei den Skulpturen. Was zu ihnen führt, führt über die Zeichnung."

Im Verlaufe der 1970er-Jahre fand Raetz zu einer charakteristischen Arbeitsweise, um seine zeichnerischen Elemente in den Raum zu übersetzen. In Notizbüchern und frühen Installationen vereint die Ausstellung zahlreiche Motive, die sich in Raetz’ dreidimensionalen Objekten wiedererkennen lassen.

Auf diese Weise wird nicht nur die zentrale Rolle der Zeichnung als Ideenspeicher, sondern auch als Werkzeug zur Raumvorstellung deutlich. Unter den wiederkehrenden Motiven aus dem zeichnerischen Repertoire findet sich etwa die "Strichfigur" Mimi. Die Plastik besteht aus 14 schweren Hölzern und ist auf den ersten Blick nicht als menschliche Figur zu erkennen. Es ist eine archaisch anmutende, aber auch verletzlich wirkende Gestalt.

OUI oder NON: Objekte und Mobiles als Ansichtssache

Das Thema der Metamorphose bestimmte Raetz’ dreidimensionales Werk ab den späten 1980er-Jahren. Das Motiv verwandelt sich bei der Metamorphose in eine völlig andere Gestalt. Bei diesen ausgeklügelten und humorvollen Objekten handelt es sich oft um Plastiken auf einem extra dafür vorgesehenen Sockel. Sie sind so konzipiert, dass sie von jedem Standpunkt aus andere Bilder zeigen und sich erst beim Rundgang um das Werk vollständig erschliessen. Das Werk "Hasenspiegel" (1988/2000) besteht aus feinem Kupferdraht, einem Spiegel und sitzt auf einem Holzstück. Es zeigt einen Hasen vor einem Spiegel. Wenn man ihn umkreist, verwandelt er sich zu einem Mann mit Hut. Auch sein Spiegelbild wandelt sich. Gemeint ist nicht irgendein Mann, sondern der Künstler Joseph Beuys. Markus Raetz spielt auf dessen Kunst-Aktion "Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt" aus dem Jahr 1965 an.

Eine Besonderheit der metamorphischen Objekte bilden Wortplastiken, die jeweils zwei gegensätzliche Bedeutungen in sich vereinen. Die berühmten OUINON-Skulpturen gaben der Ausstellung ihren Titel: Je nach Standpunkt können die BetrachterInnen in den Plastiken OUI/SI/YES oder NON/NO/NO lesen.

Raetz’ dreidimensionale Arbeiten laden aber nicht nur die BesucherInnen zur Bewegung ein, sondern enthalten ihre eigene Dynamik. Ab Mitte der 1990er-Jahre setzte der Künstler seine Objekte in Bewegung. Gleichzeitig begann Raetz mit einer Gruppe von feinen Mobiles, die sein Spätwerk massgeblich prägen sollten. Besonders faszinierend sind dabei die kleinformatigen, hängenden Drahtplastiken, die unsere Vorstellungskraft auffordern, ihre Teile immer wieder neu zusammenzusetzen: Wo gerade noch eine Flasche zu sehen war, erscheint im nächsten flüchtigen Moment bereits ein Glas.

Ein neuer Blickwinkel auf das Gesamtwerk

Das Kunstmuseum Bern zeigt in seiner Retrospektive zum ersten Mal eine von Markus Raetz geplante, aber bisher noch nie ausgeführte Rauminstallation, die er in Skizzen "Wolke" (2020) nannte. Dieses Werk fasst verschiedene bestehende Mobiles in einem grossen Sehkegel zusammen, wobei die Vorderansicht ein "Gewimmel" und die Seitenansicht einzelne Bilder erkennen lassen – wie in einer plastisch gewordenen Zeichnung. Mit der "Wolke" verdeutlicht die Ausstellung exemplarisch, wie grundlegend Raetz’ dreidimensionales Schaffen mit dem Zeichnerischen verbunden ist.

Zur Ausstellung erscheint der Katalog "Markus Raetz. Atelier" in deutscher und französischer Sprache mit Textbeiträgen von Stephan Kunz, künstlerischer Direktor Bündner Kunstmuseum Chur und Kurator der Ausstellung, und Kunsthistoriker Didier Semin sowie Fotografien von Alexander Jaquemet im Verlag Scheidegger & Spiess AG, Zürich.

Die Retrospektive im Kunstmuseum Bern baut auf dem kürzlich erschienenen Catalogue raisonné "Markus Raetz. Das plastische Werk" auf, ein Forschungsprojekt des Schweizerischen Instituts für Kunstgeschichte (SIK-ISEA).

Digital Guide und Film 

Zu dieser Ausstellung gibt es einen Digital Guide. In der Webapplikation werden die BesucherInnen in sechs Themenschwerpunkte eingeführt und erfahren im integrierten Audioguide ausführlichere Informationen zu ausgewählten Werken.

Iwan Schumacher drehte 2008 einen Porträtfilm über Markus Raetz, der dessen Schaffensprozess und Überlegungen erläutert. Der Regisseur und Kameramann und Raetz waren seit den 1960er-Jahren befreundet. Für die Ausstellung im Kunstmuseum Bern überarbeitete Schumacher "Markus Raetz". Die neuen Filmsequenzen werden im Vestibül gezeigt. Der Film von 2008, ohne Überarbeitung, ist auf Play Suisse zu finden:

https://www.playsuisse.ch/de/show/896730/markus-raetz

kmb

Kontakt:

https://www.kunstmuseumbern.ch/de/

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Auf ch-cultura.ch u.a. erschienen:

https://www.ch-cultura.ch/de/archiv/bildende-kunst-fotografie-grafik-architektur-design/zum-tod-des-schweizer-kuenstlers-markus-raetz

https://www.ch-cultura.ch/de/archiv/bildende-kunst-fotografie-grafik-architektur-design/markus-raetz-catalogue-raisonne-zum-plastischen-werk

https://www.ch-cultura.ch/de/archiv/bildende-kunst-fotografie-grafik-architektur-design/neuerscheinung-markus-raetz.-das-plastische-werk.-catalogue-raisonne

https://www.ch-cultura.ch/de/archiv/museum-ausstellung-galerie/kuenstlerischer-wahrnehmungsforscher-markus-raetz-druckgraphik-skulpturen

https://www.ch-cultura.ch/de/archiv/museum-ausstellung-galerie/sammlung-im-fokus-markus-raetz

https://www.ch-cultura.ch/de/archiv/museum-ausstellung-galerie/markus-raetz-le-reflet-des-mots

Ensemble der OUINON-Modelle (1996–1999) im Atelier von Markus Raetz, Anfang 2019 - Foto: © SIK-ISEA, Zürich (Alexander Jaquemet) 

Bild: Ensemble der OUINON-Modelle (1996–1999) im Atelier von Markus Raetz, Anfang 2019 - Foto: © SIK-ISEA, Zürich (Alexander Jaquemet) 

 

 

 

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