"LIZ CRAFT. BETWEEN YOU AND ME"
h(96)c(1)q(70)/dbf1de8901a34287cfa82edf4b55f439.jpg)
24.10.2023 Ausstellung im Kunstmuseum Appenzell, vom 29. Oktober 2023 bis am 25. Februar 2024 - Vernissage am 28. Oktober 2023, 16.30 Uhr
Bild: Liz Craft, 4 Clouds with Bottles, 2023, Glas, Sand, Spiegel, Farbe, Digitaldruck, Courtesy the artist - Foto: Lea Kunz
Bild: Liz Craft, What Are You Going to Do About It?, 2017, Bronze, Edition 1/3 + II AP, Private collection, UK - Foto: Lea Kunz
Die kalifornische Künstlerin Liz Craft (*1970, Los Angeles, USA) schafft Skulpturen und figurative Installationen, die wie Fragmente im Raum stehen und von Geschichten zu erzählen scheinen, deren träumerische Atmosphäre mit Surrealismus, Feenmärchen oder Drogenhalluzinationen in Verbindung gebracht werden kann. Ihre Formensprache wirkt unmittelbar, wobei sich Techniken und Materialien hierarchielos zusammenfügen und von Stoff, Plastik, Glas, Pappmaché bis zu Kunstharz, Keramik oder Bronze reichen.
Für ihre Kunst schöpft Liz Craft vor allem aus dem Gedankengut der amerikanischen Gegenkultur der 1960er-Jahre, dem Psychedelismus und der Popkultur. Sie bedient sich Bildreferenzen aus B-Movies, Western- oder Horrorfilmen, Comics oder der Ästhetik der Kulissen von Vergnügungsparks.
Immer wieder hebt die Künstlerin Figuren wie Hexen, Einhörner, Motorradfahrer, Piraten oder den Tod aus ihren Kontexten heraus und zitiert, übertreibt und verdichtet sie in ihren Werken. Die Installation "Ms. America" (2022) basiert auf der Gestalt des Pac-Man, einer bekannten Figur aus den ersten Videospielen. Craft setzt ihr eine rote Schleife auf den Kopf und reduziert ihren Körper auf eine schwarze Toga aus Samt. Im Gegensatz zu der ausdrucksstarken Gestik der "Spider Ladies" (2015) sind die Figuren von "Ms. America" in ihrer statischen Haltung entfremdet, ihr Mund ist weit aufgesperrt und ihr Blick verliert sich an der Decke.
Im Ausstellungsraum treten die Werke zueinander in Beziehung und werden zu Akteuren eines Bühnenstücks. Die Blicke ihrer Figuren, die Worte und Gesten konstellieren sich in jeder Präsentation neu und definieren eine andere Erzählung. Die Wandskulpturen der Serie "Speech Bubbles", deren Form an Sprechblasen aus Comics oder Sofortnachrichten erinnert, scheinen Gespräche wiederzugeben, die die Werke untereinander führen. Als Werktitel wählt sie schlagkräftige Aussagen wie "Suck it Hippie!" (2017) oder "Do You Love Me Now" (2019). Auch bei zwei grossen Skulpturen zeigt sich deren Dialog in den jeweiligen Titeln: Die erste fragt "What are you going to do about it?" und erhält von der zweiten ein trockenes "Go fuck yourself" (beide 2017).
Liz Crafts skulpturale Arbeit hat etwas ausuferndes, wie die Wandarbeit "Strange Thing" (2018), ein parasitärer Organismus aus elektrischen Schaltkästen und Kabelleitungen, der sich über die Wände ausbreitet und ihre Grenzen auslotet. Ihre Werke erinnern an jene kalifornische Respektlosigkeit, die unter dem Begriff "Too Cool for School" zusammengefasst werden kann. Die Redewendung beschreibt eine Attitüde, die aus amerikanischen Teenagerfilmen stammt und ein lässiges, aber arrogantes Individuum beschreibt, das sich gerne über Regeln und soziale Codes hinwegsetzt. Sie ist aber auch der Titel eines bekannten Artikels des Autors Dennis Cooper, der von der ausgelassenen und lebendigen Kunstszene im Los Angeles der 1990er-Jahre handelt und in dessen Kontext er Crafts Namen nennt. Diese lebte vor allem vom Engagement der UCLA (School of Arts and Architecture, University of California, Los Angeles), die Liz Craft damals gerade abgeschlossen hatte. Von der Relevanz dieser Künstler*innengemeinschaft zeugt das Archiv von "...my life in the sunshine" (2006–2017).
"Too Cool for School": Dieser Ausdruck hätte auch ein Werktitel von Craft sein können. Denn die Künstlerin arbeitet gerne mit Formulierungen, die prägnant, bissig, aber "fun" sind.
Kuratiert von Paul-Aymar Mourge d’Algue und Stefanie Gschwend
In Kooperation mit dem Kunsthaus Centre d’art Pasquart, Biel/Bienne
kma
Kontakt:
https://kunstmuseum-kunsthalle.ch/
#LizCraft #BetweenYouAndMe #KunstmuseumAppenzell #PaulAymarMourgedAlgue #StefanieGschwend #CHcultura @CHculturaCH ∆cultura cultura+
Bild: Liz Craft, Blabber Mouths, 2018, Aluminium, Sprühfarbe, Courtesy the artist - Foto: Lea Kunz