"LICHT IM PAPIER. DIE DRUCKGRAPHIK VON JAMES TURRELL"
24.09.2024 Ausstellung Graphische Sammlung ETH Zürich, bis am 10. November 2024
Bild: James Turrell. Ohne Titel, Blatt der Folge "Roden Crater", 1985, Aquatinta und Mezzotinto, 80,5 × 106,0 cm, Inv.-Nr. 2008.2543. Graphische Sammlung ETH Zürich / © James Turrell
James Turrell zählt zweifellos zu den bedeutendsten Kunstschaffenden der Gegenwart. Berühmt geworden ist er für seine atmosphärischen Lichtinstallationen, mit denen der US-amerikanische Künstler (geb. 1943) aussergewöhnliche sinnliche Erfahrungen ermöglicht und zugleich zum Nachdenken über die eigene Wahrnehmung anregt. Etwas weniger bekannt ist seine Druckgraphik, die er beim renommierten Zürcher Kupferdrucker Peter Kneubühler realisierte.
Die Graphische Sammlung ETH Zürich rückt in ihrer Ausstellung diesen Teil seines Schaffens ins Zentrum. Sie zeigt, wie es dem Künstler auf faszinierende Weise gelingt, auch im zweidimensionalen Raum Licht in Erscheinung treten zu lassen.
Ergänzend zur Ausstellung findet im November ein zweitägiges Symposium statt, das Forschende verschiedener Fachrichtungen zusammenbringt und dessen Erkenntnisse in einer Publikation erscheinen werden.
KünstlerInnen haben sich schon seit jeher mit Licht beschäftigt. Sie verwendeten es vor allem als Gestaltungselement in ihren Werken. Doch seit dem 20. Jahrhundert wird es auch selbst zum Thema, auf radikale Weise beim international bekannten Künstler James Turrell, dessen Installationen aus Licht bestehen. Für den Neubau des Kinderspitals Zürich wird auf Herbst 2024 eines dieser Werke umgesetzt. Dies nimmt die Graphische Sammlung ETH Zürich zum Anlass, ihre reichen druckgraphischen Bestände des Künstlers in einer Ausstellung zu präsentieren.
Zum ersten Mal überhaupt schuf Turrell im Jahre 1984 Druckgraphik. Er wurde durch den Verleger Peter Blum dazu angeregt und fand im Zürcher Kupferdrucker Peter Kneubühler den idealen Partner.
Das Zusammentreffen war ein Glücksfall. Turrell und Kneubühler (1944-1999) verstanden sich auf Anhieb ausgezeichnet, woraus nicht nur eine lange Zusammenarbeit, sondern auch eine Freundschaft entstand. Zwischen 1984 und 1991 kam der Künstler regelmässig in die Schweiz, um mit Kneubühler zu drucken. Mit der Aquatinta wählte er eine Form der Radierung, bei der er auf die Linie als Stilmittel verzichten konnte, was seiner künstlerischen Haltung entgegenkam: Es entstehen verschiedene, fein nuancierte Flächen – bei Turrell üblicherweise in abgestuften Grauwerten.
Die Graphische Sammlung ETH Zürich besitzt seit 2008 über 150 druckgraphische Werke von Turrell, darunter Probedrucke und verschiedene Zustände aus dem Nachlass der Stiftung Peter Kneubühler. Einige sind in Zusammenhang mit seinen dreidimensionalen Arbeiten entstanden. Sie weisen Bezugspunkte auf die Licht-Installationen auf, die er in verschiedenen Ausstellungen gezeigt hat. Typisches Beispiel dafür ist die Serie «First Light» (1989-1990), wo bereits im Titel die Thematik des Lichts aufgenommen wird. Andere wiederum nehmen Aspekte des gigantischen Landschaftsprojekts "Roden Crater" auf, an dem der Künstler seit Jahrzehnten arbeitet – so etwa die gleichnamige Serie von 1985, die ebenfalls in der Ausstellung zu sehen ist. Trotz dieser thematischen Nähe sind die Aquatinta-Blätter als eigenständige Arbeiten zu verstehen. Ebenso sind Skizzen zu entdecken, die Turrell als Vorbereitung auf seine Druckgraphik erstellt hat und sie zeigen, wie er seine Blätter konzipierte.
Heute interessieren Turrells Werke insbesondere, weil sie an der Schnittstelle von verschiedenen, auch naturwissenschaftlichen, Disziplinen situiert sind. Es gibt Berührungspunkte zu Architektur, Land Art, Astronomie, Luft- und Raumfahrt, Physik, Erdwissenschaften, Medizin, Wahrnehmungspsychologie sowie Mystik.
Bei der Ausstellung in der Graphischen Sammlung ETH Zürich steht denn auch diese Multiperspektivität auf sein Werk im Zentrum. Sie ermöglicht eine neue, zum Teil auch unerwartete Sicht auf sein Schaffen.
Zugleich werden am 5. und 6. November 2024 solche Aspekte an einem internationalen Symposium diskutiert. Wie rezipieren Forschende aus den Erdwissenschaften sein druckgraphisches Werk? Welche Bildstrategien verwendet er und was haben sie mit Architektur und Landschaftsgestaltung zu tun? Die Resultate des Symposiums sollen in einen umfangreichen Tagungsband mit fundierten Textbeiträgen münden.
Kuratorin Linda Schädler, Leiterin Graphische Sammlung ETH Zürich
Wissenschaftliche Mitarbeit: Adrian Hug
gs
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