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26. Januar 2018

«KEMANG WA LEHULERE»

Ausstellung im Kunsthaus Pasquart Biel-Bienne, vom 28. Januar bis am 1. April 2018

Bild:

Kemang Wa Lehulere, Every Song, 2017
Wandschnitt / gravure murale, Detail / détail, 260 x 360 cm
Courtesy Kemang Wa Lehulere, Deutsche Bank’s «Artist of the Year» 2017
Foto: Mathias Schormann

In Stein gemeisselte Handzeichen, zwischen Gebisse geklemmte Bibeln, verwischte Kreidespuren auf Wandtafeln, in Vogelhäuser transformierte Schulbänke. Das vielgestaltige Werk von Kemang Wa Lehulere (*1984, SA) schafft eindringliche, suggestive Bilder, die in der Vergangenheit seines Heimatlandes Südafrika gründen.

Zwischen autobiografischer Spurensuche und historischen Ereignissen verortet, formuliert der Künstler mit seiner Ausstellung einen Ort der Reflexion über Ideologien im Bildungssystem, Instrumentalisierungen von Religion oder das Auslöschen kollektiver Erinnerung.

Seine visuellen Erzählungen unterwirft er einem fortwährenden Prozess des Überschreibens und der Rekonstruktion. Über die Auseinandersetzung mit der südafrikanischen Geschichte hinaus entwickeln seine Zeichnungen, Performances, Installationen und Videos auch eine Wirkung, die sich bis in die Fragen unserer Zeit erstreckt. Der Sog seiner assoziativen Bildsprache erweckt ein Bewusstsein für eine Gegenwart, die von ihrer Geschichte eingeholt wird und welche die Offenlegung von Differenzen und Vorurteilen einfordert. Einem Drehbuch ähnlich, das auf seine Umsetzung wartet, öffnet sich ein narrativer Raum, in dem stummgeschaltete Stimmen wieder zu Wort kommen und unerfüllte Lebensentwürfe Wirklichkeit werden.

Das Œuvre von Kemang Wa Lehulere artikuliert sich durch seine Offenheit. Es entspringt der Idee, dass sich alle Erscheinungsformen der Kunst in kollektiven Prozessen entwickeln und in Relation zum historischen und sozialen Kontext stehen, aus dem sie hervorgehen. Wenn der Künstler also Werke von Kunstschaffenden wie Ernest Mancoba (1904 – 2002, SA) oder Gladys Mgudlandlu (1917 – 1979, SA) mit seinen Arbeiten zusammenbringt, entwirft er eine Situation, in der sich die Grenzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Gemeinschaft und Individuum auflösen.

In den 1960er-Jahren schuf Gladys Mgudlandlu, die als eine der ersten schwarzen Künstlerinnen Südafrikas gilt, eine Reihe von Gemälden und Zeichnungen. Kritische Stimmen bezeichneten den Malstil der Autodidaktin als oberflächlich, da sie die Rassentrennung scheinbar ignorierte und sich vorwiegend traditionellen Motiven verschrieb. Basierend auf der Recherche zur Videoarbeit Homeless Song 5 (2017), gemeinsam mit der Architektin Ilze Wolff, kommt Wa Lehulere jedoch zum Schluss, dass es sich bei den Landschaften, die Mgudlandlu in der Serie Untitled (undadiert) zeigt, um Abbildungen der Hügel und Hütten von Luyolo handeln muss. Der Landstrich wurde damals zum Wohngebiet für Weisse erklärt und deren Bewohner zwangsumgesiedelt. Als Wa Lehulere ferner von seiner Tante Sophia Lehulere erfährt, dass sie Mgudlandlu persönlich kannte, lässt er sie ihre vielfarbigen Gemälde aus dem Gedächtnis mit Kreide auf kleinformatige Tafeln zeichnen und vollendet diese Skizzen nachträglich. In der Ausstellung präsentiert er die Werkgruppe Does This Mirror Has a Memory (1962 – 66 / 2015), welche sich aus originalen Gemälden von Gladys Mgudlandlu und diesen Rekonstruktionen zusammensetzt. Die autobiografischen Verkettungen verdichten sich weiter aufgrund der Erinnerungen der Tante an Wandmalereien im einstigen Wohnhaus der Künstlerin, die Wa Lehulere mit einer Restauratorin von neun Schichten Putz und Farbe befreit und schliesslich freilegt.

Ein wiederkehrendes Motiv im Werk des Künstlers sind Porzellanschäferhunde, welche in den raumfüllenden Installationen Cosmic Interlude Orbit (2016) oder Red Winter in Gugulethu (2016) zu sehen sind. Schäferhunde sind bis heute in den Häusern Südafrikas anzutreffen, um das Eigentum der Oberschicht zu bewachen. Hier wirken die Hunde in ihrer aufrecht sitzenden Haltung wie schweigende Zeugen. Trotz ihrer Ruhe geht von ihnen aber etwas Bedrohliches aus. Unweigerlich stellt sich die Frage, wen die Hunde beobachten und in welchem Verhältnis sie zu den wiederverwerteten Schultischen oder den von Krücken durchstossenen Koffern stehen – Sinnbilder für Formen der Unterdrückung.

Knochen widersetzen sich hartnäckig dem Zerfall und verunmöglichen über Jahrzehnte hinweg die Vertuschung der Spuren zurückliegender Verbrechen. Als Metapher in der Installation Homeless Song 5 (a sketch) (2017) verweisen sie auch auf den südafrikanischen Schriftsteller Nat Nakasa (1937 – 1965), der in New York in den Tod sprang. Das ursprünglich verwendete Gras im Koffer stammte von seinem Grab. Der Künstler transportierte es von den USA nach Südafrika, setzte es in den Koffer und liess es von Porzellanschäferhunden bewacht weiterwachsen.

Während der Apartheid war das Bildungssystem in erster Linie darauf ausgerichtet, den Wissenshorizont der schwarzen Bevölkerung eingeschränkt zu halten. Mathematik, Philosophie und Kunst hatten im Lehrplan keinen Platz. Neben der Behinderung der freien Meinungsäusserung wurde durch das Verbot der Muttersprache zudem das Sprechen in einer fremden Sprache forciert.

Die Werkgruppe My Apologies to Time (2017) beleuchtet Mechanismen der Konditionierung und ihre Übersetzung in einen ambivalenten Zustand der Freiheit. Tischbeine von Schulpulten werden in Stahlrohrgebilde umfunktioniert, deren Holzplatten in Vogelhäuser umgebaut und als Instrumente der Domestizierung sichtbar. Der ausgestopfte Graupapagei als geschwätzigster Redner der Papageienfamilie verkörpert auf diskrepante Weise Formbarkeit, da er urteilslos unterschiedliche Sprachen imitiert, und vermeintliche Eigenständigkeit aufgrund seiner Fähigkeit zu fliegen.

Die Fotografie Untitled (2017) zeigt einen Vogel des freigelegten Wandgemäldes im Haus von Gladys Mgudlandlu. Dieser löste nach der Entdeckung bei Wa Lehulere eine Recherche über Vögel und deren Bedeutung während der Apartheid aus. Aus Krücken zusammengesetzt, verweist die schwebende Installation Broken Wings (2017) auf den Sündenfall der christlichen Theologie, also auf die gewaltsame Vertreibung aus dem eigenen Land. Gebisse umklammern hier Bibeln in der Sprache der südafrikanischen Volkes Xhosa. Der Menschenrechtler Desmond Tutu sagte in diesem Zusammenhang: «Als die Missionare nach Afrika kamen, hatten sie die Bibel und wir das Land. Sie sagten: »Lasst uns beten.« Wir schlossen unsere Augen. Als wir sie wieder öffneten, hatten wir die Bibel und sie das Land.»

In seiner ersten umfassenden institutionellen Einzelausstellung in der Schweiz verweist Kemang Wa Lehulere auf weitreichende Folgen repressiver Systeme. Er zeigt auf, wie Geschichte zwar nicht umgeschrieben, aber durch künstlerische und soziale Intervention um Komplexität erweitert werden kann. In der Gebärdensprache formuliert sagen die in ein Stück Wand gemeisselte Handzeichen der Arbeit Every Song (2017): «Mother said every song knows its home».

Die Ausstellung ist eine Kooperation mit der Deutschen Bank, die Kemang Wa Lehulere als «Artist of the Year» 2017 auszeichnete. Die Werke der Präsentation Bird Song, die anlässlich der Auszeichnung in der Deutschen Bank KunstHalle in Berlin und im MAXXI in Rom präsentiert wurden, sind Teil der Ausstellung im Kunsthaus Pasquart.

Kurator der Ausstellung:

Damian Jurt, wissenschaftlicher Mitarbeiter Kunsthaus Pasquart

khp

Kontakt:

https://www.pasquart.ch/event/kemang-wa-lehulere/

  • Beitrags Information
  • Author
  • Daniel Leutenegger
  • 26. Januar 2018
  • Museum, Ausstellung, Galerie

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