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Ich schweige nicht! - Carl Albert Loosli (1877–1959), Schriftsteller

Ich schweige nicht! - Carl Albert Loosli (1877–1959),  Schriftsteller

15.05.2009 In den letzten Jahren ist das Schaffen des streitbaren Schriftstellers Carl Albert Loosli (1877–1959) dank einer umfangreichen Werkausgabe des Rotpunktverlags wieder zugänglich gemacht worden. Eine dreibändige Biografie von Erwin Marti beleuchtet die widersprüchliche Person Looslis ebenfalls. Noch immer stellt sich jedoch die Frage: Wer war der kompromisslose Kämpfer? Die Ausstellung «Ich schweige nicht!», vom 15. Mai bis 30. August 2009 in der Schweizerischen Nationalbibliothek in Bern zu sehen, nähert sich dem Berner Autor an.


 

Wer war Carl Albert Loosli?

Loosli war Schriftsteller, Journalist, Erzieher, Reformer. Loosli kämpfte stets mit spitzer Feder für die Rechte unterprivilegierter Menschen. Loosli blieb immer ein unbestechlicher Kritiker. Loosli war ein Freigeist und gleichzeitig ein überzeugter Patriot. Loosli gehörte zu den bedeutendsten Intellektuellen der Schweiz. Loosli kämpfte für einen kulturellen Aufbruch des Landes und gegen den aufkommenden Antisemitismus. Loosli war...

«Wer war C.A. Loosli?», diese Frage wird in der Ausstellung «Ich schweige nicht!» in der Schweizerischen Nationalbibliothek nicht direkt gestellt. Dafür gibt der Berner Schriftsteller selber Auskunft, wer er gewesen sein könnte: «Ich brauche nichts umzulügen, nichts zu verbergen – ich darf alles, die volle Wahrheit sagen, weil ich nichts zu verlieren, folglich auch nichts zu fürchten habe.»

Ausstellung als Beitrag zur Wiederentdeckung

Kompromisslosigkeit, Unerschrockenheit und Wagemut lassen sich aus diesem Zitat von 1924 lesen. Es sind die zentralen Eigenschaften, die Loosli ein Leben lang auszeichneten. Am 22. Mai 2009 jährt sich sein Tod zum fünfzigsten Mal.

Um das Leben und Wirken des Schriftstellers einem breiteren Publikum näher zu bringen, hat die 2001 gegründete Carl-Albert-Loosli-Gesellschaft die Ausstellung «Ich schweige nicht!» initiiert. Konzipiert und kuratiert wird sie vom Berner Ausstellungsbüro Palma3, das vor allem nach den persönlichen Lebensumständen Looslis forscht.

Die Annäherung an den Menschen Loosli ist jedoch kein einfaches Unterfangen. Dies nicht zuletzt wegen der monumentalen Werkausgabe des Rotpunktverlags, die soeben mit dem siebten Band abgeschlossen wurde. Aber auch aufgrund zweier umfangreicher Biografie-Bände, denen Erwin Marti diesen Frühling einen dritten folgen lässt. Dank dieser enormen Willensleistung wurde der Schriftsteller zwar in den letzten Jahren wiederentdeckt, doch die Frage bleibt: Wer war der kämpferische Schriftsteller?

Klischees versperren die Sicht

«Stürmischer Menschenfreund», «umtriebiger Querkopf», «Philosoph in Halbleinen und Zipfelmütze», «ewiger Kämpfer gegen das Verdingkinderunwesen»: C. A. Loosli muss heute für viele Klischees herhalten. Manche dieser Zuschreibungen sind treffend. Das merkt bald, wer die unzähligen Zeitungsartikel, Typoskripte und vor allem Briefe durchstöbert, die im Schweizerischen Literaturarchiv liegen, dem Nachlassverwalter des Loosli-Werkes.

Aber manches «Bild», das heute vom Berner gezeichnet wird, wirkt verzerrt bei genauerem «Hinschauen». Denn Loosli war nicht nur ein Opfer und Ankläger, was man ihm aufgrund seines prägenden Lebenslaufs als Verdingkind, als Jugendanstaltszögling und der folgenden Rebellion gegen alle Arten von Autorität abnehmen könnte. Er war ebenso ein politischer Autor, der selber agierte und sich von anderen für eine Sache einspannen liess. Als Journalist verfügte er über eine wirkungsvolle Waffe: die öffentliche Stimme. Indem er in die Zeitung trug, was alle Leute wissen sollten, wurde er zum Drahtzieher von Aufklärungskampagnen.

Looslis «Kampffelder»

Drei «Kampffelder» Looslis werden in der Ausstellung besonders beleuchtet: Es sind dies sein Engagement für eine schweizerische Kulturerneuerung, die er zu Beginn des 20. Jahrhundert zusammen mit Ferdinand Hodler und anderen Kulturschaffenden (der «Hodler-Clique») focht; dann seine lebenslangen Bemühungen um eine Reform der Jugendrechte, mit der er vor allem die Abschaffung aller Erziehungsanstalten forderte, und schliesslich der Kampf gegen den Antisemitismus in den 1920er- und 1930er-Jahren, den er in der Schweiz gegen die Frontisten focht.

Die Breite der Themen und die Intensität, mit der Loosli seine «Kampffelder» Jahrzehnte lang beackerte, machen deutlich: Die Auseinandersetzung mit diesem Autor ist unerhört reich, wenn die Klischees einmal auf die Seite gerückt sind.
Andererseits galt C.A. Loosli trotz der Ernsthaftigkeit seines Engagements als schalkhaft und witzig und war etwa im Wirtshaus ein gern gesehener Unterhalter. So trieb er auch Spässe mit seinem Glasauge – er hatte als Kind beim Spielen mit einem Flobert ein Auge verloren: «Dichter C.A. Loosli war halbblind. Beim Jassen nahm er sein Glasauge heraus, rollte es über den Tisch und meinte: ‹Gang lueg ob si bschysse›.» So lautet eine der Anekdoten, die über ihn erzählt werden.

Ruf eines «Stürmigrings» und Unruhestifters

Loosli konnte nicht schweigen. Wo er Unrecht sah, musste er dies unmissverständlich äussern. Sei es, dass er sich – auch zu Gunsten seiner Berufsgenossen – für eine angemessene Honorierung einsetzte. Auf Redaktionen und bei Verlagshäusern ging ihm darum der Ruf eines «Stürmigrings» und Unruhestifters voraus.

Aber auch in den stadtbernischen Amtsstuben war der Schriftsteller hinreichend bekannt. Immer wieder verstrickte er sich mit den Behörden in aufwändige Briefwechsel, indem er Schäden an seinem Wohnhaus bemängelte oder einen Mietzinserlass forderte. Auch weil er nicht schweigen konnte, zahlte C.A. Loosli einen hohen Preis für seine schriftstellerische Unabhängigkeit. Der Vater von fünf Kindern litt ein Leben lang immer wieder materielle Not, die er oft nur dank den Selbstversorgungskünsten seiner Frau Ida meistern konnte.

Vielseitig tätig, aber auch unfassbar

Die Kompromisslosigkeit war nicht der einzige Grund, weshalb der «unliterarischste Schweizer Schriftsteller», so Loosli über sich selber, beruflich kaum Erfolg hatte. Loosli war vielseitig tätig und gerade deswegen nicht leicht zu fassen. Passt doch sein Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit nicht zu jenem für eine Stärkung der Heimat. Die Leser seines berndeutschen Werkes haben sich wohl kaum für die Lektüre von Broschüren wie «Ist die Schweiz regenerationsbedürftig?» (1912) interessiert. Auch die vierbändige Biografie zu Hodler (1921 bis 1924) hat auf den ersten Blick nichts mit dem Engagement
für die verwahrloste Jugend zu tun. Durch diesen Vergleich wird jedoch verständlich, dass Loosli heute immer noch einseitig aufgenommen wird.

Die Ausstellung vermittelt den Menschen C.A. Loosli und sein Wirken anhand von Objekten, Handschriften, Texten und Fotografien aus dem Nachlass des Schriftstellers und zahlreichen weiteren öffentlichen und privaten Quellen.

Weitere Informationen vermitteln

Jürg Spichiger und Ronny Trachsel

Kontakte:

- Palma3 @ Qfaktur

Dammweg 41, 3013 Bern 

http://www.palma3.ch

Kurator: Jürg Spichiger, juerg.spichiger@palma3.ch, Tel.: 031 333 59 01
Projektleitung: Ronny Trachsel, ronny.trachsel@palma3.ch, Tel.: 079 758 78 00

- Carl-Albert-Loosli-Gesellschaft

Natalia Schmuki, schmukin@trecht.ch, Tel.: 031 994 10 20  

http://www.carl-albert-loosli.ch


- Schweizerische Nationalbibliothek

Peter Erismann, Leiter Ausstellungen, Peter.Erismann@nb.admin.ch,

Tel.: 031 322 68 44 

http://www.nb.admin.ch/ausstellungen

Rahmenprogramm zur Ausstellung «Ich schweige nicht!»

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