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"IAN ANÜLL. LONDON BLUE"

"IAN ANÜLL. LONDON BLUE"

07.09.2024 Ausstellung im Kunstmuseum Luzern, vom 7. September bis am 24. November 2024


Bild: Ausstellungsansicht Ian Anüll. London Blue, Kunstmuseum Luzern, 2024 - Courtesy the artist und Mai 36 Galerie, Zürich - Foto: Marc Latzel

Ian Anüll, aus der Serie ohne Titel (London Blue), 2021, 
Mixed Media auf Leinwand, 30 × 15 cm - Courtesy the artist und Mai 36 Galerie, Zürich - Foto: Marc Latzel

Bild: Ian Anüll, aus der Serie ohne Titel (London Blue), 2021, 
Mixed Media auf Leinwand, 30 × 15 cm - Courtesy the artist und Mai 36 Galerie, Zürich - Foto: Marc Latzel

"Help!" Der Hilferuf erklingt, während das Publikum ins tiefe Blau von Ian Anülls Ausstellung "London Blue" eintaucht. Die Girlgroup Bananarama nimmt den berühmten Beatles-Song gemeinsam mit dem komödiantischen Musikprojekt Lananeeneenoonoo auf, um die Wohltätigkeitsorganisation Comic Relief zu unterstützen und spielt damit viel Geld ein. Der Künstler stöbert die Single während seines Atelieraufenthalts 2021 in London in einem Plattenladen auf. Ian Anüll flaniert gedanklich und real. Unterwegs in der Metropole entdeckt er als aufmerksamer Beobachter Strandgut aus Natur und Zivilisation, Objekte und kuriose Aperçus: Muscheln, Steine, Plastiklöffel, künstliche Wimpern und immer wieder Zeitungsberichte. Das Zusammentreffen von Objekten, Bildern und Textfragmenten löst beim Künstler einen Geistesblitz aus, worauf er die Fundstücke meist mit minimalen Interventionen in ein Kunstwerk verwandelt.

Schon am ersten Abend seines Aufenthalts in London findet Ian Anüll ein mit weissem Plastik bespanntes Brett. Später notiert er im Atelier die sechs Lotto-Gewinnzahlen des Tages auf das Fundstück und schafft damit das erste Objekt der Serie "6 Richtige". So verknüpft Ian Anüll mit leichter Hand Gewinn, Chance, Magie, Spiel und die Verlockung des Hauptpreises, der doch meist Illusion bleibt. Ein paar Tage später leuchtet dem Künstler aus einer Bau-Mulde eine blaue Kachel entgegen. Aus diesem Fund entwickelt sich eine Recherche, spriessen unzählige Gedanken, Ideen, Zusammenhänge, Fortsetzungen, entsteht eine vielteilige Werkserie. Im Farbgeschäft erfährt Ian Anüll, dass es sich bei dem Farbton um Paris-Preussisch-Blau handelt.

Die Geschichte dieser Farbe beschäftigt Ian Anüll ebenso wie ihre Bedeutung. 1706 wird das Berliner Blau – so der gebräuchlichste Name heute – zufällig erfunden. Die Erfindung wird dem Schweizer Johann Jacob Diesbach zugeschrieben, der als Hersteller von Farbstoffen und Pigmenten in Berlin arbeitet und wie viele Chemiker und Apotheker seiner Zeit alchemistische Versuche zur Goldherstellung unternimmt. Je nach Produktionsstandort erhält der Farbstoff verschiedene Namen, wobei sich "preussisch" möglicherweise auf die blauen Uniformen der Preussen bezieht. Medizinisch wird das Berliner Blau zur Behandlung von Cäsium-Vergiftungen eingesetzt.

Ian Anüll, aus der Serie ohne Titel (London Blue), 2021, 
Mixed Media auf Leinwand, 30 × 15 cm - Courtesy the artist und Mai 36 Galerie, Zürich - Foto: Marc Latzel

Bild: Ian Anüll, aus der Serie ohne Titel (London Blue), 2021, 
Mixed Media auf Leinwand, 30 × 15 cm - Courtesy the artist und Mai 36 Galerie, Zürich - Foto: Marc Latzel

Ian Anüll verbindet diese verschiedenen Informationen zur Farbe und assoziiert sie weiter. Alchemie, Verwandlung, Uniform oder japanische Holzschnitte mit Preussisch-Blau sind nur einige der Aspekte, die Ian Anüll inspirieren. Als er in einem Geschäft Leinwände in der Grösse der Kachel findet, collagiert er darauf Fotografien, Zeitungsausschnitte und Objekte. Die blaue Farbe verbindet diese tagebuchartige Serie und weitere Werke, die in London entstehen. Dabei kombiniert Ian Anüll die vielfältigen Fundstücke ebenso lustvoll wie analytisch zu pointierten Kommentaren zum Zeitgeschehen. In den Fokus nimmt er die Mächtigen, beispielsweise Wladimir Putin oder Boris Johnson, gesellschaftliche Phänomene, Schönheitswahn, Religion, den Umgang der britischen Regierung mit der Pandemie, die Auswüchse des Kapitalismus oder des Kunstmarkts.

Kuratiert von Eveline Suter

kml

Publikation

Ian Anüll. London Blue, mit einem Text von Eveline Suter,
d/e, hrsg. von Ian Anüll und Emilie Guenat, Vexer Verlag,
St.Gallen/Berlin, ISBN 978-3-907112-90-8 (d)/ 978-3-907112-
92-2 (e), CHF 25.–, für Mitglieder KGL CHF 20.–

Kontakt:

https://www.kunstmuseumluzern.ch/ausstellungen/ian-anuell/

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Ausstellungsansicht Ian Anüll. London Blue, Kunstmuseum Luzern, 2024 - Courtesy the artist und Mai 36 Galerie, Zürich - Foto: Marc Latzel

Bild: Ausstellungsansicht Ian Anüll. London Blue, Kunstmuseum Luzern, 2024 - Courtesy the artist und Mai 36 Galerie, Zürich - Foto: Marc Latzel

Ian Anüll, ohne Titel, 2021, Acryl und Klebeband auf Leinwand, 30 × 24 cm - Courtesy the artist und Mai 36 Galerie, Zürich - Foto: Marc Latzel

Bild: Ian Anüll, ohne Titel, 2021, Acryl und Klebeband auf Leinwand, 30 × 24 cm - Courtesy the artist und Mai 36 Galerie, Zürich - Foto: Marc Latzel

 

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