"FREI" ZUM ABSCHLUSS DER TRILOGIE "WEIT - WILD - FREI"
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27.08.2023 Ausstellung der IG Halle im Kunst(Zeug)Haus Rapperswil, vom 27. August bis am 5. November 2023
Bild oben: © Sandra Capaul, Lack auf Papier (Ausschnitt)
Bild: © Patrik Fuchs, Fotografie (Ausschnitt)
Mit Werken von
Susanne Lyner, Patrik Fuchs, Sandra Capaul, Marlis Spielmann, Erwin Schatzmann
"frei" ist der Abschluss der 2020 begonnenen Ausstellungstrilogie "weit – wild – frei". Während Marlis Spielmann mit grossformatigen, äusserst filigranen Scherenschnitten die Freiheit von Frauen in der Gesellschaft thematisiert, schafft Erwin Schatzmann in seinen Objekt-Bild-Kompositionen ein buntes und grenzenloses Bild des Lebens. Susanne Lyner befreit die Farbe nicht nur von ihrem Träger, sondern geht auch an die Grenze der Formlosigkeit. Die Wandelbarkeit von Formen unter verschiedenen Perspektiven beschäftigt Sandra Capaul in ihren Objekten und Installationen. Das Medium Fotografie ist mit Patrik Fuchs vertreten, der in mehreren seriellen Arbeiten Objekte und deren menschliche Geschichten sammelt.
Kompromisslos frei
Einer, der Freiheit zu leben versucht, ist der Winterthurer Künstler Erwin Schatzmann. Er fordert dazu auf, den Wandel, den man sich wünscht, selbst zu verwirklichen. Bekannt für seine bunt bemalten Holzfiguren und Holzbänke, die an zahlreichen Orten im öffentlichen Raum stehen, ergreift er immer wieder die Initiative, damit Kunst auch ausserhalb des Museums und des etablierten Kunstbetriebs stattfindet. Sein Morgenland ist ein einzigartiger Offspace der Lebenskunst. Ein bedeutender Teil seines Werks sind die Texte, die mit viel Humor ungewohnte Perspektiven vorschlagen. Auch in seinen Zeichnungen schafft Erwin Schatzmann ein buntes und grenzenloses Bild des Lebens.
Bild: © Erwin Schatzmann, Installation
Weibliche Freiheit oder gefangen im Muster?
Ähnlich wie Erwin Schatzmann verwendete Marlis Spielmann zu Beginn Elemente aus der Volkskunst. Ihre axialsymmetrischen Scherenschnitte formten Reigen aus menschlichen Figuren, Tieren und Blumen. Seit einigen Jahren fokussiert sie ihre Arbeit auf grossformatige Scheren- und Messerschnitte, die sich wie filigrane Wandteppiche präsentieren, aus der Nähe betrachtet jedoch überraschende gesellschaftskritische Details preisgeben. In ihrem gesamten Werk hat sie traditionell weibliches Handwerk wie etwa textile Techniken aufgegriffen und weiterentwickelt, um damit gleichzeitig Geschlechterrollen zu hinterfragen.
Gegenstand, losgelöst
Gegenstände wie Nistkästen oder Drahtzaunisolatoren dienen dem Fotografen Patrik Fuchs zur Reflexion über die Menschen, die sie geschaffen haben und die Kultur, der sie angehören. Zwischen Schutz und Gefangenschaft, zwischen unheimlich-heimelig erzählen sie ihre Geschichten. Im Format von Serien sammelt Patrik Fuchs verschiedene Exemplare des Gegenstands, um dessen Symbolik zu verdichten. In reduzierter Ästhetik, vor einem einheitlichen neutralen Hintergrund und losgelöst von ihrer ursprünglichen Umgebung leuchten die Objekte wie kostbare Fundstücke auf, die zum genauen Hinschauen auffordern. Aus der nüchternen, unkommentierten Sammlung formulieren sich subtile Botschaften.
Bild: © Marlis Spielmann, Scherenschnitt (Ausschnitt)
Zwischen Form und Wandlung
Sowohl Susanne Lyner als auch Sandra Capaul legen für ihre Arbeit gewisse Bedingungen und Strukturen fest, die eine freie Entwicklung und Variationen zulassen. In der Bestrebung, der Farbe möglichst viel Eigenständigkeit zuzugestehen, frei von Attributen und gegenständlichen Assoziationen, nutzt Susanne Lyner Raster oder das Rechteck als Grundform. Die Wiederholung wird zum lebendigen Rhythmus, der das Zusammenspiel der Farben und die feinsten Schattierungen zur Entfaltung bringt.
Bewegung bestimmt viele von Sandra Capauls Arbeiten. Unter anderem setzt sie eine Drehscheibe ein, auf der sie die Arbeitsfläche anbringt und so die Farbe nach dem Prinzip des provozierten Zufalls fliessen lässt. Aus diesem Prozess sind auch die neuen Werke mit Lackfarbe entstanden: schrittweise von den Bildtafeln mit dem Titel Sulfurous zur Installation The circus of the sun, benannt nach einem Gedicht von Robert Lax, bis zu White noise, den Papierbahnen, die die von der Rotation weggeschleuderten Farbtropfen aufgefangen haben. Ein umfangreicher Werkzyklus befasst sich mit dem Gefäss. Dabei steht die Wandelbarkeit der Form im Zentrum, sie bringt Wahrnehmung und Gedanken in Bewegung.
Farbe befreien
In Susanne Lyners mit einer eigenen Technik entwickelten Farbobjekten löst sich die Farbe vollends vom Untergrund, indem sie nicht aufgetragen, sondern geworfen wird und ein dichtes, mehrschichtiges Geflecht aus Acryl bildet. Susanne Lyners Arbeiten prägt die Verbindung von Stofflichkeit und Flüchtigkeit, der Fokus auf die Materialität der Farbe in grosser Leichtigkeit.
Bild: © Susanne Lyner, Objekt / Malerei
Über Freiheit reden
Neben öffentlichen Führungen sind in der Ausstellung "FREI" mehrere Anlässe geplant: Ein Gespräch mit Erwin Schatzmann, Ingrid Käser und Tom Haller verbindet die Themen der Trilogie "weit – wild – frei" mit besonderem Blick auf die Realität des Künstlerberufs. Ein Podium thematisiert die Situation der Menschenrechte in unserer Gesellschaft in der Schweiz, in Europa, und stellt die Frage nach Freiheit und Verantwortung unter anderem im digitalen Raum. In Zusammenarbeit mit dem Kunstzeughaus findet eine Kurzführung mit Workshop statt, und an der Kulturnacht Rapperswil ist die IG Halle ebenfalls beteiligt.
Text: Judith Annaheim / IG Halle
Kurator: Guido Baumgartner
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