FLUCHT UND VERWANDLUNG
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27.12.2010 "NELLY SACHS, Schriftstellerin, Berlin/Stockholm" – Ausstellung im Museum Strauhof in Zürich, bis am 27. Februar 2011
Bild oben: Nelly Sachs in ihrer Wohnung, 1960. Foto: Anna Riwkin. © Kunigl. biblioteket, Stockholm
Nelly Sachs mit Blumengrüssen zum Nobelpreis, 1966. © DLA Marbach
Im Mai 1940 floh Nelly Sachs mit einem der letzten Flugzeuge aus Berlin nach
Stockholm. Hinter ihr lag mehr als die Hälfte eines Lebens, das nach der
Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 in Bedrohung geraten war; vor ihr
lagen dreissig Jahre Exil, in denen ein lyrisches Werk entstand, das 1966 mit
dem Nobelpreis für Literatur geehrt wurde.
Zum ersten Mal würdigt eine grosse Wanderausstellung Nelly Sachs‘ Leben und Werk. Anhand einer Fülle von bisher unbekannten Fotos, Texten und Zeugnissen werden die wachsende Radikalität und der kulturgeschichtliche Kontext ihrer Dichtung herausgearbeitet.
Wer war der unbekannte Geliebte der Berliner Jahre, der später als «der tote Bräutigam» Eingang in ihr Werk fand? Was geschah in der vier Quadratmeter grossen «Kajüte», in der die Dichterin den Urpunkt ihres poetischen Universums sah? Was passierte während des Stockholm-Besuchs ihres Freundes Paul Celan, als er sie im Herbst 1960 nach dem Ausbruch der psychischen Krankheit, von der die letzten Jahre ihres Lebens geprägt sein sollten, unterstützen wollte?
Eine für Zürich neu konzipierte Station erinnert an die wenigen, aber
intensiven Beziehungen der Dichterin zu Zürich. Hier begegnete sie Ende Mai
1960 Paul Celan. Aus diesem Zusammentreffen entstand Celans Gedicht «Zürich,
Zum Storchen».
Wichtig für Nelly Sachs war sodann die Freundschaft mit Werner Weber, dem
Literaturkritiker der Neuen Zürcher Zeitung, die in einem kleinen, aber
bedeutenden Briefwechsel ihren Niederschlag gefunden hat.
«Flucht und Verwandlung» zeigt, wie sich das Werk der Nelly Sachs entfalten
konnte: im Gedenken an eine bekannte, aber verloren gegangene Welt, im Kontakt
mit einer neuen, aber fremden Kultur - kurz, in Krise und Umbruch. Mit Hilfe
vieler bisher unbekannter Dokumente können zum ersten Mal die Koordinaten ihres
«unsichtbaren Universums» bestimmt werden.
Sowohl das reichhaltige Material als auch Einblick in wichtige Freundschaften
mit Paul Celan und Hans Magnus Enzensberger, Margaretha Holmqvist und Rosi Wosk
zeichnen das Porträt einer der wichtigsten Dichterinnen des zwanzigsten
Jahrhunderts.
ms
Kontakt:
Plakat zur Ausstellung. Gestaltung: gewerk, Berlin