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"ÉLOGE DE LA FOLIE": NEUER AKZENT IM MUSEUM TINGUELY IN BASEL

"ÉLOGE DE LA FOLIE": NEUER AKZENT IM MUSEUM TINGUELY IN BASEL

20.01.2023 Das Museum Tinguely in Basel erwirbt eines der Hauptwerke Jean Tinguelys der 1960er-Jahre: "Éloge de la folie" von 1966. Jean Tinguely schuf das Werk für das gleichnamige Ballettstück von Roland Petit. "Es ist eine grossartige Erweiterung und setzt einen wichtigen neuen Akzent in der Sammlung des Museums. Zuletzt gezeigt wurde es vor über 20 Jahren in Wolfsburg und Basel. Im Rahmen der neuen Sammlungspräsentation 'La roue = c’est tout' wird das Werk ab dem 8. Februar 2023 der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht", schreibt das Museum Tinguely.


Bild: Jean Tinguely, Éloge de la folie, 1966, 540 x 780 x 75 cm, Aluminiumrahmen mit Holzrädern, Draht, Gummibändern, Kugeln, Elektromotoren, alles schwarz bemalt - Bildnachweis: © Museum Tinguely, Basel; Foto: Christian Baur

Für das Ballett "L’Éloge de la folie" entsteht einer der wichtigsten Beiträge Tinguelys zur Bühnenkunst und eines seiner Hauptwerke der 1960er-Jahre. Die wie das ganze Ballettstück als "Éloge de la folie" bezeichnete Maschine Tinguelys ist ein flaches Räderwerk und hat die Funktion eines reliefartigen, scherenschnittartigen Vorhangs im Hintergrund der Bühne.

Ähnlich wie seine frühen "Reliefs méta-mécaniques" mit feinen Drahträdern und farbigen Blechteilen, die mit dem Drehrhythmus der Räder zu tanzen beginnen, drehen sich bei diesem Werk grosse, flache, aus Holzpaneelen ausgeschnittene und schwarzgestrichene Räder vor einem weissen, von hinten beleuchteten Vorhang und treiben ihr Spiel.

Ein Tänzer auf einem veloähnlichen Gestell mit Pedalen bringt das ganze Räderwerk über  Transmissionsriemen in Bewegung und Bälle auf einer das Relief durchquerenden Kugelbahn ins Rollen.

Tinguely greift hier auf alte Themen und Motive zurück, findet aber in der grossformatigen Bühnenpräsentation eine neue Ausdrucksform. Die Lichtführung von hinten evoziert den Eindruck eines Schattenspiels und erzeugt das Gefühl von Schwerelosigkeit.

Der Künstler beschäftigt sich schon früher mit der Schattenwirkung seiner Skulpturen, wie er in einem Brief an Pontus Hultén erklärt: "Ich werde 3-4 Filmprojektoren nutzen, damit die Werke Schatten werfen." In vielen späteren Arbeiten wird das Schattenspiel und seine Inszenierung zu einem wesentlichen Bestandteil seiner künstlerischen Überlegungen. Heute übernimmt ein Elektromotor den Antrieb, der pedalende Tänzer wurde von Tinguely selbst durch die Silhouette eines Menschen ersetzt.

Der Choreograph und Gründer der Pariser Ballets des Champs-Élysées, Roland Petit, nimmt sich Erasmus von Rotterdams "Lob der Torheit" als Inspiration, um ein zeitgenössisches Ballettstück zu konzipieren. Erasmus' literarisches Werk ist eine Lehrrede, ein zeitloser Spiegel der Zeit, der die menschlichen Schwächen und ihr vergebliches Streben ironisch überzeichnet. Das Libretto schreibt der Schriftsteller Jean Cau: "Es ist eine Eloge auf unser Leben und unsere Welt. Eine Eloge in schwarz-weiss und mit tausend Farben, und Kontrasten von Gewalt und Zärtlichkeit. Lärm, Geräusch und Musik. Körper, die sich suchen und befragen..." Die Musik schreibt der Komponist Marius Constant, eine Serie konzertanter Strukturen für 19 MusikerInnen, die sich auf wechselnde Solo-Instrumente konzentriert.

Niki de Saint Phalle, Martial Raysse und Jean Tinguely werden für die Bühnenbilder der neun Ballettszenen angefragt und entwerfen je drei davon. In der Reihenfolge des Programmhefts sind es: 1. Les Empreintes, 2. La Publicité, 3. L’amour, 4. La Femme au pouvoir, 5. Les Pilules, 6. La Guerre, 7. La Machine, 8. L’interrogatoire und 9. Count Down. Tinguely gestaltet die Beiträge für die Szenen 1, 7 und 9.

Im Film, der zur Ballettaufführung entsteht, und der in der neuen Sammlungspräsentation (Eröffnung am 7. Februar 2023) zu sehen sein wird, beginnt das Stück mit Tinguelys "Machine" als erstem Bühnenbild und endet mit seinem "Count Down" als letzter Szene. Die Premiere findet am 7. März 1966 im Pariser Théâtre des Champs-Élysées statt. In der französischen Presse tragen vor allem die neu geschaffenen Bühnenbilder zur positiven Kritik bei.

"Éloge de la folie" wurde vor über 20 Jahren letztmals öffentlich anlässlich der Ausstellung "L’ésprit de Tinguely" im Kunstmuseum Wolfsburg (2000) und anschliessend im Museum Tinguely (2000–2001) gezeigt. Das Werk wurde damals während der Laufzeit in Basel an eine bedeutende Privatsammlung verkauft und wurde nun direkt aus deren Nachlass vom Museum Tinguely erworben.

mtb

Kontakt:

https://www.tinguely.ch/de.htm

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