Ein Abbild des Bilderbedarfs der 1930er- bis 1960er-Jahre
25.08.2013 Fotoarchiv der Zeitschrift "Heim und Leben" im Museum im Bellpark Kriens, Ausstellung bis am 3. November 2013
Bild: zVg
Das Fotoarchiv der illustrierten Publikumszeitschrift «Heim und Leben» umfasst Bilder, die über einen Zeitraum von vier Jahrzehnten entstanden sind. Von den 1930er- bis in die 1960er-Jahre bilden die überlieferten Fotos in gewisser Weise ein Abbild vom Bilderbedarf dieser Zeit und der Nachfrage nach dem gedruckten Bild innerhalb des prosperierenden Pressewesens.
Der Bestand von geschätzten 3'000 Fotoabzügen lässt sich grob in zwei Teilbestände gliedern: in Bilder von Menschen einerseits und andererseits - abgelegt nach Kantonen - in Reportagen von Ortschaften dieses Landes.
Die Fotografien wurden hauptsächlich in der Wochenzeitschrift «Heim und Leben» publiziert, fanden aber auch Verwendung im «Illustrierten Familienfreund» sowie in «L'Abeille» - allesamt Publikumszeitschriften des Luzerner C.J. Bucher Verlags, der eine überregionale Leserschaft bediente.
Viele der wichtigen Schweizer Fotografen der Kriegs- und Nachkriegszeit sind in diesem Pressearchiv vertreten: Theo Frey, Clemens Schildknecht, Yvan Dalain, Monique Jacot, Leonard von Matt, Jean Mohr, Paul Senn, Rob Gnant, Arnold Odermatt, um lediglich einige zu nennen, die für den Verlag gearbeitet haben.
Aus heutiger Sicht liegt der besondere Reiz darin, dass dieses Archiv neben den bedeutenden Figuren der nationalen Fotogeschichte auch weniger bekannte Positionen beinhaltet, die noch zu entdecken sind.
Nicht die Tagesaktualitäten standen im Zentrum der Berichterstattung, sondern Geschichten aus den Regionen, Geschichten aus dem Leben auch. So wurde der Leserschaft jenseits der Sensationen das Land in seinen unterschiedlichen Facetten näher gebracht.
Dieses fotografische Langzeitporträt der Schweiz bestätigt zwar immer wieder das bekannte Bildrepertoire, das auf Widererkennbarkeit beruht; es erzählt darüber hinaus aber auch von der Veränderung dieses Landes, vom aufkommenden Fortschritt, von neuen Rollenbildern und der gesellschaftlichen Erneuerung insgesamt.
Diese Aspekte haben bei der Bildauswahl für die Ausstellung eine wichtige Rolle gespielt. Es geht in der vorgenommenen Lektüre des Gesamtbestandes darum, die relevanten Themen aus heutiger Sicht herauszuarbeiten.
Dabei stehen Fragen nach den Geschlechterrollen, dem Verhältnis der Generationen, dem veränderten Konsumverhalten sowie der Problematik von Stadt und Land und den damit verbundenen baulichen Veränderungen im Vordergrund.
Die Auswahl ist aber gleichzeitig auch bestimmt - und das soll hier nicht verheimlicht werden - durch das spezielle Interesse am fotografischen Bild. Sie berücksichtigt die unterschiedlichen Bildsprachen, deren Etablierung die Geschichte des Mediums in jenen Jahren prägte.
Hilar Stadler, Leiter Museum im Bellpark
Kontakt:
http://www.bellpark.ch/html/heimundleben.html#