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"DÜRRENMATT, HESSE, RILKE UND DER WEIN"

"DÜRRENMATT, HESSE, RILKE UND DER WEIN"

08.02.2024 Ausstellung im Centre Dürrenmatt Neuchâtel (CDN), bis am 19. Mai 2024


Bild oben: Friedrich Dürrenmatt, Porträt Daniel Keel, 1981, Gouache auf Karton, 131 × 101 cm, Jakob & Philipp Keel Collection © CDN / Schweizerische Eidgenossenschaft

Reben und Wein: Künstlerische Inspirationsquelle, poetische Metapher oder Mittel zur Selbstbefreiung? In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts liessen sich drei grosse Künstler und deutschsprachige Schriftsteller in einer Schweizer Weinregion nieder: Friedrich Dürrenmatt in Neuenburg, Hermann Hesse im Tessin und Rainer Maria Rilke im Wallis. Reben und Wein prägen die Landschaft ihrer Wahlheimat und spielten in ihrem Leben und Schaffen eine entscheidende Rolle.

Die an Zitaten, Fotografien, Zeichnungen und persönlichen Gegenständen reiche Ausstellung zeigt neue Facetten im Werk dieser drei Künstler. Die Fotografin Laurence Bonvin ergänzt diese künstlerische Reise durch die Welt des Weins mit einer eigens für die Ausstellung entstandenen Bilderreihe.

Eine Ausstellung initiiert vom Centre Dürrenmatt Neuchâtel, realisiert in Zusammenarbeit mit dem Museo Hermann Hesse in Montagnola, der Fondation Rilke in Sierre und dem Weinmuseum in Sierre und Salgesch.

Bild: Friedrich Dürrenmatt, Porträt eines Psychiaters (Dr. Otto Riggenbach), 1962, Gouache auf Karton, 73 × 54 cm, Sammlung Centre Dürrenmatt Neuchâtel © CDN / Schweizerische Eidgenossenschaft

Bild: Friedrich Dürrenmatt, Porträt eines Psychiaters (Dr. Otto Riggenbach), 1962, Gouache auf Karton, 73 × 54 cm, Sammlung Centre Dürrenmatt Neuchâtel © CDN / Schweizerische Eidgenossenschaft (Bild zur Vergrösserung anklicken)

Die Ausstellung im Einzelnen

Wo und wie kommt der Wein im Werk von Dürrenmatt, Hesse und Rilke vor? Inwiefern sind diese drei grossen Künstler, die inmitten von Schweizer Weinbergen geschrieben haben, durch die charakteristische Landschaft geprägt worden? Friedrich Dürrenmatt in Neuchâtel, Hermann Hesse im Tessin und Rainer Maria Rilke im Wallis haben jeweils auf ihre eigene Weise davon berichtet. Anhand von zahlreichen Zitaten, Fotografien, Zeichnungen und persönlichen Gegenständen geht die Ausstellung der Vielfalt ihrer Auffassungen und Empfindungen nach.

Bei dieser zweisprachigen, vom Centre Dürrenmatt Neuchâtel initiierten Wanderausstellung spannen das CDN, das Museo Hermann Hesse in Montagnola und die Fondation Rilke in Sierre zusammen. Alle drei Institutionen widmen sich je einem deutschsprachigen Autor mit Weltruf. Die Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt, Hermann Hesse – beide auch Maler – und Rainer Maria Rilke haben zudem alle drei in Weinregionen der lateinischen Schweiz gewohnt, was sie auch in ihren Werken thematisiert haben.

Die Ausstellung wurde 2021 zuerst im Museo Hermann Hesse im Tessin gezeigt und kam dann ins Wallis. Hier hat die Fondation Rilke mit dem Weinmuseum in Sierre zusammengearbeitet und die Ausstellung gestalterisch angereichert. Zudem erhielt die Fotografin Laurence Bonvin eine Carte blanche und realisierte eigens eine Bilderreihe. Das CDN, das auf Nachhaltigkeit setzt, übernimmt die gestalterischen Elemente aus Sierre sowie die Fotografien von Laurence Bonvin, die die Ausstellung mit einem zeitgenössischen Blick vervollständigen. Die Künstlerin zeigt eine Reihe unveröffentlichter Werke, die mit den Texten der drei Schriftsteller im Dialog stehen.

Friedrich Dürrenmatt: "Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken!"

Als grosser Liebhaber von Bordeaux und Burgunder hat Friedrich Dürrenmatt in mehreren Romanen und Theaterstücken önologische Referenzen eingebaut. In seinen Gemälden ist der Wein ein Symbol für Geselligkeit. Oft findet sich ein Weinglas auf den Porträts, die er von engen Bekannten anfertigte. Seine Werke sind voll von gargantuesken Szenen, in denen der Wein im Rausch die Wahrheit ans Licht bringt, wie in "Die Panne" oder "Der Richter und sein Henker".

1952 zieht Friedrich Dürrenmatt mit seiner Familie vom Bielersee nach Neuchâtel in ein Haus mit Garten oberhalb der Stadt mit weitem Blick auf den See und die Alpen. Dieser Ort mit Blick in die Deutschschweiz ist mit Bedacht gewählt  und ermöglichte es ihm, ungestört arbeiten zu können. Dort bleibt er bis zu seinem Tod 1990. Der Wein aus der Region entspricht aber nicht seinem Geschmack, was er auch in einer Reihe spöttischer Karikaturen zeigt.

In den 1960er-Jahren kauft Dürrenmatt wiederholt den gesamten Weinkeller eines Weinguts aus dem Bordeaux auf, sodass Lastwagen voller Weinflaschen nach Neuchâtel gefahren wurden. Es wird gesagt, dass Dürrenmatt jedem Gast eine Flasche Wein seines Geburtsjahres servieren konnte.

Aufgrund dieser Aspekte kam Dürrenmatt das Image eines Lebemanns zu, in Wirklichkeit jedoch war sein Verhältnis zum Essen und Trinken komplex und ambivalent. Im Alter von 25 Jahren wurde bei ihm Diabetes diagnostiziert; die Krankheit begleitete ihn wie ein memento mori durch den Alltag. Im "ständigen Kampf" gegen die Krankheit sah er sich gezwungen, seine Ernährung streng zu kontrollieren.

Hermann Hesse: "Aufstand und Orgie – Auswurf und Schweinigel"

Mit 15 Jahren beginnt Hermann Hesse Wein zu trinken und schon bald folgen seine ersten Trinkgelage. Dieser Zeitvertreib steht im krassen Widerspruch zur rigiden Welt seines Elternhauses und führt zu vehementen Selbstvorwürfen. Als Buchhändlerlehrling frequentiert Hesse erneut ausgiebig die Wirtshäuser der Stadt. Lange Zeit erfüllt der Wein zweierlei Funktione: Er bietet einen kurzen gesteigerten Lebensgenuss und dient zugleich als Krücke, um das Leben zu ertragen.

1919 beginnt für Hesse ein neuer Lebensabschnitt: Er trennt sich von seiner Familie und lässt sich im Tessin nieder. Der erste Sommer ist literarisch äusserst produktiv. Hesse schreibt die Erzählung "Klingsors letzter Sommer", in der sich die Eindrücke seiner intensiven ersten Monate im Tessin spiegeln. Dazu gehören die Besuche in lokalen Grotti und der ausgiebige Weingenuss, der die Angst vor dem Tod überdeckt und zu gesteigerter Euphorie führt.

1931 beziehen Hermann Hesse und seine Frau Ninon in Montagnola die Casa Rossa, eine Zeit des Umschwungs. Mit der Arbeit in Garten und Weinberg erfüllt er sich den Wunsch, im Einklang mit der Natur am Ablauf der Jahreszeiten teilzuhaben. Hermann Hesse schätzt in den langen Jahren seiner Zeit in Montagnola gerade die traditionelle Weinkultur der Region, die er in ihrer scheinbaren Unveränderlichkeit mythisch überhöht und mit dem Leben in der römischen Antike vergleicht.

Rainer Maria Rilke: "Weil ich will, dass nur meine Säfte reden und rauschen sollen"

Mit 24 Jahren entscheidet sich Rilke, ganz auf das Trinken von Alkohol zu verzichten, um sich nicht von dessen Wirkung in seinem Leben und Dichten beeinflussen zu lassen. In späteren Jahren lockert er diese Regel und gönnt sich gelegentlich ein Glas Wein. Dennoch liegt die Bedeutung des Weins für Rilke nicht im persönlichen Trinkgenuss, sondern in dessen metaphorisch-poetischen Möglichkeiten.

1920 lernt Rilke das Wallis auf einer ersten Reise zur Zeit der Weinlese kennen. Er ist von der Landschaft des Rhonetals um Sion und Sierre bezaubert, erinnert sie ihn doch an die geliebten Regionen in Spanien und der Provence. Im Juli 1921 kehrt Rilke ins Wallis zurück und sucht eine dauerhafte Bleibe. Er findet einen alten Wohnturm in Muzot oberhalb von Sierre, zu dem ein Gartengrundstück und ein Weinberg gehören. Bis zu seinem Tod Ende 1926 bleibt Muzot trotz wiederholter längerer Abwesenheiten Rilkes fester Wohnsitz.

Rilke überwacht die Pflege des Weinbergs. Es freut ihn besonders, wenn nach der Lese ein Fässchen Wein aus den eigenen Trauben im Keller eingelagert werden kann. Während der warmen Monate empfängt er zahlreiche Besucherinnen und Besucher, die er mit selbst angebautem Wein bewirtet.

Die Weinlese im Herbst ist für Rilke die vollkommenste Jahreszeit des Wallis, in der es sich in seiner schönsten und charakteristischsten Ausprägung zeigt. Die Arbeit im Weinberg steht für ihn für Geselligkeit und Freundschaft, geprägt von archaischen Traditionen, die er als Aussenstehender beobachtet.

Laurence Bonvin: "Assemblages"

Jahrzehntelang reiste die Künstlerin und Fotografin Laurence Bonvin durch die Welt und hinterfragte die Landschaften und die nährende Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt. Heute führt sie ihr Weg zurück ins Wallis, wo sie geboren und aufgewachsen ist.

In ihrer eigens für die Ausstellung geschaffenen Bilderreihe "Assemblages" bietet die Fotografin einen eher sinnlichen denn dokumentarischen Einblick in die Welt des Rebbergs und der Kellerei. Hinter der scheinbaren Einfachheit der Bilder verbirgt sich der Wunsch, einen organischeren und evokativeren Ansatz zu wählen, um ihre eigene Wahrnehmung der Realität zu erweitern.

Mitmachende Institutionen

Centre Dürrenmatt Neuchâtel

Das Centre Dürrenmatt Neuchâtel (CDN) ist dem Werk des Schriftstellers und Malers Friedrich Dürrenmatt gewidmet und zeigt seine Bilder im Dialog mit seinem literarischen Werk. Das Museum organisiert ausserdem Sonderausstellungen, Veranstaltungen, Führungen und Ateliers für Schulen, gibt Publikationen und einen Podcast heraus und bietet virtuelle Rundgänge an.

Das von Mario Botta konzipierte CDN, in das Dürrenmatts ehemaliges Wohnhaus in der unberührten Natur des Vallon de l’Ermitage integriert ist, macht mehrere Lebensräume des Schriftstellers und Malers zugänglich.

Museo Hermann Hesse, Montagnola

Das Museo Hermann Hesse in Montagnola auf der Collina d’Oro, wo der Nobelpreisträger für Literatur von 1919 bis 1962 lebte, zeigt in einer Dauerausstellung das Leben, das der Dichter im Tessin führte, und thematisiert Werke, die in Montagnola entstanden sind, beispielsweise "Siddhartha" und "Das Glasperlenspiel". Zahlreiche Aquarelle Hesses zeugen zudem von seiner Liebe zur Tessiner Landschaft.

Das Museum präsentiert ebenfalls ein reichhaltiges Programm: Wechselausstellungen, Vorträge, Konzerte, Filme und Lesungen lassen diesen Ort zu einem lebendigen Begegnungszentrum für ein internationales Publikum werden.

Fondation Rilke, Sierre

Die Fondation Rilke in Sierre führt ein Museum mit einer zweisprachigen Dauerausstellung, die den Walliser Jahren Rainer Maria Rilkes gewidmet ist. Die Zeit dieses Aufenthalts, von 1921 bis zu seinem Tod 1926, war für den Dichter entscheidend, denn im Château de Muzot oberhalb von Sierre sind seine Meisterwerke entstanden, die "Duineser Elegien" und die "Sonette an Orpheus". Inspiriert von der Landschaft hat Rilke dort auch zahlreiche Gedichte auf Französisch geschrieben, beispielsweise den Gedichtzyklus "Les Quatrains Valaisans".

Die Fondation Rilke zeigt auch temporäre Ausstellungen, wie diejenige im Museum auf der Burg in Raron, wo der Dichter begraben liegt. Sie organisiert das ganze Jahr hindurch kulturelle Veranstaltungen, und ihre Bibliothek sowie die digitalisierten Datenbanken können von Forschenden, Studierenden und interessierten Lesenden eingesehen werden.

Weinmuseum, Sierre und Salgesch

Das im Herzen des Wallis gelegene Weinmuseum besteht aus zwei Gebäuden: das eine befindet sich in der Ringmauer des Château de Villa in Sierre und das andere im Winzerdorf Salgesch.

Das Weinmuseum Sierre zeigt thematische Wechselausstellungen, während im Weinmuseum Salgesch die Dauerausstellung einen umfassenden und lebendigen Überblick über die Weinbautradition im Wallis bietet.

Der sechs Kilometer lange Rebweg verbindet die beiden Orte und ermöglicht es, die Schönheit der Rebberge zu erleben.

cp

Kontakt / Contact:

www.cdn.ch 

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Bild: Friedrich Dürrenmatt, Porträt Helmut Qualtinger, 1981, Gouache auf Papier, 102 × 72 cm, Sammlung Centre Dürrenmatt Neuchâtel © CDN / Schweizerische Eidgenossenschaft

Bild: Friedrich Dürrenmatt, Porträt Helmut Qualtinger, 1981, Gouache auf Papier, 102 × 72 cm, Sammlung Centre Dürrenmatt Neuchâtel © CDN / Schweizerische Eidgenossenschaft

 

 

 

 

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