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"ANU PÕDER: SPACE FOR MY BODY"

"ANU PÕDER: SPACE FOR MY BODY"

31.12.2023 Ausstellung Muzeum Susch (Zernez, GR), vom 3. Januar bis am 30. Juni 2024 - Vernissage am 3. Januar 2024, 16 Uhr


Bild: Muzeum Susch - Foto: © Muzeum Susch, 2019 - Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de - Datei: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Muzeum_such_winter.jpg?uselang=de 

© Anu Põder, Lickers (Limpsijad), 2007, Metal net, foil and textile, 150 × 40 × 50 cm; 40 × 50 × 60 cm - Anu Põder Estate - Foto: Image courtesy Muzeum Susch Art Stations Foundation, photo by Federico Sette

Bild: © Anu Põder, Lickers (Limpsijad), 2007, Metal net, foil and textile, 150 × 40 × 50 cm; 40 × 50 × 60 cm - Anu Põder Estate - Foto: Image courtesy Muzeum Susch / Art Stations Foundation, photo by Federico Sette

© Anu Põder, Space for My Body (Ruum minu keha jaoks), 1995, Textile, wire and wooden hanger, 50 x 47 x 14 cm - Courtesy of Gianni Manhattan, Estate of Anu Põder, Tartu Art Museum - Photo: Hedi Jaansoo

Bild: © Anu Põder, Space for My Body (Ruum minu keha jaoks), 1995, Textile, wire and wooden hanger, 50 x 47 x 14 cm - Courtesy of Gianni Manhattan, Estate of Anu Põder, Tartu Art Museum - Photo: Hedi Jaansoo

"Anu Põder: Space for My Body" ist die erste grosse Retrospektive der estnischen Künstlerin Anu Põder ausserhalb ihres Heimatlandes. 

Basierend auf dem Titel einer Skulptur der Künstlerin bietet die Ausstellung für die internationale Kunstwelt eine Gelegenheit, Werke im Original zu sehen, die Estland bisher nur selten verlassen haben. Als Institution, die sich für die Sichtbarmachung und Förderung von Künstlerinnen einsetzt, deren Schaffen oft übersehen wurde, möchte das Muzeum Susch ihr viel zu wenig bekanntes Werk auch WissenschaftlerInnen, StudentInnen und KunstliebhaberInnen vermitteln. Gezeigt werden mehr als vierzig Werke aus den Jahren 1978 bis 2012, vorwiegend aus den Sammlungen des Estnischen Kunstmuseum in Tallinn, dem Kunstmuseum Tartu und dem Nachlass der Künstlerin.

Anu Põder (1947–2013) zählt in Estland zu den bedeutungsvollsten künstlerischen Stimmen der letzten fünf Jahrzehnte. Ihr Werk gewann seit den 1970er-Jahren aufgrund seiner auffallend persönlichen und aussergewöhnlichen Konzeption und Gestaltungsweise zunehmend an Aufmerksamkeit. Es liess sich allerdings nur schwer in die frühere Kunstlandschaft Estlands eingliedern und wurde aus diesem Grund viele Jahre kaum bis wenig beachtet.

Põder setzte sich hauptsächlich mit dem menschlichen Körper auseinander und legte in einer Reihe sehr eindrucksvoller Skulpturen den Fokus auf die Unbeständigkeit und Vergänglichkeit des Lebens. Während ihrer gesamten Karriere griff sie auf unkonventionelle Materialien wie Textilien, Wachs, Gips, Seife, Plastik und Holz zurück und schuf mitunter auffallend delikate Assemblagen.

Im Gegensatz zu ihren KünstlerkollegInnen, die mit traditionellen Materialien wie Bronze und Granit arbeiteten, um den Idealen der sowjetischen Gesellschaft zu entsprechen, entwickelte Põder aus alltäglichen, einfachen Substanzen ihr eigenes, intimes, sehr verletzliches visuelles Vokabular. Sie war nie daran interessiert, politische Führer in Bronze oder aristokratische Familien- und Sowjetideale zu verewigen; vielmehr richtete sie ihren Blick nach innen, um den Körper von innen heraus zu veranschaulichen.

Põders Werk reflektierte quasi am Scheitelpunkt zweier einschneidender Epochen – der 1944 beginnenden sowjetischen Besatzung Estlands und der 1991 erlangten Unabhängigkeit – die Identitätsunsicherheit des estnischen Volkes. Als eine der sehr wenigen weiblichen Kunstschaffenden konzentrierte sie sich in einem dezidiert männlichen Umfeld neben internationalen Künstlerinnen wie Ana Mendieta, Louise Bourgeois, Magdalena Abakanowicz und Alina Szapocznikow auf die weibliche Subjektivität.

Bild: © Anu Põder, Composition with a Torso and a Child’s Hands (Kompositsioontorsojalapsekätega), 1986, Plastic, textile and wood panels, 112 × 68 × 34 cm - Art Museum of Estonia - Photo: Stanislav Stepaško 

Bild: © Anu Põder, Composition with a Torso and a Child’s Hands (Kompositsioontorsojalapsekätega), 1986, Plastic, textile and wood panels, 112 × 68 × 34 cm - Art Museum of Estonia - Photo: Stanislav Stepaško 

In lockerer chronologischer Reihenfolge richtet die Ausstellung den Fokus auf drei Hauptaspekte des Werks der Künstlerin

Die Retrospektive beginnt mit einer Auslage von Puppen, Mannequins und Figuren als Hauptprotagonisten in Põders Vorstellungswelt. Eine grössere Werkgruppe, die von den späten 1970er- bis zu den frühen 1990er-Jahren reicht, rückt den menschlichen Körper in den Mittelpunkt ihrer künstlerischen Auseinandersetzung. In Ablehnung traditioneller Formen der Figuration, komponiert Põder kraftvolle Assemblagen verfallender oder gar amputierter Körper, die sie mit höchst ungewöhnlichen Materialien wie Plastik, Sackleinen, Wolle und Epoxidharz realisiert.

Werke wie Before Performance (1981), Very Old Memories (1985) und Composition with Plastic and Synthetic Wool (1986) sind sinnlich, erotisch und gleichzeitig grausam; sie zeigen fragmentierte, amputierte weibliche Torsi, die von amorphen Fortsätzen durchschnitten werden. Der Leib wird in dieser Serie von Skulpturen zu einem Ort des Experiments: Gliedmassen werden verdreht, die Haltungen sind nie gerade, die Körper umarmen und verschränken sich, harte Materialien treffen auf zerfallende Strukturen. Põders Skulpturen bewegen sich an einer fliessenden Schwelle zwischen der Bejahung der eigenen Körperlichkeit und dem Unbehagen.

Der zweite Teil der Ausstellung konzentriert sich auf die Rolle von ungewöhnlichen Materialien und Kleidungsstücken als Stellvertreter für den Körper. In den 1990er-Jahren realisierte Põder höchst suggestive und poetische Werke, die aus aufgeschnittenen, sezierten und zweckentfremdeten Mänteln und Kleidungsstücken bestehen. In Arbeiten wie Space for My Body (1995), Pattern as Sign. Furcoat (1996) und Cut Handbags (1997) ist das Abbild des eigentlichen Leibes nicht mehr präsent, sondern wird durch seine geisterhafte Gegenwart in diesen Gewändern ersetzt. Der daraus resultierende negative Raum deutet die Figur nur noch an, ohne sie tatsächlich abzubilden. Der Aspekt der Gewalt, der sich bereits in der Puppenserie manifestierte, wird im Akt des Aufschneidens dieser Gewänder wiederholt und lässt hängende Hüllen entstehen, die jenseitige Präsenzen suggerieren.

Die letzte Sektion der Ausstellung zeigt Põders Spätwerk und konzentriert sich auf ihre Beziehung zu Sinneswahrnehmung, Nahrung und Begehren. Werke in diesem Bereich, wie Lickers und Screen (beide 2007), verwenden oder evozieren Lebensmittel als Material und bejahen die flüchtige Existenz dieser Elemente, deren Veränderung, Verfall oder Auflösung, während sie den Ausstellungsraum mit Düften und Aromen füllen.

Die Ausstellung "Anu Põder: Space for My Body" beleuchtet in den spektakulären Räumlichkeiten des Muzeum Susch inmitten einer atemberaubenden Alpenlandschaft das Werk einer Künstlerin, die ausserhalb Estlands noch viel zu wenig Bekanntheit erlangen konnte.

Kuratiert wird die Ausstellung von Cecilia Alemani. Alemani ist derzeit die Donald R. Mullen Jr. Direktorin und Chefkuratorin von High Line Art, dem Programm für öffentliche Kunst auf der High Line in New York. Im Jahr 2022 integrierte Alemani Werke Anu Põders in The Milk of Dreams der 59. internationalen Kunstbiennale von Venedig.

Quelle / Kontakt:

https://www.muzeumsusch.ch/de/1795/Anu-Poder-Space-for-My-Body

https://www.ch-cultura.ch/de/archiv/museum-ausstellung-galerie/hannah-villiger-amaze-me

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Bild: © Anu Põder, Installation view, 2023 - Image courtesy Muzeum Susch Art Stations Foundation, photo by Federico Sette

Bild: © Anu Põder, Installation view, 2023 - Image courtesy Muzeum Susch / Art Stations Foundation, photo by Federico Sette

Ausstellungsansicht "Anu Põder: Space for My Body", 2023, Courtesy: © Muzeum Susch / Art Stations Foundation; Foto: Federico Sette

Bild: Ausstellungsansicht "Anu Põder: Space for My Body", 2023, Courtesy: © Muzeum Susch / Art Stations Foundation, photo by Federico Sette

 

 

 

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