Allyson Vieira: "The Plural Present"
12.10.2013 Ausstellung in der Kunsthalle Basel, bis am 10. November 2013
Bild: Allyson Vieira, The Plural Present, Poster, Kunsthalle 2013, Design: Ronnie Fueglister, Martin Stöcklin
"It's dirty and real"(1), so beschreibt Allyson Vieira ihre Begeisterung über ihre Reisen zu antiken Stätten in Griechenland. Denn anders als bei den Präsentationen von antiker Kunst und Artefakten in amerikanischen oder westeuropäischen Museen ist hier der Blick auf die Rückseiten der Statuen, Reliefs und Architekturelemente in situ möglich.
Es ist gerade dieser Blick auf
die Haken, Klammern und Stützen, auf die alten und neuen Reparaturen, der die
junge amerikanische Künstlerin interessiert. Denn für sie zeigt sich an diesen
Bruchstellen und Innenansichten, wie Material zu Form wird und in den Objekten
selbst Gegenwart und Vergangenheit gleichzeitig existieren.
Allyson Vieira greift in ihren Arbeiten Themen und Darstellungsweisen auf, die
in der Antike entwickelt und immer wieder hinterfragt wurden. Diese verbindet
sie mit dem Repertoire skulpturaler Formen und Methoden des Minimalismus und
der Land Art, die das Verhältnis von Material, Form und Prozess unter neue
Vorzeichen stellen.
In der Ausstellung "The Plural Present" in der Kunsthalle Basel zeigt Vieira Skulpturen aus einfachen Konstruktionsmaterialien wie Ziegel, Beton, Metall und Gips.
Zwei kollabierende Wände aus Aluminiumschienen - The Long Walls - bestimmen die Choreographie und Wahrnehmung des Raumes. Sie geben die Bewegungsrichtung entlang den Längswänden vor, gleichzeitig bestimmen sie den Blick in den Raum durch ihr regelmässiges Raster.
Zwischen den Wänden treffen wir auf die zentrale Figurengruppe Beauty, Mirth and Abundance ("Schönheit, Freude, und Überfluss"). Die drei aus Ziegeln herausgearbeiteten weiblichen Figuren im Kontrapost lehnen sich an die häufig kopierte Skulpturengruppe der Drei Grazien an, die sich im Metropolitan Museum in New York befindet.
An die Wände des Ausstellungsraumes gelehnt stehen Werke aus der vor etwa einem Jahr begonnenen, fortlaufenden Serie der Clads ("Kaschierte Skulpturen"). Sie lassen an antike Stelen und Wandreliefs, geologische Sedimente oder an minimalistische Skulpturen wie John McCrackens monolithische Platten denken.
Es ist der Eindruck physischer Arbeit, der das Erscheinungsbild dieser Werke bestimmt. Sie verharren in dem Moment des Übergangs zwischen Material und Form, in dem die Spuren der Herstellung deutlich sichtbar sind. Die Objekte sind dadurch als "fossilierte Aktionen"(2) lesbar, als material- und formgewordene Handlungen, die die körperliche Betätigung erkennen lassen.
khb
Kontakt:
http://www.kunsthallebasel.ch/ausstellungen/aktuell/133
(1) Allyson Vieira in conversation with
Dawn Chan, Artforum, 02.08.2013.
(2) vgl. George Kubler: The Shape of Time. Remarks on the History of Things,
Yale 1962.