"Aby Warburg – Mnemosyne Bildertafeln Atlas"
02.11.2013 Ausstellung im Kulturraum am Klosterplatz in St.Gallen, bis am 17. November 2013
Bild: zVg
Aby Warburg (1866 - 1929) gilt als Begründer der Kulturwissenschaften und ist heute aktueller denn je. Die Ausstellung im Kulturraum zeigt eine Rekonstruktion seines unvollendet gebliebenen Hauptwerks, den Mnemosyne-Bilderatlas, der aus 63 Tafeln mit knapp 1'000 Bildern besteht. Die Hälfte davon wird in St.Gallen rekonstruiert und exemplarisch in Verbindung gesehen mit Kostbarkeiten aus Stiftsbibliothek und Kantonsbibliothek Vadiana.
Denn für Warburg, der als Patient in der psychiatrischen Klinik Bellevue in Kreuzlingen weilte, bedeutete der Weg von Kreuzlingen nach St.Gallen (auch wenn er ihn physisch nie unternahm) den Weg aus dem Verlust der Orientierung in den Raum der Erinnerung aus Bildern.
Ein wesentlicher Schritt dazu war sein legendärer Vortrag über das Schlangenritual. Stellvertretend dazu findet auch das Skelett einer Anakonda mit dazugehörender gegerbter Haut den Weg in den Kulturraum.
In den letzten Jahren seines Lebens hatte der innovative Kultur- und Kunstwissenschaftler Aby Warburg das Projekt der Mnemosyne im Rahmen der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg (KBW) in Hamburg entworfen: es ist eine einzigartige Bildersammlung, in komplexer Weise mit seiner Büchersammlung verbunden.
Die Aufstellung der Bücher und die Anordnung der Bilder unterliefen die - wie Warburg sie nannte - "grenzpolizeiliche Befangenheit" zwischen den Fachgebieten. Den Mnemosyne-Atlas entwickelte Warburg von 1926 bis 1929 im Anschluss an seinen im Sanatorium Bellevue in Kreuzlingen gehaltenen Vortrag über das Schlangenritual der Pueblo-Indianer. Der Atlas blieb zwar unvollendet, aber selbst als Skizze ist er ausserordentlich inspirierend. Unzählige Künstlerinnen und Künstler referieren heute auf Warburgs Bilderatlas.
Das durch den St.Galler Künstler Peter Kamm vermittelte Ausstellungsprojekt zum Mnemosyne-Bilderatlas im Kulturraum am Klosterplatz in St.Gallen präsentiert die erste Hälfte der Tafeln und bietet damit eine einmalige Gelegenheit der direkten Lektüre.
Gezeigt und diskutiert wird eine Rekonstruktion im Originalformat. Dazu gesellen sich ausgewählte Exponate aus der unmittelbar benachbarten Stiftsbibliothek und der Kantonsbibliothek Vadiana. Damit können einerseits die Entstehungsbedingungen des Atlas sichtbar gemacht werden, andererseits auch seine Bestimmung, eine Kommunikation zu provozieren, aktiviert werden, in diesem Fall eine Kommunikation zwischen den Bibliotheken, die in unterschiedlichen Räumen und Zeiten stehen.
sg
Kontakt:
http://www.sg.ch/home/kultur/aktuelles/ausstellung_veranstaltungen.html
Mehr:
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