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Klosterarchiv Einsiedeln: 1000 Jahre Geschichte im Internet

Klosterarchiv Einsiedeln: 1000 Jahre Geschichte im Internet

21.04.2009 Das Klosterarchiv Einsiedeln macht seine mittelalterlichen Bestände für Forschung und Öffentlichkeit im Internet zugänglich.


Schon im Mittelalter zählte die Benediktinerabtei Einsiedeln zu den wichtigsten Klöstern der Schweiz. Die äusserst wertvollen Schätze aus dem Archiv waren lange nur schwer zugänglich.
Heute werden über 20'000 Dokumentseiten digital der Öffentlichkeit vorgestellt

-> http://www.klosterarchiv.ch

Diesen Meilenstein ermöglichte der Lotteriefonds des Kantons Zürich, der das Projekt mit 350'000 Franken unterstützte.
Dem Kloster Einsiedeln kommt seit dem Mittelalter insbesondere als Wallfahrtsort und als Grundherr von grossen Gütern in der Innerschweiz, der Region Zürich, Aargau, Thurgau, St. Gallen und bis ins österreichische Vorarlberg grosse Bedeutung zu.
Politisch, gesellschaftlich und kulturell war das Kloster lange regional und überregional führend. Das Archiv als historisches Gedächtnis dokumentiert diese Geschichte. Die Bestände des Klosterarchivs – eines der ältesten Archive der Schweiz – reichen bis ins 10. Jahrhundert zurück. Sie gehören zu den bedeutendsten Kulturgütern der Schweiz.

Älteste Urkunde im Klosterarchiv: Am 27. Oktober 947 verlieh Otto I. dem Kloster das Recht der freien Abtwahl und die Immunität (KAE, A.BI.1).

Acht-älteste deutschsprachige Urkunde der Welt von 1248 (KAE, A.AS.8a).

Zürich, Bern, Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug und Glarus: Die Vertreter der acht Alten Orte garantieren auf der Tagsatzung von 1466 in Zürich dem Kloster freies und sicheres Geleit der Pilger nach Einsiedeln (KAE, A.EI.1).

Bildernachweis: Klosterarchiv Einsiedeln

 

Das Urkundenprojekt
In den letzten zwei Jahren wurden über 2000 Urkunden, knapp 30 Rödel und 50 der wichtigsten Amtsbücher aufgearbeitet, digitalisiert und im Internet zugänglich gemacht. Dies war das Hauptziel des Urkundenprojektes zur Sicherung archivischer Dokumente im Kloster Einsiedeln.
Der Urkundenbestand war aus konservatorischer Sicht gefährdet. Deswegen wurden im Rahmen einer umfassenden Reorganisation des Klosterarchivs als erstes die Verpackung und Lagerung optimiert.
Externe Fachkräfte restaurierten die ältesten und wertvollsten Stücke aus dem 10. und 11. Jahrhundert. Danach wurden sämtliche Urkunden in der Archivdatenbank verzeichnet, um künftige Recherchen zu erleichtern. Erst dann konnte die Digitalisierung der Urkunden aus der Zeit vor 1600 in Angriff genommen werden.

Neben den Urkunden wurden knapp 16'000 digitale Bilder der wichtigsten Rödel, Urbare, Kopial-, Jahrzeit- und Stifterbücher erstellt. Sämtliche Bilder sind nun im Internet recherchierbar.
Die digitalen Daten wurden in dreifacher Version archiviert und sicherheitshalber zusätzlich auf Mikrofilm ausbelichtet. So bleiben die Archivalien der Nachwelt für mindestens weitere 1000 Jahre erhalten.
Viele dieser Urkunden haben einen Bezug zum Kanton Zürich. Im Juli 2006 bewilligte deshalb der Kanton Zürich 350'000 Franken aus dem Lotterie-Fonds für dieses Vorhaben. Damit war der Löwenanteil des Projekts finanziert.

Technischer Fortschritt
Die digitalen Bilder sind übers Internet für jede und jeden, der über einen Internet-Anschluss verfügt, zeit- und ortsunabhängig recherchierbar. Am Bildschirm können verschiedene Seiten eines Werkes nebeneinander gelegt und analysiert werden.
Vergrösserungen ermöglichen das Studium von Details. Die zusätzlich in der Archivdatenbank erhobenen Metadaten geben Auskunft über Entstehungsort, Entstehungszeit, Material, Sprache, Inhalt und weitere Besonderheiten. Dadurch wird der Zugang zu den Archivquellen für die Wissenschaft, aber auch für den interessierten Laien, erleichtert.
Zudem, und das ist insbesondere aus konservatorischer Sicht interessant, werden die wertvollen Archivalien geschont, da das Original nur noch selten für Spezialrecherchen herausgegeben werden muss.

Globale Vernetzung
Mit der Aufschaltung der neuen Bestände steht das Einsiedler Archiv in einer Reihe mit renommierten nationalen und internationalen Digitalisierungsprojekten wie zum Beispiel dem Handschriftenportal e-codices der Universität Freiburg
-> http://www.e-codices.unifr.ch

Die Digitalisierung der Einsiedler Urkunden erfolgte in Zusammenarbeit mit
Monasterium (http://www.monasterium.net). Das mit EU-Fördergeldern finanzierte internationale Archivkonsortium präsentiert mittlerweile bereits über 100'000 Urkunden im Internet.

In der Schweiz digitalisierten auch das Stiftsarchiv St. Gallen sowie das Stadtarchiv der Ortsbürgergemeinde St. Gallen ihre Urkundenbestände mit Monasterium. Ansonsten ist das Verbundprojekt insbesondere in Österreich, Deutschland und Osteuropa tätig.

Reorganisation des Klosterarchivs
Die Aufarbeitung des Urkundenarchivs wurde in Zusammenhang mit der gross angelegten Reorganisation des Klosterarchivs angestrebt. Im Herbst 2004 beschlossen Abt und Konvent, das Klosterarchiv von Grund auf neu zu organisieren. Die Bestände waren teils akut gefährdet, teils schlecht geordnet und erschlossen. Eine Bearbeitung in Einsiedeln erwies sich aufgrund der Raumsituation als nicht möglich. Deshalb wurde ein Grossteil des Archivs (800 Laufmeter) bis 2012 ins Staatsarchiv Schwyz ausgelagert und wird dort zurzeit weiterbearbeitet.

In der gerade abgeschlossenen zweiten Etappe der Reorganisation wurde der historische Bestand des Klosterarchivs geordnet, die Erschliessung aus dem 18. Jahrhundert überprüft, erweitert und aktualisiert. In der jetzt angelaufenen und bis Ende 2012 angesetzten dritten Etappe werden die bisher unerschlossenen, modernen Bestände aus dem 19. und 20. Jahrhundert gesichtet, geordnet und verzeichnet. 2012 sollen dann die bearbeiteten Archivbestände in das von Diener & Diener gestaltete neue Archiv zurückkehren. Die  Gesamtkosten inklusive Neubau für Klosterarchiv und Musikbibliothek belaufen sich auf 12 Millionen Franken.

zvg
 
Kontakt:


Internet: http://www.klosterarchiv.ch

Dr. Andreas Kränzle
Projektleiter Reorganisation des Klosterarchivs
E-Mail: kraenzle@k-r.ch
Mobile: +41 78 891 88 73
 
lic. phil. Christoph Baumgartner
verantwortlicher Bearbeiter des Urkundenprojekts
E-Mail: c.baumgartner@access.uzh.ch
Mobile: +41 79 710 36 57

 

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