WALLISER KULTURPREIS 2017 FÜR FILMEMACHER PIERRE-ANDRÉ THIÉBAUD
20.06.2017 Der Filmemacher Pierre-André Thiébaud (Bild) wird mit dem diesjährigen Kulturpreis des Kantons Wallis ausgezeichnet. Die Förderpreise gehen an junge Frauen: die Schauspielerin Mali Van Valenberg, die Sopranistin Franziska Andrea Heinzen und das Ensemble Courant d'Cirque. Der Spezialpreis wird dem Musiker und Leiter des Kollektivs L'oeil et l'oreille, Richard Jean, verliehen. Die Preisübergabe findet am 3. November 2017 im Unterwallis statt.
Bild: Pierre-André Thiébaud - Foto: © Olivier Lovey
Der Träger des diesjährigen Kulturpreises des Kantons Wallis, Pierre-André Thiébaud, ist 1954 in Granges geboren. Nach einer Ausbildung in Marketing und Wirtschaftswissenschaften machte sich Pierre-André Thiébaud am Institut National des Arts et du Spectacle in Brüssel bei Regisseur André Delvaux mit der Filmkunst vertraut.
Die Filme, die seine Laufbahn gekreuzt haben, erst als Produzent bei Amidon Paterson mit Pierre-Alain Meier und später als delegierter Produzent seines eigenen Unternehmens PCT cinéma - télévision SA (Spezialisierung auf Produktion und Vertrieb unabhängiger Spiel- und Dokumentarfilme) haben internationale Anerkennung erlangt. Pierre-André Thiébaud ist ein Pionier des professionellen audiovisuellen Schaffens im Wallis seit 1985 und hat über 60 Filme für Kino und Fernsehen produziert und koproduziert (Dokumentar- und Spielfilme).
Seine Filmografie ist eng mit dem Wallis verbunden. In erster Linie seine Spielfilme, wie die Koproduktion eines Fernsehfilms über Farinet und eine Adaptation eines Romans von Narcisse Praz (Les amants de la Dent Blanche von Raymond Vouillamoz) sowie ein Spielfilm von Anne Gonthier Deux jours avec mon père, der auf dem Sanetschpass gedreht wurde. Aber auch seine Dokumentarfilme, seine eigenen Filmen, beispielsweise einer über die Alusuisse-Fabrik in Chippis (La vie continue), ein anderer über Corinna Bille (La demoiselle sauvage) sowie sein jüngster, der zurzeit ausgestrahlt wird (Sapinhaut, une bouffée d'air folk).
Förderpreise an talentierte Nachwuchskünstlerinnen
Die Schauspielerin Mali Van Valenberg aus Siders liess sich in Genf an der Musikhochschule (Master der Musik, Instrumente: Perkussion und Klavier) sowie am Konservatorium (professionelles Theater) ausbilden, dann in Paris an der Ecole du Studio d'Asnières sowie am alternierenden Ausbildungszentrum für Schauspieler CFA. Nachdem sie 2013 ihr Diplom erlangt hatte, stand sie für Inszenierungen wie Roulez jeunesse!, Pinocchio oder 2H14 auf der Bühne. 2015 gründete sie in Siders das Ensemble Jusqu'à m'y fondre. Das erste Stück ihres Ensembles Le vieux juif blonde wurde im Herbst 2015 in Lausanne, Siders und Sitten aufgeführt. Im Kino war sie in Ma nouvelle Héloïse, einem Spielfilm von Francis Reusser sowie in verschiedenen Kurzfilmen zu sehen. In Mooncake von François Yang gewann sie am Paris-Shanghai-Festival 2015 den Preis für die beste weibliche Interpretation.
Die 1985 in Brig geborene Sopranistin Franziska Andrea Heinzen liess sich an der Musikhochschule Zürich ausbilden, wo sie ihren Master mit Schwerpunkt Gesangspädagogik erlangte. 2014 schloss sie an der Musikhochschule Düsseldorf ihr Masterstudium ab (Schwerpunkt Lied/Oper) und legte das Solistendiplom mit Auszeichnung ab. 2015 gab sie im Theater von Trier (Deutschland) in der Rolle von Annio (La Clemenza di Tito) ihr Debüt sowie als Creative Director in der weltweiten Uraufführung der Oper Liquid Crystal Display von Daniel Mouthon in Zürich. Franziska Andrea Heinzen hegt eine Leidenschaft für die Oper und kultiviert ausserdem mit dem Pianisten Benjamin Malcolm Mead die Liedkunst sowie das Konzertrepertoire. Das Duo erhielt 2017 den ersten Preis am 2. internationalen Liedduo-Wettbewerb Rhein-Ruhr und wird im März 2018 an der Schubertiade in Barcelona auftreten.
Das Walliser Ensemble Courant d'Cirque wurde 2015 von drei Artistinnen gegründet, die sich im Ausland ausbilden liessen und in der Schweiz wie in Europa im Bereich Zirkus tätig sind: Vanessa Pahud, professionelle Artistin und Zirkusregisseurin, Tania Simili, professionelle Zirkusartistin und Sarah Simili, Zirkusregisseurin und Leiterin des Ensembles. Sie haben ihre grosse Leidenschaft für den Zirkus gemeinsam. Im Januar 2017 zeigten sie mit Plasma ihr erstes eigenes Programm. Als engagierte Artistinnen und Zivilbürgerinnen beschäftigen sie Fragen zu Identität und Gesellschaftsproblematiken ganz besonders. Ihre entschieden zeitgenössischen Programme befassen sich mit aktuellen Themen. Die drei Künstlerinnen möchten sich am kulturellen Leben beteiligen und Brücken zum Publikum schlagen.
Der Spezialpreis 2017 geht an den Musiker Richard Jean
Zum siebten Mal in Folge wird dieses Jahr auch der Spezialpreis vergeben, an eine Person oder eine Gruppierung, die sich für die kulturelle Entwicklung einsetzt. Dieses Jahr wird mit dem Spezialpreis der Musiker Richard Jean ausgezeichnet, seit 37 Jahren die treibende Kraft des Kollektivs L'oeil et l'oreille. Der 1951 geborene Musiker und Video-Filmemacher Richard Jean lebt und arbeitet in Sitten. Durch seine Installationen, Konzerte und Begegnungen mit Ton und Bild, die zwei- bis dreimal pro Jahr, oft an aussergewöhnlichen Orten stattfinden, inszeniert er besondere Atmosphären, um die Kunst der Avantgarde zu zeigen, die Neugierde der Besucher zu steigern und den Betrachter zu überraschen.
Verleihung der Kulturpreise seit 1980
Der Kulturpreis des Kantons Wallis wurde 1980 ins Leben gerufen. Damals beschloss der Staatsrat, jedes Jahr einen Kulturpreis des Kantons Wallis an eine Künstlerin, einen Künstler oder eine Künstlergruppe, die aus dem Wallis stammt oder im Wallis ansässig ist, zu vergeben.
Dieser Preis in der Höhe von 20'000 Franken krönt eine bestätigte, anerkannte Laufbahn. Seit 1982 werden ausserdem drei Förderpreise vergeben, welche die Arbeit junger talentierter Künstler auszeichnen, die an einer entscheidenden Wende ihrer Laufbahn stehen. Die mit je 10'000 Franken dotierten Förderpreise verstehen sich als deutliches Zeichen der Anerkennung, als Anreiz, auf diesem Weg weiterzumachen. Seit 2011 wird ausserdem ein mit 10'000 Franken dotierter Spezialpreis vergeben, an innovative Personen oder Gruppierungen im Bereich Kulturvermittlung und -umsetzung, die mit ihrer Arbeit «hinter den Kulissen» zur kulturellen Entwicklung des Kantons beitragen.
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