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DER KULTURPREIS 2024 DES KANTONS ZÜRICH GEHT AN DIE KÜNSTLERIN PIPILOTTI RIST

DER KULTURPREIS 2024 DES KANTONS ZÜRICH GEHT AN DIE KÜNSTLERIN PIPILOTTI RIST

23.02.2024 Gestützt auf die Vorschläge der kantonalen Kulturförderungskommission hat der Zürcher Regierungsrat die kulturellen Auszeichnungen und Preise des Kantons Zürich für 2024 vergeben. Der Kulturpreis geht an die Videokünstlerin Pipilotti Rist, die beiden Förderpreise an die Band District Five und die Schriftstellerin Ivna Žic. 2024 verleiht der Kanton Zürich zwei Goldene Ehrenmedaillen. Diese gehen an den Schriftsteller und Kabarettisten Franz Hohler sowie den Schauspieler Matthias Grandjean.


Bild: Installation "Tastende Lichter" von Pipilotti Rist, Kunsthaus Zürich, 2020 - Foto: Kunsthaus Zürich MarKom, 2021 (Ausschnitt) - Lizenz:
https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.en - Datei: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Chipperfield_Candrian.jpg

Der mit 50'000 Franken dotierte Kulturpreis des Kantons Zürich geht 2024 an Pipilotti Rist. "Damit zeichnet der Regierungsrat eine vielseitige, eigenständige und vernetzende Künstlerin aus", wie er in seiner Medienmitteilung schreibt.

Pipilotti Rist (*1962) studierte Gebrauchs-, Illustrations- und Fotografik, bevor sie von 1986 bis 1988 an der Schule für Gestaltung in Basel die Videofachklasse bei René Pulfer besuchte.
Pipilotti Rist war Mitbegründerin der Musikband und Performance-Gruppe Les Reines Prochaines und bis 1994 mit auf der Bühne. Bereits während ihrer Basler Studienzeit veröffentlichte sie Videos, die für Aufsehen sorgten. Rasch gelang ihr der Sprung in die weite Welt, auch wenn ihr Lebensmittelpunkt immer Zürich blieb.

1994 fand im Kunstmuseum St.Gallen ihre erste grosse Ausstellung statt, weitere folgten weltweit, ebenso Einladungen an die Biennalen von Venedig und São Paulo. 1997 wurde sie zur künstlerischen Leiterin der Schweizer Landesausstellung Expo.01 (realisiert als Expo.02) ernannt, 2002 lehrte sie auf Einladung des Künstlers Paul McCarthy an der University of California in Los Angeles. 2009 erschien ihr Spielfilm "Pepperminta".

Rists Werke und Bildsprache zeichnen sich aus durch Freude an optischer, akustischer und haptischer Sinnlichkeit. In ihren Installationen vereint sie Licht, Farbe, Sound, Movie und Action und eröffnet künstlerische Welten für verschiedene Gesellschaftsschichten. Sie arbeitet meist ortsspezifisch, vielfach mit Projektionen auf Architektur und Textilien oder verwandelt ganze Ausstellungsräume in präzise choreografierte Landschaften. Raffiniert untersucht sie damit den vermeintlichen Wirklichkeitsgehalt des Mediums Video und die wenig hinterfragten Seh- und Denkgewohnheiten unserer Gesellschaft. Dabei gelingt es ihr, das Publikum auf spielerische Art und Weise mitzureissen und den Kunstgenuss zu einem persönlichen Erlebnis werden zu lassen.

Pipilotti Rist zählt zu den wichtigsten Schweizer Künstlerinnen und Künstlern der Gegenwart und gilt weltweit als wegweisende Figur der zeitgenössischen Videokunst. Mit satten, bunten Bildwelten und wild wuchernden Installationen hat die geborene Elisabeth Charlotte Rist die Welt der Kunst erobert und zieht seit Jahrzehnten Massen in die Ausstellungshallen. Nur wenigen künstlerischen Positionen der Gegenwart vermag dies zu gelingen. Pipilotti Rist wurde vielfach ausgezeichnet und ihre Arbeiten sind mittlerweile international in den wichtigsten Sammlungen der Gegenwartskunst vertreten.

Mit der Verleihung des Kulturpreises 2024 des Regierungsrates soll diese "herausragende Künstlerin, die die Sprache der Videokunst weltweit revolutioniert hat und zu den bedeutendsten Kunstschaffenden der Gegenwart zählt", ausgezeichnet werden.

Förderpreise für District Five und Ivna Žic

Die beiden Förderpreise von je 30'000 Franken gehen in diesem Jahr an die Band District Five und die Schriftstellerin Ivna Žic.

District Five ist "eine herausragende Band der Zürcher Musikszene und eine musikalische Ausnahmeerscheinung", wie es in der Mitteilung des Regierungsrates heisst. Bereits in ihrem Studium an der Zürcher Hochschule der Künste haben sich die vier Musiker mit ganz unterschiedlichen Hintergründen kennengelernt: Schlagzeuger Paul Amereller (*1991) orientierte sich früh am Rock, Saxofonist
 Tapiwa Svosve (*1995) am Avantgardejazz und an der neuen E-Musik, Gitarrist Vojko
Huter (*1992) produzierte Hip-Hop, der Kontrabassist Xaver Rüegg (*1993) spielte Jazz. Alle vier Musiker haben sich seither in der kantonalen und nationalen Musikwelt einen Namen gemacht und sind je einzeln zu interessanten Künstlerpersönlichkeiten herangereift.

Besonders aber als Kollektiv bilden sie eine höchst originelle Band, die in ihren Kompositionen und Improvisationen festgesetzte Stile verlässt und einen eigenen Musikbegriff ausprägt. Ob Jazz, Postpunk oder Electronica: District Five steht für eine neue Generation von Musikerinnen und Musikern, die Genres sprengt und radikal neue Ausdrucksformen sucht. Über 200 Konzerte haben sie bereits gespielt und vier Alben veröffentlicht. Die vier Musiker haben mittlerweile mit der Perkussionistin Bérénice Awa Keller (*1998) für einzelne Konzerte Zuwachs erhalten und engagieren sich über ihre eigene Band hinaus unermüdlich für die Zürcher Musikszene. Sie sind Kern des Gamut Kollektivs, das Formate wie das Gamut-Festival oder die Konzertreihen Stuenzi und Schalter organisiert. Die Karriere von District Five beginnt zunehmend auch international an Fahrt aufzunehmen. Der Förderpreis soll der Band dazu den nötigen Schub geben, und er ist gleichzeitig Anerkennung für ihr grosses Engagement in der Zürcher Musiklandschaft.

Ivna Žic, geboren 1986 in Zagreb, aufgewachsen in Zürich, gehört zu den wichtigsten jüngeren Stimmen der Schweizer Literatur. Ivna Žic studierte Angewandte Theaterwissenschaft, Schauspielregie und Szenisches Schreiben in Giessen, Hamburg und Graz. Einfallsreich und mit kritischem Geist sucht sie in ihren Texten nach einer Sprache für die vielen widersprüchlichen Schichten von Identität und Herkunft.

In ihrem Debütroman "Die Nachkommende" (2019) erzählt Žic von der Spurensuche einer jungen Frau in Kroatien und fragt nach Auf- und Abbrüchen und Wiederholungen in der Geschichte ihrer Familie zwischen der Schweiz und Ex-Jugoslawien. Dieses literarische Unterfangen der Autorin, eine Vergangenheit sprachlich zu ertasten, die ihrer eigenen Erfahrung unzugänglich bleibt, wurde mit einer Nomination sowohl für den Österreichischen als auch für den Schweizer Buchpreis gewürdigt.

Auch am Theater, wo sie sich einen Namen als Regisseurin und Dramatikerin machte, ist Ivna Žic unterdessen eine der prominenten Schweizer Kulturschaffenden der Sparte. Von 2020 bis 2022 gehörte Žic zum Leitungsteam vom Theater HORA in Zürich und arbeitet auch weiterhin an Projekten mit dem Ensemble. Ivna Žic wird in Kritiken immer wieder ein besonderes Talent zugesprochen, atmosphärisch und zugleich analytisch genau zu erzählen. Auf vorsichtige, klare und poetische Weise gibt sie den drängenden Fragen um Geschichte, Trauma und Gegenwart Raum.

"Das Schaffen dieser Zürcher Autorin zeichnet sich durch eine Vielfältigkeit, Multiperspektivität und sprachliche Präzision aus, welches mit dem Förderpreis gewürdigt und zukunftsweisend unterstützt werden soll", so der Zürcher Regierungsrat.

Goldene Ehrenmedaillen für Franz Hohler und Matthias Grandjean

Franz Hohler (*1943) lebt in Zürich und ist als freischaffender Kabarettist und Schriftsteller seit über fünfzig Jahren eine Institution des Schweizer Kulturlebens. Er steht auf der Bühne, veröffentlicht literarische Bücher und Kinderbücher und steht als mediale Figur für eine soziale und solidarische Schweiz.

Hohler, der fünf Semester Germanistik und Romanistik an der Universität Zürich studierte, ist vor ungezählten Schulklassen aufgetreten und erreicht bis heute mit seinen humorvollen und pointierten Auftritten auf Kleinkunstbühnen im ganzen Land breite Gesellschaftsschichten. Seine Kooperationen – unter anderem mit Hanns Dieter Hüsch oder Emil Steinberger – geniessen Legendenstatus. Zusammen mit René Quellet hat Franz Hohler lange die Sendung "Das Spielhaus" für das Schweizer Fernsehen gemacht, seine Geschichten waren früh präsent im Radio – heute könnte man sagen, sein "Totemügerli" sei "viral gegangen".
1965 lancierte Franz Hohler mit "Pizzicato" sein erstes literarisch-musikalisches Soloprogramm. Bereits 1968 erhielt er mit dem Conrad-Ferdinand-Meyer-Preis eine erste Auszeichnung für sein Schaffen – etliche weitere Preise folgten. Hohlers Krondisziplin bleibt aber die Kurzprosa. Hier kommt sein einprägsamer, träfer Stil zur Blüte.

Hohler blieb immer lesbar, immer erreichbar, immer auf Tuchfühlung mit der Dynamik der Zeit. Viele seiner Kurzgeschichten stellen grundlegende Fragen des Menscheins ins Zentrum und wirken mitunter deswegen zeitlos. Seine Sketche leben von der Form, vom Sprachgefühl, vom Gespür für Milieus und Dramaturgie.

Hohler ist Pionier, Türöffner, Vermittler, Medienereignis, Meister der kleinen Form und vieles mehr. "Für sein herausragendes Lebenswerk und sein Wirken als grosse Integrations- und Identifikationsfigur der Schweizer Kulturszene soll Franz Hohler mit der Goldenen Ehrenmedaille des Regierungsrates 2024 ausgezeichnet werden", ist in der Mitteilung zu lesen.

Matthias Grandjean (*1970) lebt in Zürich; er ist seit 2003 Ensemblemitglied des Theaters HORA, das neue Massstäbe in der Arbeit mit Künstlerinnen und Künstlern mit Behinderungen gesetzt hat. Matthias Grandjean ist aktuell das älteste und erfahrenste Mitglied des Theaters HORA, hat bis heute in mehr als 30 Produktionen mitgewirkt und ist ein einzigartiger Schauspieler. Er ist ein Vorbild für viele Bühnenkünstlerinnen und -künstler mit Trisomie 21 – gibt es doch in der Schweiz kaum welche, die so lange in dem Beruf arbeiten.

Der schauspielerische Ausdruck, der Matthias Grandjean zu einem besonderen Bühnenkünstler macht, liegt in seiner Präzision, die er in jede Theateraufführung einbringt. Seine Musikalität, sein choreografisches Gespür für Timing und die kontrollierte Körperlichkeit zeigen sich in jeder Geste, in jedem Gang. So auch in seinem Tanzsolo der Produktion "Disabled Theatre" (2012) des Starchoreografen Jérôme Bel, die beim Berliner Theatertreffen ausgezeichnet wurde und international tourte.

In seiner letzten Regiearbeit "Der Mann der von der Erde fiel" (2019) reflektiert Matthias Grandjean seine gesellschaftliche Rolle als Mensch mit Behinderung. Er spielt selbst auch die Hauptrolle, nämlich einen Ausserirdischen, der auf der Erde landet. "Matthias Grandjean steht kurz vor seinem Karriereende. Er übernimmt noch kleinere Aufgaben am Theater, ist aufgrund seines Alters und der damit einhergehenden körperlichen/gesundheitlichen Situation aber nicht mehr so belastbar. Für seine langjährige Ensemblearbeit und sein inspirierendes Schaffen wird Matthias Grandjean mit der Goldenen Ehrenmedaille des Regierungsrates 2024 ausgezeichnet", heisst es in der Medienmitteilung.

Quelle:

https://www.zh.ch/de/news-uebersicht/medienmitteilungen/2024/02/pipilotti-rist-erhaelt-den-kulturpreis-des-kantons-zuerich.html

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