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WELTWEIT SIND 73 JOURNALISTINNEN INHAFTIERT

WELTWEIT SIND 73 JOURNALISTINNEN INHAFTIERT

08.03.2023 Anlässlich des Internationalen Frauentags hat Reporter ohne Grenzen (RSF) die sofortige und bedingungslose Freilassung inhaftierter Journalistinnen in aller Welt gefordert und Alarm geschlagen wegen des Verschwindens der Journalistinnen aus der afghanischen Medienlandschaft.


Bild: Die Belarussische Journalistin Maria Zolatava ist eine von derzeit weltweit 73 inhaftierten weiblichen Medienschaffenden - Foto: © BAJ / RSF

Von den 550 Medienschaffenden, die derzeit weltweit inhaftiert sind, sind laut dem RSF- Barometer der Pressefreiheit 73 Frauen. Das sind mehr als 13 Prozent der Inhaftierten, doppelt so viele wie noch vor fünf Jahren. Mehr Frauen berichten vor Ort, Frauen sind in den Redaktionen sichtbarer – und damit sind sie auch häufiger unerbittlicher Verfolgung ausgesetzt. Derzeit sind in 14 Ländern der Welt Journalistinnen inhaftiert. Angeführt wird die Liste von China (21 inhaftierte Journalistinnen), Iran (12), Belarus (10), Vietnam (4) und der Türkei (4).

An vorderster Front 

Journalistinnen bezahlen den Preis dafür, dass sie in den jüngsten Krisen und Konflikten an vorderster Front arbeiteten und arbeiten. Von den zwölf Journalistinnen, die derzeit im Iran inhaftiert sind, wurden elf im Zuge der Proteste nach dem Tod der kurdischen Studentin Mahsa Amini in Polizeigewahrsam verhaftet. Zwei der Journalistinnen, die am meisten dazu beigetragen haben, die Öffentlichkeit auf den Fall Mahsa Amini aufmerksam zu machen – Nilufar Hamedi, die das Krankenhaus besuchte, in dem Amini im Koma lag, und Elahe Mohammadi, die über ihre Beerdigung berichtete – werden der "Propaganda gegen das System" und der "Verschwörung gegen die nationale Sicherheit" beschuldigt. Darauf kann die Todesstrafe stehen.

In Myanmar wurde Htet Htet Khine, eine freischaffende Journalistin, die seit August 2021 im berüchtigten Insein-Gefängnis in Yangon inhaftiert ist, zweimal zu drei Jahren Haft mit Zwangsarbeit verurteilt. Sie wurde beschuldigt, "zu Hass und Gewalt gegen die Streitkräfte aufgestachelt" zu haben – weil sie über die Gewalt berichtet hatte, die die Armee nach der Machtübernahme durch einen Putsch im Februar 2021 ausübte.

Langsamer Tod, schlechte Behandlung, verweigerte Pflege

Belarus war in der RSF-Jahresbilanz 2021 das einzige Land, in dem mehr weibliche (17) als männliche (15) Medienschaffende inhaftiert waren. Derzeit werden noch immer neun Journalistinnen festgehalten, weil sie über nicht genehmigte Proteste berichtet hatten. Die Haftstrafen sind oft extrem lang, in den Gefängnissen fehlt es selbst an elementaren Grundrechten, etwa medizinischer Behandlung. Katsiaryna Bakhvalava (auch bekannt als Katsiaryna Andreyeva) wurde zu insgesamt zehn Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt, weil sie im November 2020 eine Anti-Lukaschenko-Demonstration auf dem "Platz der Veränderung" in Minsk gefilmt hatte. Sie droht zu erblinden, erhält aber nicht die notwendige ärztliche Versorgung. Ihre Kollegin Ksenia Lutskina verbüsst eine achtjährige Haftstrafe; sie leidet an Asthma und einem Gehirntumor. Beides wird nicht behandelt.

Im Gefängnis herrschen oft schlimme Bedingungen

In Vietnam wurde Pham Doan Trung, die 2019 mit dem RSF Prize for Impact ausgezeichnet wurde, in ein Gefängnis 1000 km südlich von Hanoi verlegt. Damit wollen die Behörden jede Berichterstattung über ihren kritischen Gesundheitszustand verhindern. Weibliche Gefangene in China sind ähnlich entsetzlichen Bedingungen ausgesetzt, zu denen auch die Verweigerung von medizinischer Versorgung und Misshandlungen gehören. Die chinesische Journalistin Huang Xueqin (Sophia Huang), die durch ihr Engagement für die #MeToo-Bewegung in China bekannt wurde, leidet unter schweren Schmerzen, nachdem sie misshandelt und sogar gefoltert wurde.

Einigen Journalistinnen gelingt es, aus ihren Zellen zu berichten, was sie und ihre Mitgefangenen ertragen müssen. "In den letzten Tagen hat eine Reihe von Häftlingen [...] darüber gesprochen, auf welch schockierende Weise sie misshandelt wurden", schrieb die iranische Journalistin Narges Mohammadi, RSF-Preisträgerin für Pressefreiheit 2022, in einem offenen Brief, der am 24. Dezember 2022 veröffentlicht wurde. Einen Monat zuvor beschrieb sie in einem Buch mit dem Titel "Weisse Folter" eine verbreitete Form der Misshandlung, bei der die Inhaftierten über lange Zeit hinweg in ihren Zellen isoliert sind, ohne Zugang zu natürlichem Licht.

Afghanistan: Medienlandschaft bald ohne Journalistinnen?

Rund anderthalb Jahre nach der Machtübernahme der Taliban am 15. August 2021 ist die Medienlandschaft Afghanistans nicht wiederzuerkennen. Die Hälfte der 526 Medien, die bis zum Sommer 2021 existierten, musste schliessen. Und von den 2'300 Journalistinnen, die vor der Taliban-Machtübernahme im Land arbeiteten, arbeiten heute weniger als 200 noch. Fast alle Journalistinnen (90 Prozent) mussten ihren Beruf aufgeben, einige haben das Land verlassen. Wie viele es genau geschafft haben, zu fliehen, ist RSF nicht bekannt.

Die Frauen, die noch im Journalismus arbeiten, müssen immer drakonischere bis unmögliche Bedingungen hinnehmen. Die Taliban haben es Journalistinnen untersagt, Männer zu interviewen und an Pressekonferenzen in manchen Provinzen teilzunehmen. Journalistinnen dürfen auch keine Radio- und Fernsehsendungen mehr gemeinsam mit männlichen Kollegen moderieren oder männliche Gäste empfangen.

Das sogenannte Tugendministerium – offiziell "Taliban-Ministerium für die Förderung der Tugend und die Verhinderung des Lasters" – hat zudem eine strenge Kleiderordnung eingeführt: Wenn Journalistinnen vor der Kamera stehen, müssen sie von Kopf bis Fuss bedeckt sein und nur ihre Augen dürfen sichtbar sein. 

cp

Kontakt:

https://rsf-ch.ch/de/73-journalistinnen-verbringen-den-8-maerz-im-gefaengnis/

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