EMEK: "Sorge um Verlust von Relevanz und Glaubwürdigkeit von Journalismus"
05.08.2024 Die Eidgenössische Medienkommission (EMEK) präsentiert die Ergebnisse aus Praxisgesprächen zur Einschätzung von Relevanz und Glaubwürdigkeit des Journalismus in der Schweiz. Die ausserparlamentarische EMEK ist eine vom Bundesrat eingesetzte, unabhängige Expertenkommission mit einem Fachsekretariat. Sie berät die Behörden in Medienfragen, zur Entwicklung der gesellschaftlichen Kommunikation und soll einen Beitrag zu tragfähigen Lösungen für die zukünftige Gestaltung des schweizerischen Mediensystems leisten. Sie umfasst maximal 15 verwaltungsexterne ExpertInnen aus verschiedenen Fachbereichen der Medienbranche. Die Kommission wird derzeit von Anna Jobin präsidiert
Bild: https://www.emek.admin.ch/de/emek-startseite/
Die Eidgenössische Medienkommission (EMEK) hat mit Branchenvertreterinnen und vertretern darüber diskutiert, wie es um die Relevanz und Glaubwürdigkeit des Journalismus steht. "Die Gespräche dokumentieren zahlreiche Problemfelder, die einen grundlegenden Transformationsprozess des Journalismus in der Schweiz aufzeigen.", schreibt die EMEK dazu.
"Digitalisierung als treibende Kraft"
"Die Herausforderungen, die sich vor allem durch die Digitalisierung und den technologischen Wandel an den Journalismus stellen, sind gross und bedürfen einer öffentlichen Diskussion.": Dies ist ein Fazit der Gesprächsrunden mit Vertreterinnen und Vertretern aus dem Journalismus. Die Digitalisierung und der Einsatz von Technologien wie Künstlicher Intelligenz seien für alle der Befragten zentrale Treiber, was die Zukunft von Journalismus betrifft – mit noch offenem Ausgang. Vorteile und mögliche Gefahren werden ganz unterschiedlich beurteilt und gewichtet.
"Den Einsatz von Künstlicher Intelligenz schätzen die Gesprächsteilnehmenden sehr unterschiedlich ein: Einerseits sehen Branchenvertreterinnen und -vertreter KI als gewinnbringendes Instrument an, das zur Optimierung des Outputs, zur Effizienzsteigerung der journalistischen Produktion und zu einer verbesserten Personalisierung bei der Verbreitung von journalistischen Inhalten führen kann. Andererseits wird oft auch auf die Gefahr der Manipulation und damit der Schwächung von Qualitätsjournalismus hingewiesen. Interessant ist das Argument, dass durch die Existenz von generativer Künstlicher Intelligenz die empathische Journalistin, der empathische Journalist als Mensch mit Emotionen und Einfühlungsvermögen an Wert für den Journalismus gewinnt.", fasst die EMEK zusammen.
"Keine eindeutige Haltung zum Relevanzverlust"
Aus den Gesprächen lässt sich zum Relevanzverlust des Journalismus selber gemäss EMEK keine eindeutige Haltung ableiten. Man mache sich auf der einen Seite Sorge um den Journalismus, betone den Vertrauensverlust in Medien und Journalismus (beispielsweise aufgrund von Desinformation, Deep Fakes, oder der Vermischung von Journalismus und Werbung) und skizziere, im Hinblick auf den Finanzierungsdruck des Journalismus, düstere Szenarien für die Zukunft. Auf der anderen Seite werde betont, dass gerade in Zeiten grosser Unsicherheiten durch Krisen unterschiedlicher Art der Journalismus und "traditionelle" Medien Vertrauen geniessen und die Relevanz dementsprechend hoch sei.
"Allgemein zeigt sich, dass Vertrauen, Nutzung und Relevanz voneinander abhängig sind. Ein Vertrauensverlust führt zu weniger Nutzung, und dies wiederum limitiert die Relevanz eines Mediums oder von Journalismus allgemein.", so die EMEK.
"Wie Relevanz und Glaubwürdigkeit gestärkt werden kann"
Möglichkeiten, Relevanz und Glaubwürdigkeit des Journalismus zu stärken, sehen die Gesprächsteilnehmenden gemäss EMEK insbesondere in der Stärkung der Medienkompetenz, in Aufklärungsarbeiten, wie Journalismus funktioniert, in einer der Digitalisierung angepassten Journalismusausbildung und in der Stärkung des Lokaljournalismus. "Zudem braucht der Journalismus (wieder) mehr Anerkennung in der Gesellschaft. Dies, so die Meinung einiger Gesprächsteilnehmenden, ist auch Aufgabe der Politik: Journalismus ist für die Gesellschaft und die Demokratie notwendig; der öffentliche Diskurs über Aufgaben, Wert, Finanzierung und Relevanz von Journalismus wichtig. Darüber hinaus sehen viele Medienschaffende das eigene Publikum als zentrales Element an, um dem Relevanzverlust entgegenzuwirken. Dank digitalen Nutzungsdaten weiss man viel über das eigene Publikum. Allerdings stehen die Teilnehmenden einer stärkeren Partizipation der Nutzenden in der journalistischen Produktion eher skeptisch gegenüber", schreibt die EMEK in ihrer Mitteilung abschliessend.
Quelle / Kontakt:
https://www.emek.admin.ch/inhalte/D_MM_2.8.2024_Relevanz_Journalismus-neu.pdf
Zum Bericht:
https://www.emek.admin.ch/inhalte/D_2.8.24_Bericht_Relevanz_Journalismus_final.pdf
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