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ZÜRCHER FILMPREIS 2024 FÜR ROLF HELLAT, MEHDI SAHEBI, CARMEN JAQUIER UND JAN GASSMANN

ZÜRCHER FILMPREIS 2024 FÜR ROLF HELLAT, MEHDI SAHEBI, CARMEN JAQUIER UND JAN GASSMANN

20.09.2024 Der Zürcher Filmpreis 2024 wurde in drei Kategorien verliehen: Kurzfilm, langer Dokumentarfilm und langer Spielfilm. Eine Fachjury hat entschieden, welche der eingereichten Werke eine Auszeichnung erhalten. Pro Kategorie wird der beste Film ausgezeichnet und zudem werden je zwei herausragende Leistungen hervorgehoben. Die Zürcher Filmstiftung gratuliert den PreisträgerInnen des Zürcher Filmpreis 2024. Die Übergabe der "Lupe" findet am 26. September 2024 statt.


PREISE FÜR DEN BESTEN FILM

Zürcher Filmpreis 2024 für den besten Kurzfilm:
 «Déjà nu» von Rolf Hellat, produziert von Rolf Hellat, Zürich

Begründung der Jury:


Ein experimenteller Kurzfilm, der bietet, was einen gelungenen Kurzfilm ausmacht: Er muss nichts – kann alles. Er überrascht, verwirrt, verblüfft und hypnotisiert mit einer facettenreichen visuellen Sprache und löst dabei ein Kaleidoskop von Emotionen aus.
 Auch die unkonventionelle Herangehensweise an die Produktion überzeugt, setzt Massstäbe und verdient Beachtung. Ein erfrischender und fantastisch umgesetzter Kurzfilm, der die Jury einstimmig begeisterte.

Zürcher Filmpreis 2024 für den besten Dokumentarfilm
: «Prisoners of Fate» von Mehdi Sahebi, produziert von Sora Film, Zürich

Begründung der Jury:


Als ZuschauerInnen folgen wir den ProtagonistInnen des Dokumentarfilms auf ihrer aufreibenden Reise durch eine Schweiz, die ihnen entpersonalisiert und entmenschlicht begegnet. Der Film vermittelt deutliche Einblicke in diesen Kampf um Daseinsberechtigung, der am vorläufigen Zielpunkt ihrer Flucht nicht geendet hat, sondern erst beginnt – so hat es den Anschein. Die Begegnung mit den ProtagonistInnen lässt uns wieder zu Menschen werden, die menschlichen Schicksalen begegnen und die jegliche Versachlichung der Umstände ad absurdum führt. Dieses empathische und zutiefst humane Filmerlebnis wurde von Anfang bis Ende spannend umgesetzt und hat unsere Perspektive für eines der dringlichsten Probleme der europäischen Gesellschaft geschärft.

Zürcher Filmpreis 2024 für den besten Spielfilm
: «Les paradis de Diane» von Carmen Jaquier und Jan Gassmann, produziert von 2:1 Film, Zürich

Begründung der Jury:


Der Film lädt zu einer intensiven Reise ein und macht eine komplexe Thematik zugänglich. Statt zu urteilen, fordert er das Publikum auf, sich auf diese Erkundung einzulassen und über die Rolle der Frau in der Gesellschaft, die unausgesprochenen Konflikte von Mutterschaft und die besondere Begegnung zweier Frauen nachzudenken. Die ungewohnte Perspektive wird durch ein gut durchdachtes Drehbuch und beeindruckende schauspielerische Leistungen unterstützt, während die erfrischend andersartige musikalische Untermalung eine zusätzliche emotionale Tiefe schafft. Die filmische Erfahrung wirkt wie ein Halt auf der existenziellen Fahrt einer Frau, die den Mut hat, stets aufrichtig zu bleiben und ihre neue Rolle als Mutter voller Zweifel zu hinterfragen. Der Film scheut sich nicht, die Schattenseiten des Mutterseins aufzuzeigen, insbesondere den gesellschaftlichen Druck der Frauen in der Erfüllung ihrer Mutterrolle.

AUSZEICHNUNGEN FÜR HERAUSRAGENDE LEISTUNGEN

Kategorie Kurzfilm


Christine Wiederkehr


Auszeichnung mit dem Zürcher Filmpreis 2024 für das Drehbuch von «7 Fois»

Begründung der Jury:


Das Drehbuch dieses Kurzfilms ist komplex aufgebaut und entfaltet durch seine fast beiläufige Erzählweise eine eindringliche Wirkung, die berührt. Mit prägnanten Bildern und gut geschriebenen Dialogen und Szenen erlangt der Film eine starke Präsenz. Basierend auf persönlichen Berichten und Fakten strickt die Autorin eine Erzählung, die bis zum Ende ihre Spannung hält. Und so wird der Film als Plädoyer für ein häufig tabuisiertes Thema verstanden und gewinnt dadurch an gesellschaftlicher Relevanz.

Marie de Maricourt und Thomas Goguelin

Auszeichnung mit dem Zürcher Filmpreis 2024 für die Regie in «Poule, renard, vipère»

Begründung der Jury:


Ein harmloses Kinderspiel wird zur paradoxen Parabel und somit zum Spiegel der Befindlichkeit einer Generation. Die Inszenierung der SchauspielerInnen, die Wahl der Locations, die unerwartete Musik, das Tempo des Schnitts und die cinematografische Bildsprache sind gekonnt aufeinander abgestimmt und zeigen eine klare Handschrift, wodurch ein dichtes Werk mit hoher künstlerischer Kompetenz entsteht.

Kategorie Dokumentarfilm


Nicole Vögele


Auszeichnung mit dem Zürcher Filmpreis 2024 für die Regie in «The Landscape and the Fury»

Begründung der Jury:


In diesem Filmerlebnis, das die durchpflügte Landschaft der Grenzregion Bosniens und ihre Fluchtbewegungen zum Inhalt hat, begegnen wir in eindrücklicher Filmsprache als Beobachter einer Zeit und einem Raum und erkennen, wie die Realität von Flucht aussehen kann. Durch die Wahl der filmischen Mittel und mit einer sehr rhythmisch ausbalancierten Montage schafft der Film einen Sog, dem man sich nicht mehr entziehen kann und möchte. Die Geschichte der vom Krieg traumatisierten ansässigen Bevölkerung ist verwoben mit den Schicksalen der heute vorbeiziehenden Flüchtenden und vermittelt uns die zeitliche Dimension und ihre Auswirkungen für zukünftige Generationen. Der Film macht uns wieder empfindsam für jedes einzelne Leben, das sich heute und in diesem Moment für Abermillionen erzählen liesse.

Beatrice Minger, Christoph Schaub


Auszeichnung mit dem Zürcher Filmpreis 2024 für die Regie in «E.1027 – Eileen Gray and the House by the Sea»

Begründung der Jury:


«E.1027 – Eileen Gray and the House by the Sea» überzeugt durch die Mittel, die gewählt wurden, um die beeindruckende Geschichte Eileen Gray’s geradezurücken, einer der bedeutendsten Designerinnen ihrer Zeit. Durch die Inszenierung mit authentischen SchauspielerInnen gelingt es dem Film, uns in die Zeit von damals mitzunehmen und die Umstände sehr wahrhaftig nachempfinden zu können, in denen sich Eileen Gray gegenüber dem über die Massen bekannten und angesehen Le Corbusier nicht durchzusetzen vermochte.
 Über das konkrete Beispiel hinaus schafft es der Film, die Wahrnehmung einer ganzen Generation von Frauen in Kunst, Architektur und Film ins rechte Bild zu rücken und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, welche Mechanismen bis heute Wirkung tragen.

Kategorie Spielfilm

Gaëtan Varone


Auszeichnung mit dem Zürcher Filmpreis 2024 für die Kamera in «8 Tage im August»

Begründung der Jury:


Die Kameraarbeit besticht durch raffiniert gestaltete Bilder und eine spürbar elegante Präsenz, die verschiedene Räume und Stimmungen einfängt und dem Zuschauer das Gefühl vermittelt, unmittelbar vor Ort zu sein. Sie ist einladend und nutzt die filmischen Möglichkeiten geschickt aus, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Damit trägt sie wesentlich zur atmosphärischen Dichte des Films bei. Vor der malerischen Kulisse Süditaliens werden Themen wie toxische Männlichkeit und Kriegsgewalt kritisch beleuchtet. Und hierbei erzeugt vor allem die Bildgestaltung eine Seherfahrung, die mitunter so unangenehm ist wie der angeblich harmonische Urlaub, der hier inszeniert wird.

Marion Schramm


Auszeichnung mit dem Zürcher Filmpreis 2024 für das Production Design in «Bisons»

Begründung der Jury:


Von der Bauernstube bis zum schmutzigen Stall, vom Fabrikleben zu den illegalen Kampfarenen – das Szenenbild von «Bisons» fängt die unterschiedlichen Stimmungen des Films gekonnt ein und stellt sie in einen faszinierenden Kontrast zur übrigen Welt. Die sorgfältig ausgewählte Kulisse verstärkt das unheimliche Gefühl, spiegelt die innere Zerrissenheit der Figuren wider. Dabei gelingt es dem Film, eine authentische Stimmung zu erzeugen, ohne in Klischees zu verfallen, und den Hof sowie seine Umgebung als eigenständige Charaktere lebendig werden zu lassen. Durch ihre Glaubwürdigkeit und ihre Subtilität hat diese Umsetzung die Jury überzeugt.

Quelle / Kontakt:

https://filmstiftung.ch/zuercher-filmpreis-2024/

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