Designpreise der Schweizerischen Eidgenossenschaft 2010
06.11.2010 Das Bundesamt für Kultur (BAK) würdigt mit dem "Eidgenössischen Wettbewerb für Design" einerseits aufstrebende Newcomer und zeichnet andererseits international bekannte Designer mit dem "Grand Prix Design" aus. Die Ausstellung im Museum für Gestaltung Zürich zeigt zum ersten Mal unter dem Titel "Designpreise der Schweizerischen Eidgenossenschaft" die Arbeiten der Gewinner beider Preise.
Bild: Industriedesign von Susi & Ueli Berger, Foto: Ruth Erdt. Zur Vergrösserung anklicken
Das Bundesamt für Kultur (BAK) zeichnet die ersten Schritte einer Designer-Laufbahn aus und ehrt gleichzeitig Persönlichkeiten oder Designbüros, welche massgeblich zum internationalen Ruf des Schweizer Designs beitragen.
Beide Preise werden unter dem Namen "Designpreise der Schweizer Eidgenossenschaft" im selben Rahmen verliehen und auch gemeinsam im Museum für Gestaltung Zürich ausgestellt. Durch den Kontrast beider Preise vermittelt die Ausstellung neben den gestalterischen Leistungen auch kulturelle Aspekte einer Designpraxis im Wandel.
Der Eidgenössische Preis für Design
Der wichtigste nationale Wettbewerb zur Förderung des jungen Schweizer Designs, den das BAK seit 1918 jährlich organisiert, soll Strukturen und Plattformen schaffen. Diese helfen den Gewinnerinnen und Gewinnern des Wettbewerbs, in der beruflichen Karriere weiterzukommen und ihr Schaffen einer grösseren Öffentlichkeit zu präsentieren.
Aus knapp 240 Dossiers sind in einer ersten Runde über 60 Designerinnen und Designer ausgewählt worden, welche ihre Originalarbeiten in Bern präsentierten.
Dem Vorschlag der Jury folgend, zeichnete das BAK letztlich 28 Eingaben aus den Bereichen Grafikdesign (11 GewinnerInnen), Mode (6), Fotografie (5), Produktdesign (4), Schmuck (1) und Szenografie (1) aus.
Die Preise bestehen wahlweise aus einem Geldbeitrag über CHF 25'000, Arbeitsaufenthalten in renommierten Büros oder freien Atelieraufenthalten im In- und Ausland. Die Form des Preises bestimmen die PreisträgerInnen. Am Wettbewerb können Schweizer Einzelpersonen, Gruppen, Kollektive, Teams und Labels bis zum vierzigsten Altersjahr teilnehmen.
Preisträgerinnen und Preisträger Eidgenössische Preise für Design 2010
Laurent Benner, Grafikdesign
BIG-GAME: Grégoire Jeanmonod / Augustin Scott de Martinville / Elric Petit, Industriedesign
Bonbon: Valeria Bonin / Diego Bontognali, Grafikdesign
Valentin Brustaux, Grafikdesign
Céline Buehrer, Mode
Claudia Caviezel, Textildesign
Vincent Devaud, Grafikdesign
David Favrod, Fotografie
Armando Forlin, Mode
Erol Gemma, Nazareno Crea, Grafikdesign
Yann Gross, Fotografie
Melanie Hofmann Hart, Fotografie
Ikou Tschüss: Carmen D'Appollonio / Guya Marini, Mode
Dominic Knecht, Mode
Tomas Kral, Industriedesign
Michael Kryenbühl / Ivan Weiss, Grafikdesign
Bruno Margreth, Grafikdesign
Cyril Porchet, Fotografie
Rollo Press: Urs Lehni, Grafikdesign
Aurèle Sack, Grafikdesign
Andreas Saxer, Industriedesign
Moritz Schmid, Industriedesign
Jeremy Schorderet, Grafikdesign
Monika Strasser, Schmuckdesign
Sara Vidas, Mode
Luca Zanetti, Fotografie
Lukas Zimmermann, Grafikdesign
Zimmermann & de Perrot: Dimitri de Perrot / Martin Zimmermann, Szenografie
Die Bildergalerie der Preisträgerinnen und Preisträger gibt es unter: http://www.bak.admin.ch/aktuelles/01832/02326/03796/index.html?lang=de.
Grand Prix Design
Seit 2007 verleiht das BAK neben dem "Eidgenössischen Preis für Design" auch den "Grand Prix Design". Dieser zeichnet Designerinnen und Designer oder ausgewiesene Designbüros aus, die auf nationaler und internationaler Ebene zum Ansehen des Schweizer Designs beitragen.
Mit der Lancierung des "Grand Prix Design" rundet das BAK ein Massnahmenpaket ab, das die schweizerische Designszene aktiv fördert, unterstützt und würdigt. 2010 werden vier Personen geehrt.
Preisträgerinnen und Preisträger Grand Prix Design
Susi und Ueli Berger
Das Künstler- und Designerpaar Susi und Ueli Berger wird mit dem Grand Prix Design 2010 für sein umfassendes Lebenswerk geehrt. Mit ihren raffinierten und zugleich stets zweckmässigen Möbelentwürfen haben sie Schweizer Designgeschichte geschrieben. Die Bergers wurden von dem Wunsch angetrieben, Möbel nach ihren ungewöhnlichen Vorstellungen zu entwerfen. Mit Ironie und Fantasie sowie viel Gespür für Materialität und Formen entwarfen die beiden Objekte wie den Soft Chair, die Wolkenlampe oder den Schubladenstapel aus Palisanderholz - heute alles Klassiker, die noch hergestellt oder in der Designszene hoch gehandelt werden. Susi und Ueli Berger haben in ihrem fast 40 jährigen gemeinsamem Schaffen auch in anderen Bereichen des Designs und der Kunst gearbeitet. Dies sowohl in regem und intensivem Austausch als auch in Projekten, die sie einzeln in Angriff nahmen. Im Jahr 2008 ist Ueli Berger gestorben. Susi Berger wird den Preis des Bundesamtes für Kultur im Namen von beiden entgegen nehmen.
Jean-Luc Godard
Der Schweizer Regisseur Jean-Luc Godard wird mit dem Grand Prix Design 2010 der Schweizerischen Eidgenossenschaft ausgezeichnet. Godard gelingt es, mit seinen avantgardistischen Werken eine visuelle Welt zu schaffen, die einer ganzen Generation von Künstlern, Gestaltern, Designern und Kritikern verschiedener Bereiche als Inspiration dient. Mit dem Grand Prix Design werden insbesondere Godards Aussagen im Bereich der Gestaltung gewürdigt. Charakteristisch für das Schaffen des Regisseurs sind seine Untersuchungen der visuellen Qualität und sein vielschichtiger Umgang mit verschiedenen Elementen aus dem Bereich der Gestaltung: der Einsatz von Farbe, Mode, Raumgestaltung, Lichtgestaltung, typografischen und grafischen Elementen, der expliziten Gestaltung mit Ton, die Beziehung von Sprache und Bild, aber auch seine experimentelle Form und Analyse der subjektiven Wahrnehmungsweise.
Sonnhild Kestler
Die Textildesignerin Sonnhild Kestler, die mit ihrem Label S.K. HAND-DRUCK seit über 20 Jahren Textilien in aufwändigster Handarbeit kreiert, wird mit dem Grand Prix Design für ihr Werk geehrt. Ihre unverkennbaren Produkte zeichnen sich durch exquisite Stoffqualität ebenso wie durch charakteristische Farbwahl und Dessins aus. Die Ornamente der Designerin sind von der Folklore Osteuropas, religiösen Kultbildern Südostasiens, Kinderbüchern, aber auch von der banalen Alltagskultur inspiriert. Ihre Entwürfe entstehen in einer Art Collagetechnik, indem einzelne Bildelemente auf Papier gedruckt und in Varianten immer neu kombiniert werden, bis sich das gewünschte Klima herauskristallisiert hat. Im Prozess der Realisation erstellt die Designerin Filme, belichtet Siebe, mischt Farben und bespannt den Drucktisch. Im Handdruck schafft die Textilkünstlerin Kleinstserien mit teilweise bis zu 20 Farben pro Entwurf. Bei dieser zeitintensiven Arbeitsweise entstehen lediglich vier bis acht Foulards pro Tag. Diese werden oft noch zusätzlich durch Stickereien und gehäkelte Bordüren veredelt. Die luxuriösen Kreationen bilden das Herz der Kollektion, die sich mit Frottéwäsche, gewobenen Woll- und Baumwolltüchern und Accessoires zu einem eigentlichen Kestler-Kosmos verdichtet.
Otto Künzli
Die Eidgenossenschaft ehrt Otto Künzli mit dem Grand Prix Design für sein Werk und für seine Lehrtätigkeit als Professor und Leiter der Schmuckklasse an der Akademie der Bildenden Künste München. Er ist einer der bedeutendsten Schmuckkünstler Europas mit grosser internationaler Ausstrahlung. Seine Schmuckarbeiten sind klar, reduziert und oft doppelbödig. Er setzt sich auf subtile Weise mit kulturellen Phänomenen auseinander und es gelingt ihm, selbst radikale Aussagen zu Themen wie Konsumverhalten, Beliebigkeit von Wertvorstellungen, Macht, Eitelkeit und Ausbeutung in seinem Werk in einer ironischen und spielerischen Art zu kommentieren. Seine Werke befinden sich in vielen nationalen und internationalen Schmucksammlungen. Als Professor an der Akademie der Bildenden Künste München hat er den grossen Verdienst, als Lehrer eine Reihe namhafter Schmuckkünstler ausgebildet zu haben.
Die Bildergalerie der Preisträgerinnen und Preisträger gibt es unter: http://www.bak.admin.ch/aktuelles/01832/02362/03797/index.html?lang=de
Die Ausstellung im Museum für Gestaltung Zürich
In Zusammenarbeit mit dem BAK zeigt das Museum für Gestaltung Zürich sowohl die prämierten Objekte der Jungdesigner, als auch die der renommierten Designer in einer gemeinsamen Ausstellung.
Die Szenografie gestaltet Nicolas Le Moigne aus Lausanne. Als visuelles Leitmotiv wählt er SpanSet-Bänder, mittels derer er Objektvitrinen oder Stellwände an Säulen befestigt, die er aber auch als System der Wegleitung durch die Halle einsetzt.
Ausstellung
1. Dezember 2010 bis 20. Februar 2011, Halle Museum für Gestaltung Zürich
Publikation zur Ausstellung
Eidgenössische Preise für Design, Prix
féderaux de design, Swiss Federal Design Awards 2010
Bundesamt für Kultur (Hg.), D/F/E, Verlag Birkhäuser, CHF 19.90
Das Mandat zur grafischen Gestaltung der Publikation wird jeweils für drei Jahre an junge und innovative GestalterInnen vergeben.
Jonathan Hares überrascht dieses Jahr mit einer schlanken Publikation, die durch eine inhaltsreiche Webplattform ergänzt wird. Hares definiert die Weise, wie der Designpreis präsentiert und kommuniziert werden kann, grundlegend neu. In Zusammenarbeit mit Programmierern und Druckern konzipiert er bewusst zwei sich ergänzende Medien. Die Publikation thematisiert zudem die Rolle des gedruckten Informationsmediums anders- und neuartig.
bak
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Preisverleihung und Vernissage
Dienstag, 30. November 2010, 19 Uhr, X-TRA, Limmatstrasse 118, 8005 Zürich,
anschliessend Eröffnung/Apéro im Museum für Gestaltung Zürich
Kuratorium
Cynthia Gavranic, Kuratorin Museum für Gestaltung Zürich, Patrizia Crivelli,
Leiterin Dienst Design, Bundesamt für Kultur, Anna Niederhäuser, Dienst Design,
Bundesamt für Kultur
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Kontakt:
Patrizia Crivelli,
Leiterin Dienst Design, Bundesamt für Kultur
Tel.: +41 (0)31 322 92 70, E-Mail: patrizia.crivelli@bak.admin.ch
Bernadette Mock, Leiterin Kommunikation Museum für Gestaltung Zürich
Tel.: +41 (0)43 446 67 04, E-Mail: bernadette.mock@zhdk.ch
Bundesamt für Kultur
Internet: http://www.bak.admin.ch