FANTOCHE 2024: "ALL WE NEED IS LOVE"
02.09.2024 Vom 3. bis 8. September 2024 zeigt das Internationale Festival für Animationsfilm Fantoche insgesamt 224 animierte Kurz- und Langfilme. In seiner 22. Ausgabe widmet sich das Badener Festival dem Animationsschaffen aus Österreich und setzt der polemisierten Gegenwart den Schwerpunkt "All we Need is Love" entgegen. Wie immer bieten sich in den sechs Festivaltagen auch zahlreiche Möglichkeiten, internationalen Künstler:innen zu begegnen und einmalige Einblicke in deren Schaffen zu erhalten sowie die neusten multimedialen Entwicklungen oder aktuelle Langfilme aus aller Welt zu entdecken. Herzstücke von Fantoche sind und bleiben der Internationale, der Schweizer und der Kinderfilm-Wettbewerb, deren Preisverleihung am 8. September ab 18 Uhr im TRAFO in Baden stattfinden wird.
Bild: I Like Girls, © Diane Obomsawin, https://archive2.fantoche.ch/de/film/i-girls
Mit dem diesjährigen Festivalschwerpunkt «All We Need Is Love» rückt die slowenische Filmemacherin und Produzentin Špela Čadež Empathie und zwischenmenschliche Beziehungen in den Fokus – gerade angesichts der aktuellen politischen, gesellschaftlichen und ökologischen Umbrüche. Neben zwei Kurzfilmprogrammen zu Liebe und Erotik sind auch zwei besondere Langfilme Teil dieses Schwerpunkts: Zum einen Paul und Sandra Fierlingers Adaption von J.R. Ackerleys Memoiren «My Dog Tulip» (US 2009) über die Beziehung zwischen dem britischen Schriftsteller und seinem Hund sowie den Höhen und Tiefen im Alltag dieses ungleichen Paares mit herzerwärmenden Momenten und britischem Humor.
Zum andern die schwärmerische, im realen Tokio verankerte Ghibli-Romanze «Whisper of the Heart» (JP, 1995). Fans werden in den detaillierten Hintergründen einige Hommagen an frühere Ghibli-Filme entdecken. Gerahmt wird das Filmprogramm vom Panel «Let’s Talk About Sex» mit Manuela Leuenberger, Kilian Feusi und Maja Gehrig oder einem Zine-Workshop in Zusammenarbeit mit Fumetto.
Fokus Österreich
Der zweite Fokus schaut über die Landesgrenze und widmet sich in Kooperation mit European Film Awards Lucerne 2024 und mit Unterstützung des Österreichischen Kulturforum Bern dem österreichischen Animationsfilmschaffen, das seit Jahrzehnten eng verwoben ist mit dem Experimentalfilm und experimenteller Musik. Die Kuratorin Djamila Grandits, die letztes Jahr Teil der Wettbewerbs-Jury war, und das österreichische Festival Tricky Women präsentieren drei Kurzfilmprogramme mit Positionen von 1970 bis 2023. Ein Versuch der Vieldeutigkeit von Oberflächen und Bezugnahmen über unerwartete Verstrickungen näher zu kommen. «(Gl)itchy Skins» destabilisiert die Grenzen von Körper und Bild zwischen Selbst und Welt, Innen und Aussen. «On A Planetary Scale» dehnt den Zeitbegriff von irdischer Raumzeit zu multidimensionale Welten. Und in «Vertigo» tricksen zentrifugale Kräfte die Sinne aus der Kurve, um sie in neuen Bahnen zirkulieren zu lassen.
Aktuelle Langfilme
Insgesamt 17 aktuelle Langfilme laufen am Festival, für die Kleinen und Grossen Animationsfans: Eröffnet wird das diesjährige Fantoche mit «Sauvages» (CH/FR/BE 2024) von Claude Barras. Acht Jahre nach «Ma vie de Courgette» schafft der Schweizer Regisseur mit viel Liebe zum Detail ein eindrückliches Plädoyer für einen rücksichtsvollen und nachhaltigen Umgang mit unserer Umwelt und eine berührende Fabel über das Finden der eigenen Wurzeln.
Ebenfalls mit Schweizer Beteiligung ist das Langfilmdebüt «Nowhere – Invelle» (IT/CH 2023) von Simone Massi, das aus 40'000 handgezeichneten Einzelbildern besteht und an der Biennale Cinema in Venedig gezeigt wurde, sowie «Reise der Schatten» (CH 2024) von Yves Netzhammer; einer kunstvollen Reflexion darüber, was den Menschen im digitalen Zeitalter zum Menschen macht.
Weitere Highlights sind der visuell überwältigende Zeichentrickfilm «The Storm» (CN 2024), der von Familie und Durchhaltekraft erzählt, aber auch von chinesischer Kultur. Oder das vielschichtige Kunstwerk «Sultana’s Dream» (ES/DE 2023), wofür die spanische Filmemacherin Isabel Herguera in Zagreb den Grandprix erhielt. Herguera ist keine Unbekannte in Baden: 2011 gewann sie mit ihrem Kurzfilm «Amar» gleich zwei Fantoche-Awards: «Best Visual» und «Best Sound».
Und Hayao Miyazaki hält in seinem möglcherweise letzten Film «The Boy and the Heron» (JP 2023) Rückblick auf seine Karriere. Inspiriert von Genzaburo Yoshinos Literaturklassiker «How Do You Live?» kehrte der legendäre Regisseur und Mitbegründer des Studio Ghibli aus dem Ruhestand zurück. Sieben Jahre lang arbeitete das Studio an diesem Meisterwerk, das 2024 den Oscar für den besten animierten Langfilm erhielt.
Für die ganze Familie geeignet sind neben «Sauvages» auch «Sirocco et le royaume des courants d’air», worin zwei Schwestern unverhofft in die magische Welt ihres Lieblingsbuches geraten; die vier Coming-of-Age-Geschichten «The Colors Within» (JP 2024), «Living Large» (CZ/SK/FR 2024), «Look Back» (JP 2024) und «Tender Metalheads» (ES 2023); «Slocum et moi» des französischen Altmeisters Jean-François Laguionie oder das nächste Abenteuer von «Ernest & Célestine – Le voyage en Charabie» (FR/LU 2023).
For Kids & Teens
Neben aktuellen Langfilmen gibt es weitere Angebote «For Kids and Teens»: So laden die Schweizer Jugendfilmtage den Nachwuchs der Schweizer Animationsfilmszene zum «Talent Industry» ein: Neben einem kurzen Filmprogramm gibt es dort Inputs der Profis, u.a. in einem Workshop mit dem vielfach ausgezeichneten Animationsfilmemacher Osbert Parker. Letzterer lädt in «Adventures in Pixilation» ein, Ideen für 30-Sekunden Filme mit Pixilation umzusetzen.
In «Kids for Kids» und «Toons by Teens» präsentieren die jüngsten und jüngerenTalente bis 12 bzw. bis 17 Jahre ihre herausragenden animierten Werke auf der grossen Leinwand. Am Mittwochnachmittag und am Wochenende findet ausserdem wieder der beliebte Walk-In Workshop im Merker-Areal statt. Und zum 50. Seriengeburtstag von «Heidi» (Hayao Miyazaki und Isao Takahata) zeigt Fantoche die ersten drei Episoden der Animeserie der beiden späteren Studio Ghibli-Gründer.
Aktuelle Kurzfilme gibt es wie jedes Jahr bei «Panorama Teens» und im Kinderfilmwettbewerb.
Wettbewerbe
2024 haben die Fantoche-Selektionsteams aus insgesamt 2'800 Einreichungen 64 animierte Kurzfilme ausgewählt. Weitere 21 eingereichte Filme werden in drei «Panorama»-Programmen gezeigt.
Vom 3. bis 8. September 2024 werden sich diese im Internationalen Wettbewerb, im Schweizer Wettbewerb und im Kinderfilm-Wettbewerb der Jury und dem Publikum präsentieren.
Neu zählt Fantoche zu den BAFTA qualifying Festivals.
cp
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