BÜRO DLB - IDEE-REALISATION-KOMMUNIKATION
Daniel Leutenegger, Rathausgasse 18, CH-3011 Bern, www.ch-cultura.ch

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ZUM TOD VON LORIOT: ERINNERUNG EINES EHEMALIGEN SCHüLERZEITUNGSREDAKTORS, MIT IMMERWäHRENDEM DANK UND RESPEKT

ZUM TOD VON LORIOT: ERINNERUNG EINES EHEMALIGEN SCHüLERZEITUNGSREDAKTORS, MIT IMMERWäHRENDEM DANK UND RESPEKT

23.08.2011 Sommer 1972: Vicco von Bülow und die Wachsmatrize aus Bremgarten b. Bern


Foto: Diogenes

Ein 17jähriger Schüler war ich, einer von drei Redaktoren der Schülerzeitschrift "jutis". Wir planten in den Sommerferien 1972 ein Sonderheft zum Thema "Loch". Ich ging an meine Aufgabe, Gastautoren anzufragen, Künstlerinnen und Künstler um - natürlich blumig verkaufte ehrenamtliche - Mitwirkung zu bitten.

Loriot genoss bei uns allen schon damals höchste Anerkennung, "Kultstatus", wie man heute sagen würde: sein unvergleichlicher, für uns komplett neuartiger Humor haute uns glatt um und liess uns dann erst noch nachdenken; seine Fernsehauftritte machten ihn zu unserem ersten wirklichen Star; seine Zeichnungen wurden zu einer Art Tauschgeld für gute Laune.

Besonders aber imponierte uns, dass "so einer" (aus bestem altem Hause, mit besten Manieren und noblem Tuch ausgestattet) den Nerv der Zeit und generationenübergreifend den Lachmuskel traf, also auch bei uns in unseren "schwierigen Jahren".

So schrieb ich dem Loriot an einem Juli-Morgen also unbekümmert, gutgelaunt und jugendfrisch einen Brief, erzählte ihm von unserer Zeitung mit ihrer Auflage von 120 Stk. und der "Loch"-Idee. Ausführlicher erklärte ich Loriot unsere Druck-Technik: den formidablen Umdruck mit Wachsmatrize und Spiritus.

Zum besseren Verständnis legte ich Loriot eine von viel Karton geschützte Carfa-Matrize bei mit der Bemerkung, dass wir uns sehr freuen würden, wenn er darauf eine Zeichnung zum Thema "Loch" anfertigen würde, ohne es zu unterlassen, den berühmten Herrn von Bülow darauf hinzuweisen, dass er vor dem gefl. Gebrauch bzw. Zeichnen bitte das Zwischenblatt entfernen und wenn möglich einen Kugelschreiber zum besseren Durch-Druck verwenden möge.

Kein Monat verging in diesem schönen Sommer 1972, bis dass der Bremgartner Pöstler mir einen kartonierten, schwungvoll beschrifteten und wie mir schien geradezu feierlich frankierten Umschlag aus Deutschland brachte, mit köstlichem kostbarem Inhalt: einer technisch vorbildlich gehandhabten und humoristisch vollkommen gefüllten Matrize zum Thema "Loch". Signiert: Loriot 10.8.72.

Heute noch freue ich mich gewiss täglich an der gerahmten Loriot-Loch-Nummer-Matrize in meiner nächsten Nähe, und sie ist mir über all die Jahre schon und immer noch Ansporn für professionelles Arbeiten gerade auch in unterhaltenden Fächern, für respektvolles Kenntnisnehmen von Bedürfnissen auch ungeahnter Art, für eine gewisse feine humorvolle Noblesse, die wir uns eigentlich alle wünschen für uns selber und für unsere Mitmenschen erst recht.

Daniel Leutenegger, Büro dlb

Bilder: © Loriot - Scan: dlb

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Loriot alias Vicco von Bülow ist gestorben

12.11.1923 - 22.8.2011

Loriot alias Vicco von Bülow, geboren am 12. November 1923 in Brandenburg an der Havel, ist am Montag Nacht, 22. August 2011 in Ammerland am Starnberger See an Altersschwäche gestorben. Die Bestattung findet im engsten Familienkreis statt.

Loriot studierte Malerei und Graphik an der Hamburger Landeskunstschule. Seine humoristischen Arbeiten in "Stern" und "Quick" machten ihn berühmt, obwohl sich anfangs einige Abonnenten über die "blöden und abstossenden Hundebilder" ereiferten. Diese Serie ergab dann 1954 Loriots erstes Buch im jungen Zürcher Diogenes Verlag, der keine Leserbriefe bekommen konnte, weil er noch keine Leser hatte. Was sich grundlegend änderte: "Auf den Hund gekommen" und weitere Bücher fanden Millionen Käufer.

Ab 1967 stellte Loriot auf einem roten Biedermeiersofa in der Fernsehsendung "Cartoon" seine Sketche und Zeichentrickfilme vor.

Loriot wirkte als Autor, Regisseur und Hauptdarsteller in "Ödipussi" und "Pappa ante portas", zwei der erfolgreichsten deutschen Kinokomödien.

Loriot war Mitglied der Akademie der Schönen Künste und lebte am Starnberger See und in Berlin.

Loriot, u.a. Träger des "Grossen Verdienstkreuzes mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland", wurde mit zahlreichen Film- und Fernsehpreisen ausgezeichnet. Bereits 1973 bekam er den "Grimme-Preis in Silber", 1984 den "Erich-Kästner-Preis für Literatur" und 2004 den "Jacob-Grimm-Preis" für seinen "Einsatz um die deutsche Sprache". Zuletzt erhielt Loriot 2007 den "Wilhelm-Busch-Preis" für sein Lebenswerk und 2009 den "Lola-Ehrenpreis" der Deutschen Filmakademie.

Loriot zählte zu den ersten Autoren des Zürcher Diogenes Verlags. In fast sechzig Jahren erschienen 114 verschiedene Bände von Loriot-Büchern bei Diogenes, in einer Gesamtauflage von mehreren Millionen Exemplaren. Das letzte Buch von Loriot, "Bitte sagen Sie jetzt nichts", Gespräche mit Loriot aus vier Jahrzehnten, war geplant für November 2011, es erscheint jetzt Mitte September 2011.

Quelle:

http://www.diogenes.ch/leser/aktuell/news/709

Mehr:

http://www.loriot.de/

http://jboard.loriot.de/jboard/v3/home/redirect.htmlo

http://de.wikipedia.org/wiki/Loriot

http://www.tagesschau.de/kultur/loriot152.html

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,781856,00.html

http://www.welt.de/kultur/article13560473/Der-grosse-Humorist-Loriot-ist-tot.html

http://www.faz.net/artikel/S31013/loriot-ist-tot-ganz-nah-an-der-wirklichkeit-und-doch-einen-halben-schritt-daneben-30489926.html

http://www.zeit.de/kultur/film/2011-08/loriot-gestorben

http://www.stern.de/kultur/tv/loriot-deutschlands-groesster-humorist-515361.html#utm_source=sternde&utm_medium=header&utm_campaign=top-thema-4&utm_content=Loriot

http://www.derbund.ch/kultur/theater/Wie-er-uns-blossgestellt-hat-war-hohe-Schule/story/13395411

http://www.drs1.ch/www/de/drs1/sendungen/hoerbuehne/125065.sh10190750.html

http://www.drs.ch/lib/player/radio.php?audiourl=rtmp%3A%2F%2Fcp23910.edgefcs.net%2Fondemand%2Fmpc%2Fdrs1%2Fechoderzeit%2F2011%2F08%2F110823_echo_08_holliger.mp3&sg=10000008&sh=10190787&type=popup&skin=srdrs

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