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"AUSGEZEICHNET – DER KARIKATURIST HANSJÖRG SCHWEIZER (1946-2012)"

"AUSGEZEICHNET – DER KARIKATURIST HANSJÖRG SCHWEIZER (1946-2012)"

19.08.2018 Ausstellung im Museum zu Allerheiligen Schaffhausen, bis am 14. Oktober 2018


Bilder: Hansjörg Schweizer, Museum zu Allerheiligen, Depositum Sturzenegger-Stiftung, Fotos: Jürg Fausch, Schaffhausen

Über 40 Jahre hinweg hat der Karikaturist Hansjörg Schweizer (1946-2012) die Leserinnen und Leser der «Schaffhauser Nachrichten» vergnügt in die Woche geschickt.

Glücklicherweise hat im Frühjahr 2018 ein umfangreicher Teil des Nachlasses (2'075 Zeichnungen) seinen Weg in die grafische Sammlung des Museums zu Allerheiligen gefunden. Mit einer Ausstellung und Publikation wird sein Schaffen nun neu belebt und gebührend gewürdigt.

Schon zu Schweizers Lebzeiten fanden immer wieder kleine Ausstellungen in Galerien und anderen öffentlichen Örtlichkeiten statt, die seine Freunde, Gönner und ein treues Publikum anzogen.

Seine Zeichnungen wurden nicht nur in den «Schaffhauser Nachrichten» publiziert, sondern gelegentlich auch im «Tages-Anzeiger» und in der «Neuen Zürcher Zeitung». Das landesweit diesbezüglich wichtigste Blatt und quasi Olymp für Karikaturisten, der «Nebelspalter», hat ihn bedauerlicherweise nie aufgenommen. Das hat Hansjörg Schweizer aber keineswegs entmutigt. Er blieb zeitlebens in seinem Schaffen und auch in seinem Leben ein unabhängiger Geist.

Hansjörg Schweizer steht in der Schaffhauser Karikaturenlandschaft nicht allein auf weiter Flur. Ganz im Gegenteil reiht er sich in eine kleine, illustre Gesellschaft von Künstlerinnen und Künstlern ein, deren Werke einen starken Hang zur humorvollen, ja bisweilen satirischen Überzeichnung ihrer Zeit und ihrer Zeitgenossen zeigen. Das waren Caroline Mezger (1787-1843), Johann Jakob Oechslin (1802-1873), Arnold Oechslin (1885-1960), Hedwig Offermann (1887-1914), femme peintre und Fritz Bünzli (1918-2011), ein Zeitgenosse Schweizers.

Sie alle beobachteten ihre Umgebung genau und hielten so die Menschen und die Geschehnisse ihrer Zeit immer wieder in ironischer, ja spöttischer Weise fest. Drei weitere Karikaturisten und zeitweise Weggefährten von Schweizer und Bünzli sind noch zu erwähnen. Alle fünf haben 1981 gemeinsam in der Galerie an der Stadthausgasse ausgestellt: Christian Turpain, Fredy Deola und Gamin Ulmer. In ihrem Schaffen hatten sie jedoch keine vergleichbare Kontinuität.

Was die Vorbilder betrifft, gab es einen Künstler, der die meisten beeinflusste, ob stilistisch, inhaltlich oder beides: Honoré Daumier (1808-1879). Seine Karikaturen erschienen vor allem in den Zeitschriften «La Caricature» und «Le Charivari». Letztere, eine Tageszeitung, erschien siebenmal die Woche. Während 40 Jahren, von 1833 bis 1872, steuerte Daumier etwa 3'900 Lithografien und Hunderte von Holzschnitten bei. Die meisten Blätter nahmen politische Ereignisse und die Obrigkeit ins Visier, aber auch alles übrige Menschliche entkam der Feder Daumiers nicht.

Diese Karikaturen waren weit über Frankreich hinaus bekannt, nicht zuletzt auch in Schaffhausen. Vom Maler und Sammler Hans Sturzenegger kam 1940 ein Konvolut von 105 Lithographien und Holzschnitten Daumiers in die graphische Sammlung des Museums zu Allerheiligen. Sie wurden durch 63 weitere, von der Sturzenegger-Stiftung erworbene Werke ergänzt.

Wie weit Hansjörg Schweizer von Daumier beeinflusst war, sei dahingestellt. Beiden gemeinsam aber war die umfassende karikaturistische Tätigkeit. Beide haben über vier Jahrzehnte hinweg in erster Linie für Zeitschriften gearbeitet, um zu einem schmalen Verdienst zu kommen.

Auch Tomi Ungerer, von Hansjörg Schweizer bewundert, nahm keinen stilistischen Einfluss auf sein Schaffen. Schweizers Figuren sind unverkennbar. Mit der ausgeprägt langen Nase bewegen sie sich im biederen Interieur daheim in der guten Stube, im Restaurant, an der Bar, beim Arzt, und unterwegs.

Thematisch vielfältig sind die in knappen Strichen formulierten «Botschaften», die das ganze Spektrum menschlichen Seins liebevoll, bisweilen spitz aufs Papier brachten. Das waren unter anderem vergnügliche Alltagsmomente und pointiert festgehaltene Statements zu den Fest- und Feiertagen, zu Gesundheit, Sport, Gastronomie, Beruf, Finanzen, Reisen; auch die Natur und die Umwelt mit Mensch und Tier sowie die Politik und das Militär blieben nicht verschont. Egal, ob seine Karikaturen kurze Statements begleiten oder ob es wortlose Zeichnungen sind, sie treffen ins Schwarze.

Es machte Hansjörg Schweizer offensichtlich Spass, genau zu beobachten, und was er da so alles sah, schnell und mit wenigen Strichen auf den Punkt zu bringen. Das kann man in seinen Zeichnungen sehen und spüren. Aber ebenso sicher machte es ihm nicht immer Spass, denn wer genau beobachtet und somit einen siebten Sinn für die Freuden und Leiden der Spezies Mensch entwickelt, der spürt unterschwellig wohl auch immer wieder die Trauer, das Leid, das Mitleid und Mitleiden. Schweizer stand nicht ausserhalb, er war einer von uns.

Es gab nichts, was Hansjörg Schweizer nicht herausforderte und was er nicht mit «extrem feinem Gespür für unsere Hilflosigkeit» zeichnerisch auszudrücken vermochte, wie es Wolfgang Schreiber in seinem Nachruf in den «Schaffhauser Nachrichten» 2012 treffend ausdrückte. Sein waches Auge für das Menschliche, Allzumenschliche, dem nichts entging, und seine spürbare Lust am Zeichnen faszinieren noch heute.

In der Ausstellung wie auch in der dazu erscheinenden Publikation wird eine grössere Auswahl an Zeichnungen vorgestellt.

Hortensia von Roda

Publikation

Ausgezeichnet. Hansjörg Schweizer und seine spürbare Lust am Zeichnen.

Mit Beiträgen von Hortensia von Roda, Martin Schweizer, Max Baumann, Gregor Fischer, Sandro Stoll. Sturzenegger-Stiftung im Museum zu Allerheiligen. Schaffhausen, 2018.
 CHF 35.-

Kontakt:

https://www.allerheiligen.ch/de/wechsel-und-sonderausstellungen/aktuell/item/1245-ausgezeichnet

hansjörg schweizer

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