ZUM TOD DES SCHWEIZER FOTOGRAFEN HANS DANUSER
31.08.2024 Der am 19. März 1953 in Chur geborene Schweizer Künstler und Fotograf Hans Danuser (Bild) ist am 26. August 2024 gestorben. Sein bekanntester Werkzyklus ist "In Vivo", worin er sich mit "Tabu-Zonen der Gesellschaft" wie der Genforschung oder der Atomphysik, beschäftigte und der ihn international bekannt machte. Seit den 1990er-Jahren lag Danusers Fokus in Ergänzung zur Fotografie vermehrt auf transdisziplinären (Forschungs-)Projekten in Kunst und Wissenschaft. Hans Danuser gehört zu den Wegbereitern zeitgenössischer Fotografie in der Schweiz. Seine Werke wurden in bedeutenden Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland gezeigt. Er wurde eingeladen zu internationalen Veranstaltungen wie den Biennalen von Venedig oder Lyon. Danusers Arbeiten sind in öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten, so u. a. dem Kunsthaus Zürich, dem Aargauer Kunsthaus, dem Fotomuseum Winterthur, dem Metropolitan Museum of Art und dem Museum of Modern Art, New York. Im Mai 2024 übergab Danuser sein Archiv als Schenkung der Fotostiftung Schweiz. (*)
Bild: Hans Danuser in seinem Zürcher Atelier – Foto: © Ralph Feiner
Bild: © Hans Danuser Eggberg XII
Bündner Fotopionier Hans Danuser stirbt im Alter von 71 Jahren
Der international bekannte Bündner Fotograf und Künstler Hans Danuser ist im Alter von 71 Jahren gestorben. Die Fondazione Garbald in Castasegna GR, bei der Danuser als Ehrenpräsident engagiert war, bestätigte einen entsprechenden Medienbericht am Samstag auf Anfrage.
Die «Südostschweiz» hatte zuerst darüber berichtet. Der 1953 in Chur geborene Danuser galt als einer der Wegbereiter der zeitgenössischen Fotografie in der Schweiz ab den 1980er-Jahren. Seine Werke wurden in bedeutenden Ausstellungen hierzulande und im Ausland gezeigt.
SDA/anf
Mit seiner fotografischen Arbeit wurde Hans Danuser international berühmt. Jetzt ist er im Alter von erst 71 Jahren überraschend gestorben.
Olivier Berger
https://www.suedostschweiz.ch/kultur/todesfall-der-buendner-fotopionier-hans-danuser-ist-gestorben
Grisons photography pioneer Hans Danuser dies at the age of 71
The internationally renowned Graubünden photographer and artist Hans Danuser has died at the age of 71. The Fondazione Garbald in Castasegna GR, of which Danuser was honorary president, confirmed a corresponding media report on Saturday on request.
Danuser gehört zu den Wegbereitern eines neuen konzeptuellen Ansatzes, der Ästhetik, Wissenschaft und drängende Fragen der Gegenwart miteinander verknüpft.
Wie das bereits 2022 übernommene Archiv von Balthasar Burkhard ist das Werk von Hans Danuser zwar wesentlich der Fotografie verpflichtet, hat aber auch einen festen Platz im grösseren Kontext der zeitgenössischen Kunst. In enger Zusammenarbeit mit dem Künstler hat die Fotostiftung Schweiz (...) ein Konzept zur schrittweisen Überführung und langfristigen Betreuung seines Archivs entwickelt.
Mit dem 1989 vollendeten Zyklus «IN VIVO» fand der 1953 in Chur geborene Hans Danuser in der Kunstwelt international Beachtung. Der Zyklus befasste sich mit gesellschaftlich und politisch brisanten Themen und nutzte dafür eine innovative Bildsprache, die sich nicht nur auf vielschichtige Information fokussierte, sondern auf visuelle und ästhetische Sensibilisierung setzte. Danusers «IN VIVO»-Aufnahmen aus gut abgeschirmten Zonen und Zentren der Macht und Wertschöpfung wie Goldmarkt, Kernenergie, Biotechnologie oder Genforschung kippen von der Gegenständlichkeit in die Abstraktion und vermitteln dem Betrachter das Gefühl eines Kontrollverlusts.
Mit seiner seriellen und prozesshaften Konzeption von «IN VIVO» hat Hans Danuser auch massgeblich den heutigen Diskurs zwischen den Naturwissenschaften und den Künsten vorweggenommen und mit angestossen.
Auch in den Arbeiten ab den 1990er-Jahren in international anerkannten Forschungslabors – wie etwa bei seinen grossformatigen «Frozen Embryo Series» – fand der Künstler eindringliche Metaphern für die bedrohlichen Entwicklungen der einsetzenden Globalisierung und einer Gesellschaft, deren Institutionen und Grundwerte zunehmend erodieren – dies dann explizit in seinen auf Langzeitbeobachtung angelegten «Erosion»-Zyklen der 2000er-Jahre. Ausgehend von einer damals aufkommenden Sensibilisierung für den Klimawandel, visualisiert Hans Danuser eindringlich die Kraft der Erosion als globales Phänomen, das nebst dem geologischen Aspekt im heutigen globalen und wirtschaftlichen Kontext eine soziale Dimension erhält – scheinbar Festes, Bestehendes wird aufgelöst, Felsen erodieren, Macht wird umverteilt.
Der Künstler greift hierfür auf geologisches Material wie Schiefergestein, auf mineralische Elemente oder gar auf die Sprache zurück, um über die Grenzen des Mediums Fotografie hinauszugehen. So gehören zu seinem künstlerischen Repertoire auch algorithmische Schrift-Bild-Installationen, Materialforschung, Kunst am Bau unter Einbezug der Betroffenen und ungewöhnliche Präsentationsformen: bei der Ausstellung «Frost» im Fotomuseum Winterthur (2001) legte er zum Beispiel seine grossformatigen Tableaus auf dem Boden aus – eine Première in der Fotografie.
Internationale Resonanz fanden auch seine Kollaborationen mit andern Künstler- und Forschungspersönlichkeiten wie zum Beispiel in den Projekten «PARTITUREN UND BILDER» mit dem Architekten Peter Zumthor, «Wildwechsel – HELL DUNKEL» mit dem Schriftsteller Reto Hänny, «THE LAST ANALOG PHOTOGRAPH» mit Reinhard Nesper, Laboratorium für anorganische Chemie der ETH Zürich (LAC) und die Projektentwicklung zu «NEUERFINDUNG DER FOTOGRAFIE – Hans Danuser-Gespräche, Materialien, Analysen» mit Bettina Gockel, Institut für Kunstgeschichte der Universität Zürich.
Neben vielen grossformatigen Bildern umfasst sein Werk auch die gut dokumentierten Prozesse seines Schaffens im Schnittbereich zwischen Forschung, Lehre und künstlerischer Praxis. Diese Prozesse spiegeln sich insbesondere im Hans Danuser-Archiv, das der Künstler nun der Fotostiftung Schweiz übergibt. Es enthält nicht nur zahlreiche Dokumente und Vergrösserungen mit Ausstellungsqualität, sondern auch die Unterlagen zu den Projektentwicklungen, die von der Fotostiftung auszugsweise öffentlich zugänglich gemacht werden sollen.
Hans Danusers Arbeiten sind u.a. in folgenden öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten: Kunsthaus Zürich, Sammlung George Reinhart, Sammlung Walter A. Bechtler, Fotomuseum Winterthur, Metropolitan Museum of Art New York, Sammlung Howard Stein New York, MoMA (Museum of Modern Art New York), Aargauer Kunsthaus, Kunstmuseum Graubünden. Seine Arbeit wurde mehrfach mit Eidgenössischen, Kantonalen und Städtischen Kunststipendien und Preisen ausgezeichnet.
(22.05.2024)
Bild: Hans Danuser, Erosion II – Bodeninstallation, 2000–2006, 6-teilig (II 1–II 6), Fotografie auf Barytpapier, je 150 x 140 cm, Bildinstallation im Fotomuseum Winterthur © Hans Danuser, http://www.hans-danuser.ch – Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.en – Datei: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hans_Danuser_Erosion_II_VI1-6.jpeg
Videos:
Hans Danuser
Schweiz, Aarau, AG: Das Kunsthaus stellt den Fotografen Hans Danuser mit 7 Werkgruppen zu Themen wie "Chemie", "Medizin", "Gold" zur Schau
21.05.1989, 5 Min
Fotografien von Hans Danuser
Schweiz: Das Werk des Künstlers und Fotografen Hans Danuser wird vorgestellt
28.05.1993, 5 Min
Fotograf Hans Danuser
Schweiz, Zürich, ZH: Ausstellung Fotografien von Hans Danuser im Kunsthaus
11.04.1996, 3 Min
Hans Danuser
Seit 20 Jahren taucht der Bündner Hans Danuser immer tiefer ein in Tabuzonen der Gesellschaft, wie Genforschung oder Atomphysik. 27.11.2005, 12 Min
Kurzfilm zum Thema Spiegel: Hans Danuser – Fotograf, 2019
https://www.youtube.com/watch?v=Gb33_zVzlj4
Mehr:
https://hansdanuser.ch/hans-danuser
https://fotostiftung.ch.zetcom.net/de/artists/artist/1115/
https://recherche.sik-isea.ch/de/sik:person-4000221:exp/in/sikart/actor/list
https://foto-ch.ch/persons/detail/20194
https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=119165570
https://archive.ph/20150209105315/http://www.fotoszene.gr.ch/fotografen.php?id=5&s=4
https://www.fotoszene-gr.ch/fotografen.php?id=5
https://www.arthistoricum.net/kunstform/rezension/ausgabe/2016/3/26471
https://en.wikipedia.org/wiki/Hans_Danuser
(*) https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Danuser_(K%C3%BCnstler)#cite_note-obit-1
#Hans Danuser #CHcultura @CHculturaCH ∆cultura cultura+
Auf www.ch-cultura.ch u.a. erschienen:
https://test.ch-cultura.ch/museum-ausstellung-galerie/hans-danuser-dunkelkammern-der-fotografie/
https://test.ch-cultura.ch/museum-ausstellung-galerie/hans-danuser-der-fujiyama-von-davos/
Bild: Hans Danuser, In Vivo, 1980–1989, Chemie I (VI 1), Fotografie auf Barytpapier, 50 × 40 cm, Aufgenommen in der Forschung, Analytik und Produktion bei der Pharmakologie und Chemie. © Hans Danuser, 1989, http://www.hans-danuser.ch – Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.en – Datei: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hans_Danuser_INVIVO_ChemieIVI1.jpeg
---
Nachtrag vom 02.09.2024:
Zum Tod von Hans Danuser
Der renommierte Schweizer Künstler und Fotograf Hans Danuser ist am Montag, dem 26. August 2024, unerwartet verstorben. Erst im Mai 2024 hatte er sein Archiv der Fotostiftung Schweiz als Schenkung übergeben. Danuser gehörte zu den Wegbereitern neuer konzeptueller fotografischer Ansätze, die künstlerische Forschung, Wissenschaft und drängende Fragen der Gegenwart miteinander verknüpften.
Nachtrag vom 03.09.2024:
In Hans Danusers Werk wird jeder Moment zeitlos
Angelika Affentranger-Kirchrath
https://www.nzz.ch/feuilleton/in-hans-danusers-werk-wird-jeder-moment-zeitlos-ld.1846731