ZUM TOD DES ÖSTERREICHISCHEN MALERS UND AKTIONSKÜNSTLERS HERMANN NITSCH
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19.04.2022 Der am 29. August 1938 in Wien geborene österreichische Maler und Aktionskünstler Hermann Nitsch (Bild) ist am 18. April 2022 in Mistelbach gestorben. Er war mit seinen öffentlichen Malaktionen und dem Orgien-Mysterien-Theater einer der bekanntesten und auch umstrittensten Künstler Österreichs. "In den frühen 1960er-Jahren führte seine Arbeit zu ständigen Konfrontationen mit den Behörden und mehrwöchigen Gefängnisaufenthalten, die den Künstler 1968 veranlassten, nach Deutschland überzusiedeln. Nach grossen Erfolgen des Orgien-Mysterien-Theaters Ende der 1960er-Jahre in den USA und Deutschland führte Nitsch während der 1970er-Jahre in vielen europäischen und nordamerikanischen Städten Aktionen durch."*
Foto: Harald Peki, 2009. - Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/legalcode - Datei: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Hermann_Nitsch_2009.jpg
"Sein Werk wird weiterleben"
Mit Hermann Nitsch ist am Montag einer der bedeutendsten und prägendsten Künstler Österreichs verstorben. Der Mitbegründer des Wiener Aktionismus polarisierte mit seinen Werken wie kein anderer. Stimmen aus der Politik würdigten am Dienstag sein Schaffen. Bundespräsident Alexander Van der Bellen: "Sein Werk wird weiterleben."
https://orf.at/stories/3260608/
Der gehasste und geliebte Aktivist
Der Mitbegründer des Wiener Aktionismus entwickelte eine eigenständige Kunstpraxis, das Orgien-Mysterien-Theater, bei dem er Text, Musik, Malerei und Performance gesamthaft verknüpfte. Höhepunkt war das 1998 auf Schloss Prinzendorf umgesetzte 6-Tage-Spiel.
Nitsch wurde neben vielen anderen Auszeichnungen 1984 mit dem Kunstpreis für Bildende Kunst und 2005 mit dem Großen Österreichischen Staatspreis geehrt.
https://kurier.at/amp/kultur/aktionskuenstler-hermann-nitsch-gestorben/401977754
In seinen eigenen Augen war er Religionsarchäologe und Therapeut, Erlöser und Synästhet, Seinsmystiker und Festefeierer, ein Kosmopolit, der in Österreich lebt, und ein Fan des Weinviertels, Anarchist und Verächter der Pensionierung, Genießer alles Fleischlichen und dabei talentloser Koch, war er Caesar, Nero, Wagner "und alles, was je war". Aus der Sicht der Kunstwelt war er der wichtigste Vertreter des Wiener Aktionismus. Dessen gesamtkunstwerklichen Anspruch, ritualisierten Exzess und vielleicht auch Sackgassen hat niemand so konsequent und unbeirrbar vertreten wie Hermann Nitsch.
Michael Freund
Den Exzess ins Museum gebracht
Hermann Nitsch hat als einer der wenigen österreichischen Künstler alles erreicht, was in diesem Land an Ehren möglich ist: Er bespielte Burgtheater und Oper, wurde in allen Wiener Museen gezeigt, er bekam den Staatspreis und 2007 ein eigenes Museum im niederösterreichischen Mistelbach, wenig später noch eins in Italien nahe Neapel.
Ein harmoniesüchtiger Provokateur
Schon der junge Gebrauchsgrafiker, der unter anderem am Wiener Technischen Museum jobbte, hatte ein tiefgehendes Interesse für Philosophie, Geschichte, Mystik und Religionen. Später sagte er: "Ich war alles. Ich war Napoleon, ich war Christus, ich war Nietzsche, ich war Schopenhauer, und ich werde alles sein, was da noch kommt." Was aus der breiten Befassung, natürlich auch mit der Kunst der Zeit entstand, war eine andere Form der Malerei, die in Gestalt von Performances und Inszenierungen aus den Ateliers ausbrach.
Walter Titz
Blutbürger
Menschen, die unbedingt provozieren wollen, sind häufig die größten Moralisten. Wenn also Hermann Nitsch, ein Marathon-Provokateur vor dem Herrn, über 60 Jahre scheinreligiöse Blutorgien veranstaltete, und dafür bis heute der Blasphemie und der Grausamkeit beschuldigt wird, dann ist das für alle weniger empfindlichen Menschen ein klarer Hinweis: Hier waltet priesterlicher Aufrüttelungswille mit dem Ziel des besseren Menschen.
Till Briegleb
https://www.sueddeutsche.de/kultur/hermann-nitsch-kunst-oesterreich-nachruf-1.5568480
Blut und Prunk
Als „Protestkünstler“ sah er sich nie: „Mich hat eher das Ganze im kosmischen Sinn interessiert, und es wäre falsch zu glauben, meine Kunst sei eine politische Kunst“, betonte Nitsch, dessen Schaffen gewaltig auf die Performancekunst ausstrahlte. Marina Abramovic, John Bock, Christoph Schlingensief, und Paul McCarthy beriefen sich auf den gebürtigen Wiener.
Jens Hinrichsen
https://www.tagesspiegel.de/kultur/nachruf-auf-hermann-nitsch-blut-und-prunk/28261988.html
Blut, Kadaver und Eingeweide: Eher unappetitliche Werkstoffe waren das Markenzeichen von Hermann Nitsch. Einst kam die Polizei, später der Weltruhm.
feb/dpa
«Ich verlange von meinen Zuschauern, dass sie direkt sinnlich erleben sollen» – zum Tod von Hermann Nitsch
Der österreichische Aktionskünstler hat die Kunstwelt mit seinem «Orgien Mysterien Theater» aufgemischt, bekam aber wegen seiner blutrünstigen Aktionen immer wieder Ärger mit der Kirche und mit Tierschützern.
Kerstin Stremmel
Hermann Nitsch, Boundary-Pushing Pioneer of Viennese Actionism, Has Died at 83
Tessa Solomon
Audios / Videos:
HERMANN NITSCH. Die Passion ist das Negativ der Orgiastik
https://www.castyourart.com/hermann-nitsch-die-passion-ist-das-negativ-der-orgiastik.html
Hermann Nitsch in O-Ton und Bild
https://www.mediathek.at/index.php?id=1161&q[]=%22Nitsch%2C+Hermann%22
Hermann Nitsch und das Gesamtkunstwerk - Kosmischer Lärm
Diverses
https://www.youtube.com/results?search_query=herrmann+nitsch
https://vimeo.com/tag:hermannnitsch
Mehr:
https://www.nitsch-foundation.com/
https://www.nitschmuseum.at/de/startseite
https://www.imdb.com/name/nm00633002/
https://www.discogs.com/artist/65714-Hermann-Nitsch
https://www.art-directory.info/fine-art/hermann-nitsch-1938/
* https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Nitsch
https://en.wikipedia.org/wiki/Hermann_Nitsch
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