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Prix Photo 2011

Prix Photo 2011

18.11.2011 Fotoausstellung im Stadtsaal des Kornhausforums Bern, vom 18. November bis 11. Dezember 2011 - Freier Eintritt


Nach der erfolgreichen Lancierung im Jahr 2009 wurde der Prix Photo auch 2011 durchgeführt. Ausgeschrieben wurde der Talentförderpreis im Bereich der Fotografie im Rahmen eines Wettbewerbs. Veranstalterin ist die «Fondation BAT Switzerland», die eine lange Tradition in der Kunstförderung pflegt. Teilnehmen konnten sowohl professionelle Fotografinnen und Fotografen als auch Auszubildende, frisch im Berufsleben stehende Fotografen und Autodidakten über 18 Jahre.

Die besten Aufnahmen werden nun in der Ausstellung im Kornhausforum gezeigt.

Prix Photo 2011: Die ausgezeichneten Werke

Raphaël Verona und Thomas Rousset

L'évidence. Die Bilder von Raphaël Verona und Thomas Rousset hoben sich mit ihrer Unverfrorenheit und ihrer Überschwänglichkeit derart von allen andern ab, dass die Jury des Prix Photo 2011 keine Schwierigkeiten hatte, den ersten Platz zu vergeben.

Aufgenommen in La Paz (Bolivien), zeugen die Aufnahmen von einer schönen Formgebung. Raffinierte Belichtung, sorgfältige Kompositionen, hervorragendes Licht. Weit davon entfernt, lediglich einen Selbstzweck zu erfüllen, nutzen die Fotografen ihr technisches Know-how, um eine überraschende Erzählung über die Vergangenheit und Gegenwart der Andenländer zu schaffen.

Frauen und Männer, die von den bolivianischen Ureinwohnern abstammen und bis vor kurzem noch verachtet und sogar von den Machthabenden misshandelt wurden, tragen feierliche Gewänder. Kleider in üppigen Farben, die auf Fabeln und Legenden beruhen.

Die abgebildeten Menschen wurden in zeitgenössischen Räumlichkeiten oder in freier Natur fotografiert. Der Kontrast zwischen ihrer aussergewöhnlichen Aufmachung und den alltäglichen Orten, die sie umgeben, verstärkt die beunruhigende Eigenartigkeit der Bilder. Oder bringt viel eher einen Effekt des magischen Realismus hervor, um den Bogen zur literarischen Tradition aus Südamerika zu schlagen.

Wir, die Beobachteten und die Beobachter, schweben hier zwischen Traum und Wirklichkeit, zwischen dem Reich der Inkas und dem Bolivien von 2011. Ein Bolivien, das es geschafft hat - und es hoffentlich weiterhin schaffen wird! -, seine Urbevölkerung in einem Gesellschaftsprojekt mit dem Namen "bien vivir" ("gut leben") zu reintegrieren. Ein gutes Leben, das Tradition mit westlichen Einflüssen und Mutter Erde mit Globalisierung vereint.

Julien Berberat

In absentia. Die Protagonisten der Fotografien von Julien Berberat sind auf seinen Bildern nicht zu sehen. Den unglücklichen Roma, die im Zentrum von Genf, von Cornavin über die Brücke Pont de la Machine bis zu den Rues Basses, betteln, wird in Zukunft ein Bettelverbot auferlegt. Das hält sie zwar nicht vom Betteln ab (da sie kein Geld haben, machen ihnen Bussen keine Angst), brandmarkt sie aber noch mehr in den blinden Augen des Gesetzes.

Julien Berberat hat ihre Lieblingsorte eingefangen: hier eine Treppe, dort der Eingang zu einer Bank. Aber: Die Almosenbettler sind nicht da. Vielleicht sind sie nicht mehr da, oder noch nicht. Das fotografische Konzept ist nicht nur gut, es ist auch gerecht. Kein Voyeurismus, kein Pathos. Sondern eine plötzliche Erinnerung daran, dass diese bedürftigen Menschen auch einen Körper haben, Individuen und würdevolle Menschen sind, auch wenn sie in Not sind.

Das Fehlen der Protagonisten auf den Bildern widerspiegelt unseren eigenen flüchtigen Blick. In unserem Alltag nehmen wir die Bettler kaum wahr und wenn, vergessen wir sie sogleich wieder. Wir vermeiden sogar, sie anzusehen. Bettler in Genf? Gehen Sie weiter, es gibt nichts zu sehen!

Behutsam, aber auch starrsinnig, präsentiert Julien Berberat diese Menschen nicht auf Knien - er repräsentiert sie. Das ist nicht nur interessanter, sondern auch viel wirkungsvoller.

Matthieu Gafsou

Surexposition. Die Bilder von Matthieu Gafsou lassen immer ein wenig mehr Licht durch, als es gemäss den fotografischen Normen nötig wäre. Diese Leichtigkeit mit ihrem Überschuss an Helligkeit ist kein willkürlicher Effekt.

Vor dem Objektiv von Matthieu Gafsou ähneln Menschen und Dinge übersinnlichen Gestalten oder gar Erscheinungen. Nichts wird bewiesen, sondern mit Umsicht dargestellt, eher vermutend und zweiflerisch als in Form einer Behauptung. Diese ästhetische - und ethische - Voreingenommenheit, passt gut zur jüngsten Serie, die der Fotograf aus Lausanne Israel und den besetzten Gebieten gewidmet hat.

Welche Region der Welt wird stärker beleuchtet als diese? Welche Gegend hat eine unsicherere Zukunft als diese? Weit entfernt von den Klischees des altüberlieferten, aber immer noch aktuellen Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern, zwischen Juden und Arabern, nimmt Matthieu Gafsou das Tote Meer, den tiefst gelegenen Punkt der Erde, die Siedlungen und die ruhenden Kriegswaffen in der Wüste in den Fokus.

Die Bilder und die Absicht sind klar: Diese Realität wird von zu vielen Gewissheiten geblendet. Sie erinnert an die Szenerie eines hochdotierten Films, die Gestalten an schlafwandelnde Statisten zwischen zwei Aufnahmen. Unter gleissender Sonne, in unmittelbarer Umgebung neuer Bauten, die der Festung Massada gleichen, sind die Gesetze der Gravitation und des freien Falls wichtiger als irgendwo sonst. Bloss: Dieser Schwere kommt nur ihre Vergänglichkeit gleich.

Stéphanie Meylan

Humour. Wenn es eine Eigenschaft gibt, die in der Fotografie, mit Ausnahme einiger meisterhafter Gestalten wie Elliott Erwitt, nur selten vorkommt, ist es die, sich selber nicht allzu wichtig zu nehmen. Daher sollte der Slapstick-Ansatz von Stéphanie Meylan, die Comics, Rock und Rock-Comics mag, unterstützt werden.

In wenigen Bildern, die ebenso gut Sketche sein könnten, erzählt uns die Fotografin nicht die Abenteuer eines Superhelden, sondern die eines Hyperhelden. So zartgliedrig und schnurrbärtig, dass man ihn für einen Comic-Zeichner halten könnte, fliegt Hyperman durch abrissreife Gänge, fällt von einem steilen Weg hinunter, belichtet sich selber mit dem Blitz (Gordon!) und versteckt sich in seinem eigenen Kostüm. Dieses ist aus einem Sternenbanner geschneidert, denn bekanntlich hüllen sich nur Hyperhelden in solche Gewänder.

Hyperman kann nur eine fotografische Farce sein. Da er aber alle oder beinahe alle übernatürlichen Fähigkeiten besitzt, zeigt uns die Leidenschaft, mit der er sich den Abflugversuchen widmet, etwas anderes. Nämlich, dass der Weg in die Freiheit genauso wichtig ist wie die Freiheit selbst. Dass es besser ist, hoch hinaus zu wollen und vorauszuschauen als das Gegenteil - auch auf die Gefahr hin, dabei auf die Nase zu fallen.

Und dass die Fotografie nicht die von Roland Barthes gepriesene Kunstform des Todes ist, sondern für die Leichtigkeit des Lebens steht. Manchmal.

Texte: Luc Debraine

Kontakt:

www.prixphoto.ch

http://www.kornhausforum.ch/index.php?id=76&evt=172&step=4&pos=0

Ausgezeichnete Bilder:

http://www.prixphoto.ch/?locale=de_DE#/gewinner-2011/

 

 

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